St. George’s ist die Hauptstadt von Grenada. Der Ort dafür wurde bereits zur Kolonialzeit bewusst gewählt. Denn die Bucht vor dem Ort ist ein alter Vulkankrater. Durch seine runde Form und den hoch aufragenden Resten der Caldeira können hier Schiffe sicher ankern. Über dem alten Hafen, dem Carenage, wacht bis heute das Fort Saint George's. Zusammen mit der Altstadt und der 1825 erbauten anglikanischen Kirche wählt es zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Ort.
Als wir St. George’s erreichen, liegt bereits eine traumhafte Rundfahrt entlang der Westküste der Insel hinter uns. Zum Abschluss des Ausflugs lassen wir uns am Carenage, dem malerischen Hafen der Hauptstadt, absetzen. Nachdem wir erst ein Stück entlang der Uferpromenade spazieren, biegen wir bei der Young Street nach rechts ab.
Wenige Schritte weiter stehen wir vor dem Sendall Tunnel. Er ist 100 Meter lang und 2,74 Meter hoch und verbindet die Altstadt mit der Esplanade und dem neuen Tiefseehafen von St. Georges. 1894 unter der Herrschaft der Briten fertiggestellt, wurde der nach Sir William Sendall benannte Tunnel als ein Triumph der Technik gefeiert.
Etwas seltsam fühlt es sich an, den Tunnel zu durchqueren. Denn er wird sowohl von Pkws (nur von Ost nach West) als auch von Fußgängern genutzt, ohne dass es eine räumliche Trennung gibt. In der Praxis sieht das dann so aus, dass man im Gänsemarsch hintereinander her läuft und dabei immer den Verkehr im Auge behält. Ein bis zwei Minuten dauert der Spuk. Dann ist man auf der anderen Seite angelangt und hat die Wahl: entweder kann man nach links abbiegen und hinauf auf das Fort steigen oder der Straße in einer Rechtskurve zur Esplanade folgen.
Wir entscheiden uns für die zweite Möglichkeit, lassen dann aber die touristische Einkaufsmeile nahe der Anlegeplätze der Kreuzfahrtschiffe links liegen und spazieren weiter zum Fischmarkt. Der Weg dorthin führt am Busbahnhof vorbei und damit leider in eine Straße, auf der es keinen Schatten gibt. Weil wir kurz nach der Mittagszeit ankommen, hat sich der Asphalt in einen Brutofen verwandelt, der uns augenblicklich den Schweiß auf die Stirn treibt. Da auch der Fischmarkt um diese Zeit nicht mehr viel zu bieten hat, flüchten wir in das nächste klimatisierte Restaurant. Wie heiß es ist, erkennt man daran, dass Annette freiwillig in einen KFC läuft, anstatt nach einer hübschen, einheimischen Wirtschaft zu suchen.
Wieder etwas erholt, passieren wir abermals den Busbahnhof und die Esplanade. Diesmal allerdings biegen wir vor dem Sendall-Tunnel rechts ab und steigen die ebenfalls in der prallen Sonne liegenden Treppen zum Fort George's hinauf.
Damit bekommen wir bald eine gute Sicht über den großen Hafen von St. George’s. Was wir hingegen nicht sehen, ist ein Ticketverkäufer in dem Kassenhaus unterhalb der Festung. Wen wundert es? Er bzw. sie hockt im schattigen Eingangsbereich des Forts.
Der Eintritt kostet nicht viel. Zurecht, denn leider befindet sich das Fort in einem denkbar schlechtem Zustand. Außer einem schmucklosen Innenhof mit einer Gedenktafel, einer Handvoll Kanonen und in weiten Teilen eher schlecht als recht erhaltenen Festungsmauern gibt es auf Fort George selbst nichts zu sehen.
Der Aufstieg lohnt sich dennoch. So eröffnet sich uns auf der ostwärts ausgerichteten Seite eine herrliche Sicht über die Altstadt von St. George, den zweigeteilten Innenhafen der Stadt und die Grand Anse Bay, an deren Ende wir unser Hotel erahnen können.
Geschichte schrieb das Fort zuletzt 1983, als der Premierminister Maurice Bishop und sieben seiner Anhänger von Gegenspielern aus Reihen der eigenen Partei am 14. Oktober gestürzt und nach einer zwischenzeitlichen Befreiung im Fort getötet wurden.
Wenige Tage darauf begannen die Vereinigten Staaten eine Invasion, um die Regierung abzusetzen und die chaotischen Verhältnisse auf der Insel zu beruhigen. Heute werden ein paar auf dem Fort eingerichtete Räume für die Polizeiausbildung bzw. als Trainingsstätte mit Muckibude genutzt.
Eindrücke von St. George, der Hauptstadt von Grenada, mit Aufnahmen vom alten Hafen, dem Tunnel und dem Fort George.