Wanderung auf der Hossinger Leiter

Zwischen Eyach und Hochplateau

Die Hossinger Leiter bildete lange den einzigen Zugang von Hossingen hinunter zur Talgemeinde Lautlingen. Für die Menschen auf der Hochalb war es früher der kürzeste Weg zur Eisenbahn und zum Arbeitsplatz. Mit dem Traufgang Hossinger Leiter wird die historisch bedeutende Strecke heute zum landschaftlichen Genuss.

Thieringer Steig und Hossinger Weg

Bereits beim Ausgangspunkt lädt die Traufganghütte Brunnental zu schwäbischen Köstlichkeiten wie deftigen Vespertellern und Blechkuchen ein. Für die Wanderung passieren wir die Hütte, überqueren den Lauterbach und biegen zur Hossinger Leiter ab. Bereits auf diesem ersten Abschnitt sehen wir zu unseren Rechten die nach Osten abfallende Felswand

Dabei handelt es sich um den Gräbelesbergs. Beim ersten Anstieg durchqueren wir mehrere Waldstücke und Lichtungen, um am oberen Ende vom Thieringer Steigweg links auf den Hossinger Weg abzubiegen. Nach einer flach abfallenden Passage überqueren wir nochmals den Lauterbach, eh wir mit der Beschilderung des Traufgangs scharf rechts abbiegen.

Über Eisentreppen auf die Hossinger Leiter

Bald steigt der Weg wieder deutlich an, sodass wir zwischen den Bäumen hindurch eine helle Felswand sehen. Langsam nähern wir uns dieser bis hin zu den 1899 errichteten Eisentreppen der Hossinger Leiter. Gerne können wir dort kurz innehalten und uns vorstellen, was es für die Menschen wohl bedeutete, hier bei Wind und Wetter herunterzueilen, um den Zug zu erwischen. Am oberen Ende der einst wichtigen Verbindung lädt schließlich eine Schutz- und Grillhütte zum Verweilen ein. Dort biegen wir rechts ab.

Kübelhans- und Triebfelsen

Weiter bergan tangieren wir kurz den Rand einer Wiese, eh wir weiter durch den Wald zum Kübelhansfelsen gelangen. Laut einer Legende soll sich der Lautlinger Kübele-Hannes bei einem Grenzstreit durch Betrug einen Vorteil gegenüber seinem Hossinger Kontrahenten verschafft haben. Unweit des Felsens, an dem sich beide nach dem Wettlauf getroffen hatten, lädt ein weiterer Rastplatz ein und biegen wir rechts zum Triebfelsen ab. 

Nach einem Abschnitt am Waldrand passieren wir den Wegweiser Steige sowie eine Aussichtskanzel nordöstlich vom Heimberg. Schließlich nehmen wir den Anstieg hoch auf den Triebfelsen. Auf dem sonnenexponierten Felsen blühen im Frühjahr Küchenschellen und Kugelblumen. Da diese auch direkt am Wegrand sowie unter der Rastbank wachsen, ist Vorsicht geboten. Gleiches gilt für den Tritt vor an die Felskante, wo der Blick spektakulär in die Tiefe fällt.

Auf dem Gräbelesberg

Weiter entlang eines Kiefernwalds kommen wir als Nächstes zum Abzweig Gräbelesberg. Von dort führt uns der Weg in etwa geradeaus weiter auf eines der imposantesten archäologischen Denkmäler der Südwestalb. Der Traufgang Hossinger Leiter verläuft am Rand des Plateaus einmal um den Gräbelesberg herum. Insbesondere auf der Nordseite eröffnet uns dieser eine herrliche Sicht über das Eyach-Tal nach Laufen sowie zum gegenüberliegenden Felsenmeer.

Darüber sehen wir den Aussichtsturm der Schalksburg. Ebenfalls sehenswert ist ein zunächst unscheinbares Loch im Boden. Bei der Vertiefung handelt es sich um eine Art Kühlschrank, der über einen Pfad bzw. kurzen Tunnel von Norden her zugänglich ist. Nach der Runde über den Felsen kehren wir zum Abzweig Gräbelesberg zurück, wo wir nun links abbiegen und dem Traufgang auf wechselnden, gut beschilderten Wegen zurück ins Brunnental mit der Traufganghütte folgen.

