Auf Île Cocos hatte ich wegen der hohen Wellen zuerst verzichten wollen. Da die winzige Insel geschützt liegt, ist das Wasser aber ruhig. Ohne uns groß zu fragen, geht Keven also ein zweites Mal vor Anker und zeigt uns, in welche Richtung wir schwimmen sollen, bevor wir den zweiten Schnorchelgang starten.
Die Île Cocos ist ein gerade mal 18.000 m² großes Graniteiland, etwa einen Kilometer nörlich der Insel Félicité. Sie ist eine wahre Bilderbuchinsel, umgeben vom Meeresraum des Île Cocos Marine Nationalpark. Seit 1996 steht die Insel unter Naturschutz und darf nicht betreten werden.
Die umliegenden Korallenplatten sind ein beliebtes Schnorchel- und Tauchziel. Doch auch im Wasser steht alles unter Schutz. Hier gilt es, keine Meeresbewohner zu stören oder gar anzufassen. Eine ganze Zeit lang durften hier keine Boote ankern. Die geschädigte Unterwasserwelt brauchte eine Erholungsphase zum Regenerieren. Heute sind wir das einzige Boot vor der Insel. Bei Sonne wirkt die Granitinsel sicherlich schöner. Doch der Sprung zwischen die vielen Fischschwärme, entschädigt uns für das heutige Wetter.
Da wir dieses Mal vom Boot aus ins Wasser springen, bleiben die Schwimmflossen frei von Sand - ist ja auch mal ganz angenehm. Wieder erwartet uns eine sagenhafte Artenvielfalt unter Wasser. Nur gut, dass das gesamte Gebiet rund um Île Cocos unter Naturschutz steht.
Hier bleiben wir zwar nur kurz im Wasser, sammeln aber auch dieses Mal jede Menge schöne Eindrücke in der bunten Unterwasserwelt, freuen uns über die Papageienfische, Fledermausfische, Flötenfische und vielen weiteren uns unbekannten Arten.
Bunte Fische vor der Île Cocos
Als kleines Problem stellt sich nach dem Schnorcheln heraus, wieder auf das Boot zu gelangen. Da es keine Leiter gibt, versucht der Bootsjunge, Annette aus dem Wasser zu ziehen. Ungeschickter Weise packt er sie in dem Moment an den Armen, als sie sich von selbst aus dem Wasser zu stemmen versucht. Weil dies durch die Unterstützung nicht mehr funktioniert, rutscht sie ab und bringt dabei den Bootsjungen aus dem Gleichgewicht. Tja, da lagen sie dann beide im Wasser... (-:
Kaum sind wir wieder an Bord, ist der Anker gelichtet, als Keven nach links zeigt: »Schaut da, eine Schildkröte.« Tatsächlich, wenige Meter vom Boot entfernt dümpelt eine Wasserschildkröte durch den Nationalpark. »Mensch«, sag ich zu Annette, »das wäre es doch jetzt gewesen, wenn wir beim Schnorcheln einer Schildkröte begegnet wären.« Aber was rede ich da? Keven nimmt Kurs auf die traumhaft schöne Insel Félicité und verspricht: »In der Bucht gibt es eine Menge Schildkröten, ihr müsst nur von links nach rechts schwimmen.« Auf zum dritten Schnorcheln!
Wie bei der Île Cocos starten wir vom Boot aus. Auch hier ist das Wasser glasklar und erwarten uns jede Menge bunte Fische. Es fühlt sich an wie schwimmen im Aquarium. Es ist toll. Doch wo sind die Schildkröten? Wir müssen eine ganze Weile suchen und befürchten schon, dass ausgerechnet heute keine Schildkröten vor Félicité sind.
Erst als wir der Küste näher kommen, sehen wir sie: zwei Schmuckschildkröten, die gemächlich durchs seichte Wasser schwimmen. Immer wieder strecken sie ihre Köpfchen nach oben aus dem Wasser, um Luft zu holen. Danach entdecken wir noch weitere Wasserschildkröten und sind einfach nur begeistert.
Eine Weile noch folgen wir den Schildkröten, wobei ich immer wieder aufpassen muss, nicht mit ihnen zu kollidieren. Denn ab und zu kommen sie bis auf wenige Zentimeter an meine Kamera heran geschwommen. Ob sie genauso neugierig sind wie wir?
Wahrscheinlich nicht. Für uns aber ist es ein einzigartiges Erlebnis, das wir gerne mit nach Hause nehmen. Zugleich ist uns schon bei der Fahrt zurück nach La Digue klar, dass dieser Ausflug mit Keven der schönste Tag unseres Urlaubs auf den Seychellen sein wird.