Wanderung auf die Bassgeige bei Owen

Aufstieg zum Heidengraben der Kelten

Aussicht vom Brucker Fels über die Bassgeige

Der Heidengraben bei der Bassgeige von Owen bildet die größte bekannte keltische Befestigungsanlage auf der Alb und in Mitteleuropa. Nach Grabungen im Sommer 2020 gehen Forscher davon aus, dass hier bis zu 20 000 Menschen lebten. Unsere Runde verbindet das Oppidum mit dem Freilichtmuseum in Beuren.

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Der Aufstieg auf die Bassgeige

Die Bassgeige ist eine Berghalbinsel, die von oben betrachtet, einem Streichinstrument ähnelt. Der Aufstieg dorthin erfolgt auf dem Albsteig bzw. dem HW 1. Damit verlassen wir den Bahnhof von Owen in südlicher Richtung, wechseln bei der Schranke auf die andere Seite der Gleise und folgen der Markierung rotes Dreieck ans Gewerbegebiet vorbei in die von Obstwiesen geprägte Kulturlandschaft. Rund 600 Meter ab dem Ortsrand geht es rechts zum Wegweiser Bölle, wo wir nach Erkenbrechtsweiler abbiegen.

Auf zunehmend steileren Terrain tauchen wir in den Wald ein, kreuzen beim Wegweiser südöstlich Ameisenwinkel den Communbergweg und gelangen über eine Kehre hoch auf die Traufkante. Den größten Teil der Höhenmeter haben wir hier bewältigt. So können wir rechts gerne den Abstecher auf die Aussichtskanzel mitnehmen, die wir im Aufstieg passiert haben. Ansonsten wenden wir uns sogleich dem Brucker Fels zu. Beim Tritt an die Kante des Ausläufers liegen uns weite Teile des Lenninger Lautertals und des Albvorlands zu Füßen. Im Nordosten ist die Burg Teck zu erkennen. Links davon, oberhalb von Owen, lässt sich der Hohenbol durch die Baumgruppe auf der sonst waldfreien Bergkuppe leicht bestimmen.

Oppidum Heidengraben - keltische Festung mit Zangentor

Nach dem schweißtreibenden Auftakt folgen wir dem Albsteig über den Friedrichsfels und durch die Senke beim Halsenbrünnele zum Heidengraben. Wenige Schritte vor uns sehen wir das Zangentor. Über den als »Tor G« bezeichneten Durchlass befand sich ein Wehrgang. Ausgrabungen bis auf den Grund des keltischen Straßenpflasters förderten einige Schuh- und Hufnägel sowie auch eine keltische Silbermünze zutage. In der Rekonstruktion ist das alte Torhaus durch behauene Eichenpfosten gekennzeichnet. Nach dem Abstecher kehren wir zum Waldrand zurück, wo wir als Nächstes links zum Parkplatz Bassgeige abbiegen. Neben einer Karte mit bedeutenden Keltensiedlungen, den Oppida, finden wir dort Infos zur Befestigung des Heidengrabens.

Auf der Bassgeige

Bei der Gabelung nördlich vom Parkplatz halten wir uns rechts. Wir kommen somit zurück an den Waldrand. Rechts lädt die weitläufige Grillstelle Burg zum Verweilen ein, links führt uns der Weg an der Burgwaldhütte vorbei. Am Ende des Wegs gelangen wir zurück auf den direkt vom Parkplatz kommenden Fahrweg, um knapp 200 Meter weiter rechts auf den Hörnleshauweg zu wechseln. Auf dem nächsten Abschnitt leitet uns die Beschilderung des Premiumwanderwegs »hochgehlegen« erst auf die Nordseite der Bassgeige, um dann in (süd-) westlicher Richtung abzuknicken.

Wir folgen dem Premiumwanderweg über die nur wenige Meter breite Engstelle der Bergs beim Schlupffels bis zum Beurener Fels. Der Zugang auf die Aussichtskanzel belohnt uns mit einer fantastischen Sicht über Beuren sowie nach Südwesten zur Burg Hohenneuffen. Auch die Achalm – der Hausberg Reutlingens –, das Hörnle und der Jusi sind zu sehen. Nach diesem tollen Erlebnis erfolgt der Abstieg über die Nordseite sowie mehrere Kehren bis hinunter auf den Communbergweg, von wo wir auf der Zuwegung zum Parkplatz Freilichtmuseum Beuren laufen.