Schutz hoch über der Eyach

Der Gräbelesberg bildet eine natürliche Trutzburg oberhalb der Eyach. Zu drei Seiten fällt der imposante Felsklotz steil bis senkrecht um die 300 Meter zum Talboden ab. Ohne Kletterausrüstung ermöglicht nur ein 40 Meter breiter Sattel den Zugang von der Hossingen Hochalb. Hinter der Engstelle riegeln zwei Wälle mit Außengräben das Plateau zusätzlich ab. Diese erstrecken sich von einer zur anderen Hangkante des Spornplateaus. Die Errichtung der Wälle ging dabei mit dem Aushub der bis zu drei Meter in den anstehenden Fels getriebenen Gräben einher. Komplettiert wird der Sperrriegel durch einen südlich des Sattels angelegten, 600 Meter langen stumpfwinkligen Wall. Auch ihm ist ein flacher, drei bis fünf Meter breiter Graben vorgelagert, aus dem das Material für den Wall gewonnen wurde.

Eindrücke unserer Wanderung über die Hossinger Leiter auf die Hochalb

Nach den deutlich im Gelände zu erkennenden Vertiefungen ist der Gräbelesberg benannt. Trotz der Größe der Verteidigungslinien ist bis dato nicht abschließend geklärt, wer hier Schutz gesucht hat – und wann. So erlauben Parallelen zu den Anlagen auf dem Rosenstein oder bei der gegenüberliegenden Schalksburg die Vermutung, dass sich hier keltische Stämme vor den südwärts ziehenden Germanen verschanzt haben. Bestärkt wird diese Annahme durch Scherbenfunde, welche aus der Hallstattzeit (800-450 v. Chr.) stammen. Funde aus dem 7. Jahrhundert deuten auf eine erneute Befestigung im Frühmittelalter. So wurden im 9. und 10. Jahrhundert so genannte Ungarnwälle angelegt, um die ab 899 einfallenden Steppenreiter aus Osteuropa abzuwehren und der Bevölkerung Schutz zu bieten.

Wiederverwendung alter Burgwälle

Neben wenigen Neubauten wurden damals vornehmlich bereits bestehende Wallanlagen ausgebaut und gesichert. Eine solche Wiederverwendung älterer Burgwälle ist aus dem bayrischen Eichstätt sowie aus St. Gallen bekannt. Klarheit über die Geschichte des Gräbelesberg könnten archäologische Untersuchungen bringen, die allerdings erst noch in Angriff genommen werden müssen.

Videos unserer schönsten Wanderungen

Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen im deutschsprachigen Raum.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Anfahrt mit dem Auto: Die Anfahrt erfolgt über die B 463 Balingen – Sigmaringen. Bei Albstadt-Laufen auf die Steinstraße abbiegen, anschließend dem Weg entlang der Gleise bis zur Traufganghütte folgen.
Anfahrt mit Bus & Bahn: Ab den Bahnhöfen von Laufen und Lautlingen sind zwei Zubringer mit je 1,6 km Länge ausgewiesen.
Tourencharakter: Der Aufstieg über die Hossinger Leiter erfolgt entlang von Felsen und über Leitertreppen. Danach führt ein kurzer Abschnitt über den Triebfelsen bis nahe an die Traufkante. Anschließend bequeme wanderbare Runde mit reizvollen Aussichten.

AusgangspunktTraufganghütte Brunnental (660 m)
KoordinatenN 48.2137, E 8.9323 (Parkplatz)
Gehzeit3 Stunden (reine Gehzeit)
Distanz9 km
Anstiege400 HM
Grad, AnforderungenT3 - Mittlere Wanderung als bequeme Runde, bis auf eine Leitertreppe
Einkehram Ausgangspunkt Traufganghütte Brunnental, Mi–So ab 11 Uhr, Tel. 07435/15 00
GPS-DatenWanderung Hossinger Leiter gpx
KML-DatenWanderung Hossinger Leiter kml​​​​​​​

Wanderkarte zur Hossinger Leiter

Höhenprofil

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