Curieuse ist eine rund drei Quadratkilometer große und unbewohnte Insel direkt vor der Ostküste Praslins. Umgeben ist sie vom Curieuse Marine Park und steht ebenfalls unter Naturschutz. Neben Praslin war Curieuse die einzige Insel, auf der die Coco de Mer wuchs, bevor sie der Mensch auch auf andere Inseln der Seychellen brachte.
Ausflug zur Seychellen-Insel Curieuse mit der Schildkrötenstation, der Traumbucht Anse Badamier und dem Strand an der Anse José.
Nach unserer Ankunft in der Bucht Anse José erfahren wir, dass der geplante Spaziergang leider ausfällt. Als Grund nennt unsere Reiseleiterin die Regenfälle der letzten Nacht. Wir denken zwar, dass es mit unseren griffigen und wasserfesten Sandalen sehr wohl möglich ist, über die Insel zu laufen. Da wir aber auch wissen, dass sie keinen Ausrutscher oder gar verstauchten Knöchel eines ungeschickten Urlaubers riskieren möchte, verzichten wir aufs Meutern. Stattdessen begnügen wir uns nach dem Mittagessen mit einem Besuch der alten und wenig interessanten Leprastation und laufen ein paar Meter am Strand, bevor es mit dem Katamaran in die nächste Bucht der Insel geht.
»Sehen Sie die Riesenschildkröte da drüben?« Auf dem Boot schauen alle die Reiseleiterin fragend an. Erst auf dem zweiten Blick erkennen wir, dass einer der Felsen in der Baie Laraie tatsächlich einer Schildkröte ähnlich sieht. Bereits bei der Fahrt in die Bucht haben wir zuvor erfahren, dass es in der Baie Laraie Anfang des 20. Jahrhunderts ein großes Meerbecken für Wasserschildkröten gab. Allerdings wurde es nach ein paar Jahren wieder aufgegeben, da die Wellen der Mauer derart zusetzten, dass die Schildkröten einfach ins offene Meer schwimmen konnten. Bei ruhigem Wasser jedoch lohnt es sich, entlang der Mauerreste zu schwimmen, weil es hier Anemonenfische (Clownfische) gibt.
Aus Mangel an Wasserschildkröten sind heute die Seychellen-Riesenschildkröten das Highlight der Baie Laraie (an den Namen kann ich mich einfach nicht gewöhnen). Und von denen gibt es auf der Insel wahrlich reichlich. Wo wir auch hinschauen, überall sehen wir sie gemächlich über den kurz gefressenen Rasen krabbeln. Andere liegen einfach herum oder tarnen sich als Stein.
»Passen Sie vor James Bond auf!«, warnt unsere Führerin. James Bond? »Ja, alle Schildkröten tragen eine Nummer und die mit der Nummer 007 hat es auf Frauen abgesehen«, erklärt sie. Es ist eine nette Geschichte. Es ist eine wahre Geschichte, wie wir später feststellen, als wir 007 finden und er auf Annette zuläuft.
Es ist kein Zufall, dass die James Bond-Schildkröte auf Frauen zuläuft. Denn Schildkröten ernähren sich zum einen gerne von Früchten und sind zum anderen nicht besonders klug. Farbige Kleidung wie zum Beispiel ein orangener Stoffshorts hat aus ihrer Sicht eine verlockende Ähnlichkeit mit einer reifen Mango oder Papaya. Auch rote oder gelbe Klamotten stehen hoch im Kurs. Damit wissen wir jetzt auch, wie es zu Ausdrücken wie leckeres Früchtchen oder Saftarsch kam. Na fein!
Zwei Tage nach unserem ersten Bootsausflug kommen wir ein zweites Mal nach Curieuse. Statt mit dem Katamaran und einer größeren Gruppe entscheiden wir uns diesmal für ein Wassertaxi, das uns von der Insel Praslin ab der Bootsstation Sagittarius zur Baie Laraie bringt. Auf Curieuse angekommen, erklärt uns der Fahrer den Weg zur Anse José und, auf unseren Wunsch, den Weg auf die andere Seite der Insel. Bevor er sich verabschiedet, vereinbaren wir mit ihm, uns in vier Stunden bei der Anse José wieder abzuholen. Zeit genug, um die Insel richtig zu erkunden.
Nach einem zweiten Besuch der Riesenschildkröten und den noch ganz kleinen Riesenschildkröten im hinteren, abgesperrten Gehege verlassen wir die Baie Laraie auf der Nordseite der Bucht. Im nächsten Augenblick sind wir alleine. Der Weg verläuft zunächst parallel zur Küste und führt, so wie wir einen großen, mit Stufen behauenen Granitfels überquert haben, in einen Mangrovenwald.
Da wir die ersten Besucher sind oder auch, weil vormittags allgemein sehr wenig auf Curieuse los ist, entdecken wir beiderseits des Wegs Krebse und Krabben. Bemerken sie uns, sind sie natürlich sofort in ihren Löchern verschwunden. Doch es bleiben genug übrig, die still halten, sodass wir sie in aller Ruhe betrachten und aufnehmen können. Wobei, einer wäre wohl gerne abgehauen, hatte aber eine flache Mulde mit einem Loch verwechselt. Das nennt man dann wohl dumm gelaufen.
Von der Baie Laraie sind es eigentlich nur 1,7 lausige Kilometer bis zur Anse Badamier. Wenn es dazwischen nicht einen lausigen Berg gäbe. Okay, und die schon am Vormittag sengende Sonne. Eine Kombination, welche die 130 bis 140 Höhenmeter bis zum Grat zwischen dem Fond Blanc zur Rechten und dem Berg Curieuse (170 m) links von uns zu einer schweißtreibenden Angelegenheit macht. Die Mühe aber lohnt sich, weil oben die nächste tolle Aussicht auf uns wartet, die wir ganz für uns alleine haben. Außerdem gibt es auf dem Weg mehrere Tafeln und aufgehängte Zettel, die den Besucher über die Vegetation und den Naturschutz auf Curieuse informieren.
Nach dem deutlich steileren Abstieg zur Anse Badamier endet der Spazierweg bei einer Gruppe Palmen. Wie ein Fenster können wir dahinter den Strand der Bucht sehen. Sekunden später stehen wir auf dem nächsten Traumstrand unserer Reise. Bei dem hohen Wellengang ist es nicht ratsam, Schwimmen zu gehen.
Das Bild aber mit den verstreut liegenden Felsen, dem hellen, fast weißen Sand dazwischen und dem türkis bis blauen Wasser aber ist fantastisch. Wenn es einen Strand gibt, der einem die Sprache verschlagen kann, hier haben wir ihn gefunden.
Wir sind die einzigen am Strand. Damit bin ich der einzige Zeuge von Annettes Tolpatschigkeit. Ich weiß ja nicht, wie sie es immer wieder schafft. Tatsache aber ist, dass sie nur einen Fehltritt braucht, um im nächsten Moment fast mit Sack und Pack im Wasser zu liegen. Zum Glück nur fast, denn ich weiß nicht, ob ich sie direkt oder doch einfach am Rucksack wieder aus den Wellen gezogen hätte. Vor diesem beinahe Unfall aber nutzen wir die Einsamkeit, um die hohen Wellen, das warme Wasser, die Aussicht und die Ruhe an diesem herrlichen Strand zu genießen.