Hoch über der Echaz scheint das Schloss Lichtenstein einem Märchenbuch entsprungen zu sein. In gewisser Weise stimmt dies sogar. Graf Wilhelm von Württemberg ließ sich durch Wilhelm Hauffs Roman »Lichtenstein« zu den Bau inspirieren. Wir verbinden den Ausflug mit der Nebelhöhle, einem ebenfalls märchenhaften Erlebnis.
Die ersten Schritte führen uns von der Schlossschenke über die Straße bis zu einer Gabelung. Wir halten uns rechts und nehmen die kurze Passage am Wald zum Wegweiser nahe dem Wilhelm-Hauff-Denkmal. Rechts wandern wir zunächst zur Ruine Alt-Lichtenstein. Der Zugang erfolgt durch den Hauptgraben und die südliche Umfassungsmauer in den Burghof. Links gelangen wir in die Kernburg mit Resten des Zwingers und einer Zisterne. Treten wir vor an den Albtrauf, eröffnet uns die Felsterrasse eine schöne Aussicht nach Nordwesten über Honau und Unterhausen sowie nach Südosten auf die Albhochfläche nach Engstingen. Nach dem Abstecher kehren wir auf demselben Weg zurück bis zum Wilhelm-Hauff-Denkmal. Direkt davor informiert die geologische Pyramide über die Entstehung der Schwäbischen Alb.
Nach der Stippvisite beim Denkmal des sehr jung gestorbenen Schriftstellers führt uns der Albsteig (HW 1) entlang der südlichen Wehranlagen zum Schloss Lichtenstein und weiter geradeaus zum Alten Forsthaus. Es entstand zwei Jahre vor dem Schloss Lichtenstein und diente neben der Planung von Forstarbeiten vor allem zur Abschreckung von Wilderei. Als 1898 eine Forstreform das Forstamt überflüssig machte, beantragte die Witwe des letzten Försters die Konzession zum Betrieb eines Gasthofs. Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten laden heute das Restaurant mit Festsaal und die Außenterrasse zum Entspannen und Genießen ein.
Wir bleiben auf dem HW 1, biegen damit beim Wegweiser westlich des Alten Forsthaus erst rechts, 70 Meter weiter links zur Schlösslesteige ab. Weiter geradeaus folgen wir dem roten Dreieck über den bewaldeten Linsenbühl sowie an zumindest zwei Aussichtsfelsen vorbei auf den Gießstein. Der Abstecher auf die Kanzel eröffnet uns einen weitreichenden Blick nach Norden über den Ort Lichtenstein. Wenden wir uns nach Osten, liegen uns weite Teile des oberen Echaztals zu Füßen. Vom dem nördlichsten Punkt der Runde folgen wir der Beschilderung nahe dem Waldrand bis zum Wegweiser der Kalkofenhütte. Auf dem Weg dorthin passieren wir das Goldloch, eine unerschlossene Tropfsteinhöhle.
Beim Wegweiser Kalkofenhütte kreuzen wir die Straße und sind es noch anderthalb Kilometer erst nahe dem Waldrand, dann durch den Wald bis zur Nebelhöhle. Sie gliedert sich in einen alten, seit Menschengedenken bekannten, und einen neuen, erst 1920 entdeckten Teil. Nur ein Jahr später wurde ein Stollen durch den Fels getrieben, der mit 141 Stufen hinunter in das ehemalige Ende der Höhle führt. Für den Besuch sollten wir uns Zeit nehmen. In drei Hallen und der Ulrichshöhle – dem vermeintlichen Versteck Herzog Ulrichs von Württemberg – gibt es zahlreiche Stalagmiten und Stalaktiten sowie auch Tropfsteinsäulen zu bestaunen.
