Der Marktbesuch von Castries ist bei der Fahrt von der Rodney Bay zum Flughafen von St. Lucia gut möglich. Bis wir dort ankommen, werden wir jedoch zunächst ins Staunen versetzt. Natürlich hatten wir erwartet, bei unserem Segeltörn auch gut gesponnenes Seemannsgarn zu hören. Was wir vor der Reise allerdings nicht gedacht hätten: erst bei der Fahrt zum Flughafen wird uns dieser zentnerweise aufgetischt. So erzählt unser deutscher Fahrer Dieter, dass er Johnny Depp bei einer Party auf der Unicorn beobachtet habe. Dabei soll Depp für seine Fans in das nächstbeste Piratenkostüm geschlüpft sein, um beim Verlassen des Boots in die Rolle des Captain Jack Sparrow zu wechseln. Etwas schade finden wir bei der dieser halbwegs glaubwürdigen Geschichte, dass er von einem Johnny Deep und Captain Spirrow spricht.
Wenig später zeigt er uns einen Felsen an der Küste, der ein Loch hat. Hier sollen angeblich die drei Piraten gehangen haben, die im ersten Teil von Fluch der Karibik zu sehen waren. »Ach hier auch? Den Felsen haben wir doch schon in der Wallilabou Bay gesehen«, wende ich ein, doch Dieter bleibt standhaft. Und liegt - wir haben es anhand der Bilder überprüft - voll daneben.
Des Weiteren muss seine Mutter mehrmals für seine hanebüchenen Geschichten herhalten. So habe sie den Sänger Max Raabe an einem Strand von St. Lucia erkannt (wäre noch glaubhaft), sich mehrmals mit Leonardo di Caprio unterhalten, während Dieter irgend so einen Multimillionär das Schnorcheln beibrachte, und mit George Clooney Cocktails geschlürft - ohne ihn zu kennen. Mannomann, können wir da nur sagen, die Familie und vor allem Dieters Mama kommt ganz schön rum.
Unterbrochen wird Dieters Klatsch und Tratsch durch einen Stopp in Castries, der Hauptstadt von St. Lucia. Genau genommen, vom Marktbesuch, unserem letzten Programmpunkt der Reise. Wobei die Markthalle und die Stände im Freien nicht allzu viel hergeben. Um nicht zu sagen, der Bummel über den Markt enttäuscht durch zahlreiche Stände, die nichts als billigen Kitsch anbieten. Es wirkt wie produziert, um sogleich weggeworfen zu werden.
Leider finden wir auch keine schönen Ansichtskarten von der Insel. Und bei denen, die angeboten werden, fragen wir uns, warum der Fotograf überhaupt den Knopf seiner Kamera gedrückt hat. Andere Karten, die wenigstens einigermaßen brauchbare Motive abbilden, sind so groß, dass in Deutschland eine Nachgebühr droht. Als schließlich noch ein heftiger Platzregen über uns hereinbricht, brechen wir den Marktbummel in Castries ab.
Insgesamt stellen wir bei der Rückfahrt fest, dass St. Lucia - verglichen mit den anderen »Inseln unter dem Winde« - wenig zu bieten hat. Wer im Anschluss an den Törn noch eine Woche entspannen bzw. eine der Inseln genauer erkunden möchte, sollte daher besser im Norden bei Martinique oder Saint Lucia starten und von dort runter nach Grenada fahren. Denn die südlichste Insel unserer Tour hat mit ihrer reichhaltigen Natur, ihren Wasserfällen und Stränden sowie den freundlichen Menschen für so ziemlich jede Lust und Laune das passende Angebot.