Zwischen Preisen- und Tiefenbach

Für den Rückweg nach Owen laufen wir geradeaus an den Parkflächen des Museums vorbei. Bei der Gruhbank, einer ab dem 19. Jahrhundert im alemannischen Sprachraum weit verbreiteten Ruhebank, treffen wir auf einen mit blauem Dreieck markierten Wanderweg, auf dem wir südwestlich der Pfingstweide rechts abbiegen. Einen Steinwurf weiter passieren wir nahe dem Wegweiser Pfingstweide einen besonders schönen Aussichtspunkt über das Museumsgelände und schwenkt der Weg leicht nach Nordost. Bis zum Weileracker teilen wir unseren Weg mit dem Premiumwanderweg »hochgehnießen«. Wo dieser zum Blumentobel abbiegt, wandern wir jedoch geradeaus weiter in den Wald hinein, um bei der Gabelung links abzuzweigen. Wo unser Weg nach einem halben Kilometer mündet, orientieren uns kurz rechts, dann sogleich wieder links, sodass wir leicht versetzt weiter geradeaus laufen und auch wieder das blaue Dreieck sehen.

Über den Maienwasen zurück nach Owen

Nach einer engen Rechtskurve überqueren wir nahe der Museumsverwaltung die Kreisstraße, tauchen erneut in den Wald ein, wo wir rechts auf den mit Schotter befestigten Waldweg abzweigen. Dieser schwenkt bald nach Osten und geht im weiteren Verlauf in den Hirschlachweg über. So wie wir den Wald wieder verlassen, öffnet sich die Sicht zur Burg Teck. Wir folgen dem Weg rechts am Rastplatz Maienwasen vorbei bis zu einem länglichen Gebäude. Vor Ort ist die Beschilderung leider nicht ganz eindeutig. Um auf dem rechten Weg zu bleiben, biegen wir bei dem Gebäude links in Richtung Burg Teck ab. Wo der auch bei Radfahrern beliebte Fahrweg eine Linkskurve beschreibt, wechseln wir geradeaus auf den Fußgängerweg. Auf dem letzten kurzen Abschnitt können wir uns wieder am blauen Dreieck orientieren, mit dem wir bald zurück in Owen sind. Sobald wir die Bahntrasse überquert haben, erfolgen die letzten Schritte zu unserem Ausgangspunkt beim Bahnhof auf dem Albsteig.

Der Heidengraben - das keltische Oppidum

Der Heidengraben ist ein keltisches Oppidum, das sich ab dem 1. Jahrhundert vor Christus über die heutigen Gemarkungen von Erkenbrechtsweiler im Norden, Hülben im Südwesten und Grabenstetten im Südosten erstreckte. Die Gesamtfläche geben die Forscher mit über 1660 Hektar an. Damit ist der Heidengraben die größte bekannte keltische Befestigungsanlage Deutschland und zugleich eine der größten in ganz Europa. Kern der keltischen Stadt war die durch zwei Verteidigungsringe geschützte Siedlung Elsachstadt, benannt nach dem Bach Elsach. Das rekonstruierte Zangentor »Tor G« nahe Erkenbrechtsweiler war Teil der äußeren Befestigung. Die wenigen, bisher archäologisch untersuchten Bereiche förderten eine Vielzahl an Schmuckstücken, Münzen, Nägel und Scherben von Amphoren zutage. Vor allem Letztere belegen eine bereits zur Antike rege Handelstätigkeit mit Kontakten bis in den Mittelmeerraum hinein.

Größer als gedacht

Lange Zeit gingen die Archäologen davon aus, dass lediglich der Kern der Siedlung eng bebaut war. Im Sommer und Herbst 2020 durchgeführte Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass das weitere Vorfeld der Elsachstadt eine ebenfalls intensive Bebauung hatte. Diese war durch eine sogenannte Pfostenschlitzmauer mit vorgelagertem Graben gesichert. Zusammen mit dem Siedlungskern könnten damit bis zu 10 000 Menschen hier gelebt haben. Zusammen mit der weiter südlich gelegenen Heuneburg stellt der Heidengraben somit eines der damals bedeutendsten Handels- und Wirtschaftszentren nördlich der Alpen dar. Funde aus der Bronzezeit zeigen außerdem, dass der Heidengraben schon vor dem Aufkommen der Kelten ein bevorzugtes Siedlungsgebiet der Menschen war. Mit dem Vordringen der Römer von Süden sowie der Germanen von Norden endete die Ära der Kelten in Mitteleuropa und zogen sich die Stämme nach Westen bis an die bretonische Küste, ins heutige Schottland und auf die irische Insel zurück.

