Vogelherdhöhle und Neandertalerweg im Lonetal

Wanderung auf den Spuren der Eiszeitjäger

Blick durch die Vogelherdhöhle im Lonetal Blick durch die Vogelherdhöhle im Lonetal

Der Neandertalerweg verbindet drei, von Eiszeitjägern genutzten Höhlen im Lonetal miteinander. Wo unsere frühen Vorfahren nach Rentieren Ausschau hielten und Mammuts erlegten, finden wir heute eine liebliche Landschaft, die reich an prähistorischen Schätzen ist.

Auf dem Neandertalerweg im Lonetal

Als Ausgangspunkt der Runde empfiehlt sich der Wanderparkplatz Lonetal direkt an der Landstraße von Bissingen nach Stetten. Er ist deutlich größer als die Parkplätze beim wenige Minuten entfernten Archäopark Vogelherd und frei von Gebühren. Den Archäopark werden wir als Höhepunkt des Ausflugs zum Ende der Tour besuchen. Wir folgen wir dem Symbol des Neandertalerwegs, ein mit Keule ausgestatteter Jäger, talaufwärts in Richtung Rahmenstein. Der Auftakt der Wanderung erfolgt also auf dem Lonetalweg. Beim Kochstein biegen wir zusammen mit dem Main-Donau-Bodensee-Weg (HW 4) links ab und queren den Talboden. Am gegenüberliegenden Waldrand orientieren wir uns rechts, sodass wir weiter talaufwärts zu den Hohlenstein-Höhlen laufen.

Der Löwenmensch vom Hohlenstein und prähistorische Malerei

Der Zugang zum Hohlenstein erfolgt über einen engen, von Hochstauden gesäumten Pfad. Die Höhle unterteilt sich in das Stadel, der Kleinen Scheuer und der Bärenhöhle. Aufsehen erregt hat insbesondere das Stadel. Ende der 1930er Jahre wurden hier um die 200 Elfenbeinfragmente gefunden. 1969 setzte Joachim Hahn die Fragmente zum Löwenmensch vom Hohlenstein zusammen.

Das Alter der 30 cm hohen Figur wird auf 32 000 Jahre geschätzt. Bereits 1923 wurde in der Kleinen Scheuer ein bemalter Kiesel entdeckt. Mit einem Alter von mindestens 15 000 Jahren zählt er zu den ältesten Malereien in Mitteleuropa. Der Name der Bärenhöhle geht auf etliche, hier gefundene Bärenknochen zurück. Bis zu einem Gitter sind die Höhlen zugänglich.

Bei der Bocksteinhöhle

Zurück auf dem Neandertalerweg biegen wir bei der Kreuzung erst links, einen Speerwurf weiter rechts auf den schmaleren Weg ab. Wo dieser in einen Forstweg mündet, biegen wir erneut rechts ab und wechseln, 700 Meter weiter, abermals rechts auf den Weg zur Bocksteinhöhle. Bis zur Bocksteinhütte bewegen wir uns auf einfachem Terrain. Von dort erfolgt der Abstieg auf felsigen Steilpfaden zur sehr kleinen Bocksteinschmiede (links) und Bocksteinhöhle. Zu den ältesten Fundstücken am Bockstein zählen verschiedene Steinartefakte und Geschossspitzen aus dem Aurignacien, also dem jüngeren Abschnitt der eurasischen Altsteinzeit. Der Zutritt in die einsturzgefährdete Höhle erfolgt auf eigenes Risiko.

Über Lindenau nach Stetten

Unterhalb vom Bockstein folgen wir dem Neandertalerweg zunächst in südlicher Richtung entlang des Waldrands, dann auf wechselnden Wegen durch den Bannwald Grubenwald bis zum Wegweiser Lehenhölzle. Wer die Wanderung mit einer Einkehr verbinden möchte, kann auf dem HW 2 zum Gasthaus zum Schlössle in Lindenau laufen und anschließend auf dem Jakobsweg auf den Themenweg zurückkehren. Andernfalls geht es ebenfalls auf dem HW 2 weiter in östlicher Richtung entlang des Walds sowie durch die Felder, dann durch den Wald. Nach knapp zwei Kilometern biegt der Themenweg links ab und führt uns über Wasserhau nach Stetten.