Rundgang zu den Tropfsteinen der Nebelhöhle
Der spätere Rückgang erfolgt in entgegengesetzter Richtung bis zum Wegweiser Kalkofenhütte. Diesmal biegen wir rechts ab, laufen am Parkplatz und der Freizeitanlage vorbei und folgen der Markierung rote Gabel über die von Feldern geprägte Hochfläche. Nachdem wir den spärlich bewaldeten Aufberg passiert haben, können wir beim Wegweiser Hüllhalde Südwest wählen. Der direkte Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt bei der Schlossschenke verläuft am Waldrand. Alternativ dazu können wir den Weg durch den Wald nehmen. In dem Fall ginge es am Alten Forsthaus vorbei nochmals zum Schloss Lichtenstein.
Mitte des 12. Jahrhunderts errichteten die Ritter von Lichtenstein auf einem Felssporn über dem Ort Honau eine erste Festung. Nach einer ersten Zerstörung durch Reutlinger 1311 wurde sie wieder instand gesetzt. Nachdem die Reutlinger die Festung im Schwäbischen Städtekrieg erneut zerstörten, gaben sie die Lichtensteiner auf und verlegten ihren Stammsitz an den heutigen Standort. Mit Erfolg: die neue Burg hielt als eine der wehrhaftesten Festungen des Mittelalters sämtlichen Angriffen stand. Erst nachdem sie 1567 den Rang als Herzogssitz einbüßte, fiel die Burg Lichtenstein in einen Dornröschenschlaf. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie schließlich bis auf die Grundmauern abgetragen.
Graf Wilhelm von Württemberg und dem Schriftsteller Wilhelm Hauff haben wir den Neubau zu verdanken. Im Mittelpunkt Hauffs 1826 veröffentlichten Romans Lichtenstein steht der vom Schwäbischen Bund geächtete Herzog Ulrich. Nach seiner Vertreibung hatte er zeitweilig auf der Burg Lichtenstein sowie auch in der nahen Nebelhöhle Zuflucht vor seinen Häschern gefunden. Fasziniert von der Geschichte, kaufte Graf Wilhelm die Ruine und ließ den Architekten Carl Alexander Heideloff Pläne nach seinen Vorstellungen einer mittelalterlichen Burg erstellen. Graf Wilhelm profitierte dabei als Vorsitzender des Württembergischen Altertumsvereins von seinem Verständnis von Kunst und Heimat sowie auch seiner Liebe zum Detail. Nach zwei Jahren Bauzeit konnte die im neugotischen Stil gestaltete romantische Ritterburg 1842 feierlich eingeweiht werden. Nachdem die Arbeiten an den Außenwerken im Jahr 1857 abgeschlossen werden, entstand 1901 das so genannte Fürstenhaus.
Heute begeistert das »Märchenschloss Württembergs« seine Besucher mit liebevoll restaurierten Gemächern, dem romantischen Schlosshof und einem weitläufigen Garten. Herausragender Höhepunkt ist der weithin sichtbare und nur über eine Holzbrücke erreichbare Rundturm.
Eindrücke unserer Ausflüge und Wanderungen im deutschsprachigen Raum.
Anfahrt mit dem Auto: Von der B 313 Reutlingen – Sigmaringen zwischen Honau und Engstingen auf die L 230 Richtung Genkingen abfahren, 1,7 km weiter zum Schloss Lichtenstein abbiegen.
Anfahrt mit Bus & Bahn: Es bestehen leider keine Bus- und Bahnanbindungen.
Tourencharakter: Der Aufstieg zum Gießstein erfordert etwas Umsicht und Trittsicherheit. Ansonsten technisch eher anspruchslose Runde.
Ausgangspunkt | Parkplatz Schlossschenke (805 m) |
Koordinaten | N 48.4707, E 9.4210 (Parkplatz) |
Gehzeit | 3.30-4 Stunden (reine Gehzeit) |
Distanz | 9,6 km |
Anstiege | 250 HM |
Grad, Anforderungen | T2 - Der Aufstieg zum Gießstein erfordert etwas Umsicht und Trittsicherheit. |
Einkehr | Altes Forsthaus, Schlossschänke Lichtenstein, Maultaschenwirt bei der Nebelhöhle |
GPS-Daten | Wanderung Lichtenstein gpx |
KML-Daten | Wanderung Lichtenstein kml |