Das Freilichtmuseum Beuren

Das Freilichtmuseum Beuren vermittelt mit 25 Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, Gärten und Streuobstwiesen einen Einblick in den Alltag früherer Generationen am Mittleren Neckar und auf der Schwäbischen Alb. Zu den auffallendsten Höfen zählt das Haus aus Öschelbronn, ein 1799 im Fachwerkstil errichtetes Bauernhaus. Von dort führt uns der Rundweg an einen Stroh gedeckten Viehunterstand vorbei zum Kalkofen. Bis in die 1950er Jahre hinein wurde auf der Alb zerkleinertes Kalkgestein in Kalkbrennöfen bei Temperaturen um die 1000° erhitzt. Der auf diese Weise entsäuerte Kalk wurde dann für die Herstellung von Mörtel und für Anstriche, als Dünger auf den Feldern sowie auch in den Färbereien, Papierfabriken und Gerbereien verwendet. Zu den weiteren Wirtschaftsgebäuden zählen eine Obstmühle aus Owen, eine Schreinerei aus Ohmenhausen, ein Back- und Waschhaus und vieles mehr.

Einkaufen bei Tante Helene

Besonders stolz ist das Museumsteam auf ihr »Tante-Helene-Lädle« im Eingangsbereich. Dieses geht auf das 1929 in Nürtingen gegründete Geschäft »Albert Schach Colonialwaren« zurück. Auf einer Verkaufsfläche von 20 Quadratmetern bot Albert Schach alle Dinge des täglichen Bedarfs an. Ab 1945 stand Tochter Helene erstmals hinter der Ladentheke. Sie behielt die ursprüngliche Ladeneinrichtung bei und betrieb den Gemischtwarenladen bis 1992 ohne einer Registrierkasse. Nach dem Umzug ins Museum überrascht der Lädle auch heute wieder mit einer großen Auswahl regionaler Spezialitäten wie Säften und Honig aus den Streuobstwiesen, Himbeerbonbons, Wein aus dem Täle sowie Destillaten. Spielzeugwaren, aus Holz hergestellte Hausratsartikel, Keramiken und liebevoll verziertes Email »wie zu Großmutters Zeiten« runden das Sortiment ab.

Die Museumssaison beginnt Ende März/Anfang April und endet Anfang November. Für den Rundgang sollte man zumindest einen halben Tag reservieren. Infos über das Museum findet Ihr auf www.freilichtmuseum-beuren.de

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Anfahrt mit dem Auto: Von der A 8 Stuttgart – Ulm bei Ausfahrt 57 Kirchheim unter Teck auf die B 465 abfahren und der Beschilderung nach Owen folgen. Im Ort in die Bahnhofstraße abbiegen.
Anfahrt mit Bus & Bahn: Ab dem Bahnhof/ZOB Kirchheim unter Teck bestehen einige Verbindungen zum Bahnhof Owen.
Tourencharakter: Für den Anstieg zwischen Bölle und dem Brucker Fels ist eine gute Kondition am Berg von Vorteil. Bei Nässe können die Pfade leicht glitschig werden. Ausstiegsmöglichkeit beim Freilichtmuseum.

AusgangspunktBahnhof Owen (430 m)
KoordinatenN 48.5870, E 9.44810 (Bahnhof)
Gehzeit4.30 Stunden (reine Gehzeit ohne Besichtigungen)
Distanz13,4 km
Anstiege500 HM
Grad, AnforderungenT3, die Aufstiege setzen Trittsicherheit und Ausdauer am Berg voraus.
EinkehrFreilichtmuseum Beuren
GPS-DatenWanderung Bassgeige Owen gpx
KML-DatenWanderung Bassgeige Owen kml

Wanderkarte zur Bassgeige bei Owen

Höhenprofil

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