Durch Stetten zum Archäopark Vogelherd

Im Ort zweigt der Neandertalerweg rechts vom HW 2 ab bzw. nimmt einen Umweg durch die Allee am Gasthaus Zum Mohren vorbei. Nachdem wir auch das Rittergut Stetten passiert haben, geht es in der Verlängerung der Allee zurück auf den HW 2 sowie zum Gasthaus Adler. Wir biegen erst rechts in die Kirchstraße, 80 Meter weiter links ab und folgen dem mittlerweile vertrauten Neandertaler am Parkplatz vorbei sowie über den Hans-Voith-Weg zum Archäopark Vogelherd. Nach dem Rundgang durch das Freilichtmuseum erfolgt der Rückweg zum Wanderparkplatz Lonetal parallel zur Landstraße.

Das Kleine Mammut der Vogelherdhöhle

Als sich das Team um Nicholas Conard einen Lehmhügel vornahm, staunten sie nicht schlecht. Seit der ersten Ausgrabung im Jahr 1931 Jahren lagen etliche Kubikmeter Erde unbeachtet auf Halde. Zwar förderte schon damals Gustav Riek elf figürliche Kunstwerke zutage. Zu seiner Zeit wurde allerdings zu hastig und grob gearbeitet. Bis zu den zwischen 2005 und 2012 durchgeführten Nachgrabungen blieben fünf weitere Kunstwerke und zahlreiche Fragmente unentdeckt.

Eine dieser fünf Figuren ist »das kleine Mammut«. Die nur 4,9 Zentimeter große Figur eines Mammuts entstand vor 40 000 Jahren und blieb vom Erdreich geschützt nahezu komplett erhalten. Einzig der Rüssel ist abgebrochen. Allein dies ist eine wissenschaftliche Sensation, welche die Vogelherdhöhle als einen der ältesten Fundorte figürlicher Kunst der Menschheit weltweit auszeichnet. Zugleich zeugt das kleine Mammut durch viele Details von der Schaffenskraft des modernen Menschen sowie auch von seinen handwerklichen Fähigkeiten. Heute ist das Mammut als Wahrzeichen vom Archäopark Vogelherdhöhle in der Schatzkammer zu sehen.

»Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb« - ein UNESCO-Welterbe

Die Vogelherdhöhle selbst zeichnet sich durch ihre strategisch günstige Lage auf einem Felssporn aus. 20 Meter über der Lone ermöglichte sie, das Lonetal zu beiden Seiten zu kontrollieren. Über 100 000 Jahre nutzten unsere frühzeitlichen Vorfahren diesen Standort, um vorbeiziehende Tiere oder auch Gefahren aus sicherer Distanz zu erkennen. Sowohl als Behausung und Zufluchtsort als auch als Beobachtungsposten boten die Höhle und ihre drei Zugänge ideale Voraussetzungen, um sich während der Eiszeit zu behaupten.

Über unzählige Generationen hinweg haben ihre Bewohner der Nachwelt einzigartige Schätze hinterlassen und so eine der bedeutendsten Fundstätten geschaffen. Zusammen mit den benachbarten Höhlen Bockstein und Hohlenstein sowie dem Geißenklösterle, Sirgenstein und Hohlen Fels im Achtal ist die Vogelherdhöhle seit dem 9. Juli 2017 als »Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb« in die Liste des Welterbes der UNESCO eingetragen.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Anfahrt mit dem Auto: Von der A 7 Würzburg – Memmingen bei Ausfahrt 118 Niederstotzingen nach Bissingen abfahren. Der Beschilderung Richtung Archäopark bis zum Wanderparkplatz an der L1168.
Anfahrt mit Bus & Bahn: Ab dem Bahnhof Niederstotzingen bestehen Busverbindungen zur Haltestelle Stetten (Lontal) Kirche. Der Einstieg in die Runde erfolgt dann in Stetten.
Tourencharakter: Bis auf den steinigen, steilen Abstieg bei der Bocksteinhöhle einfache Runde auf meist breiten Forst- und landwirtschaftlichen Wegen.

AusgangspunktWanderparkplatz Lonetal (469 m)
KoordinatenN 48.5615, E 10.1903 (Parkplatz)
Gehzeit3-3,30 Stunden (reine Gehzeit)
Distanz11,5 km
Anstiege150 HM
Grad, AnforderungenT2 - Einfache Runde auf meist breiten Forst- und landwirtschaftlichen Wegen.
EinkehrAbseits der Strecke Gasthaus zum Schlössle in Lindenau, Gasthaus Zum Mohren, Adler, Parkcafé im Archäopark
GPS-DatenWanderung Neandertalerweg gpx
KML-DatenWanderung Neandertalerweg kml​​​​​​​

Wanderkarte zum Neandertalerweg

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5 km
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Höhenprofil

Strecke in kmHöhe in m-1012345678910111213480500520

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