Eigentlich wollten wir an unserem Hochzeitstag, an einem Samstag, nach Les Soeurs,den Sister Islands fahren. Leider aber hatte unser Veranstalter nicht beachtet, dass die Insel am Wochenende geschlossen ist. So mussten wir den Ausflug auf Montag verschieben. Am Montagmorgen regnete es und waren die Wellen höher als sonst. Die Agentur auf den Seychellen sagte den Ausflug kurzerhand ab. Was ja durchaus besser ist, als den Teilnehmern einen Schlechtwettertag zuzumuten.
Geknickt, der Regen hatte inzwischen spürbar nachgelassen, gingen wir zurück zum Rising Sun Guesthouse. Als wir berichteten, dass es keine Möglichkeit für Ausflüge gibt, meinte der Junge im Hotel: »Ich bin mir nicht so sicher.« Einen Anruf später sagte er: »Keven fährt raus. Wenn Keven nicht fährt, fährt keiner.« Eine gute halbe Stunde später hatte Keven alles genau so organisiert wie wir wollten.
Ausflug von La Digue zu den Les Soeurs mit Spaziergang über die Insel und Barbecue mit lecker gegrilltem Fisch.
Keven holt uns mit dem Fahrrad ab. Dass wir laufen müssen, ist kein Problem, denn sein Boot ist nur ein paar Minuten Fußmarsch entfernt. Wir sind die einzigen Gäste und können es uns, sobald die Rucksäcke sicher verstaut sind, bequem machen. Die Wellen sind wirklich hoch, teilweise sind wir oben auf der Welle drei bis vier Meter über dem Wellental. Immer wieder spritzt Wasser in das Boot, sodass wir bald klitschnass im Gesicht sind.
Nahe der Les Soeurs zeigt der Bootsjunge plötzlich aufgeregt auf die linke Seite: »Delfine!« Wow, daran hatten wir ja gar nicht gedacht. Danach steuert Keven auf ein Anglerboot zu und tauscht seinen kleinen Fisch gegen einen deutlich größeren um. »Normal bereite ich alles am Tag vorher vor«, erklärt er. Heute muss er improvisieren.
Bei der Grande Soeur angekommen, werden wir sofort von einem kleineren Boot abgeholt. Dank des Regens am Morgen sind nur sechs weitere Gäste auf der Insel, sodass wir uns in aller Ruhe den Strand auf der anderen Seite, die Kokospalmen und Schildkröten anschauen können. Es ist herrlich ruhig.
Die Sonne scheint und bald macht der Duft von lecker gebratenem Fisch Appetit auf Meer. Es ist viel zu viel, als dass wir alles aufessen könnten. Aber das ist wohl auch so geplant, denn als wir uns für den ersten Schnorchelgang bereit machen, essen Keven und sein Bootsjunge zu Mittag.
In der Bucht vor Grande Sœur folgen wir zunächst dem hellen Sandstreifen, bevor wir im tieferen Wasser direkt zum Korallenriff schwimmen können. Nach der bekannten trüben Sicht im Bereich der Brandungswellen kommen wir auf einmal in deutlich klareres Wasser. Um nicht zu sagen: ich erlebe einen Aha-Effekt, denn erstmals kann ich auf meiner kleinen Unterwasserkamera die Fische klar und deutlich auf dem Display erkennen. Endlich ist es mir möglich, sei einzeln anzuvisieren, heran zu zoomen und teilweise im vollen Format abzulichten.
Eigentlich sollten wir von einer Seite der Bucht zur anderen hinüber Schnorcheln. Wir aber sind so begeistert, dass wir uns kaum vom Fleck weg bewegen. Es sei denn, um den nächsten neu entdeckten Fisch zu verfolgen. Immer wieder zupft mich Annette an der Schwimmflosse, um mir etwas zu zeigen - und kommt dabei selber mit Gucken kaum nach.
Insgesamt bleiben wir eine Dreiviertelstunde draußen, ohne dass wir merken, wie die Zeit vergeht. Als wir schließlich auf derselben Seite der Bucht zurück schwimmen, sind wir voll Freude von der Vielfalt an Fischen. Und wir sind uns einig: der Ausflug zu den Les Soeurs hat sich schon jetzt gelohnt.