Ausflug in den Nationalpark Vallée de Mai auf Praslin

Heimat der Coco de Mer

Blick hoch zu einer Coco de Mer im Vallée de Mai Blick hoch zu einer Coco de Mer im Vallée de Mai

Am ersten vollen Tag auf der Insel Praslin ist der Himmel bedeckt. Was gar nicht so schlecht ist, weil ganz weit oben auf unserem Programm der Nationalpark Vallée de Mai steht und das Licht dadurch weniger kontraststark ist.

Denn in dem Tal drängen sich die Bäume so dicht aneinander, dass sie an vielen Stellen ein nahezu geschlossenes Blätterdach bilden. Fallen hier einzelne Sonnenstrahlen bis zum Boden, ist es kaum möglich, vernünftige Bilder aufzunehmen. Mal abgesehen davon, dass es unter dem Blätterdach ohnehin so dunkel ist, dass die meisten Besucher mit Blitz fotografieren.

Video zum Nationalpark Vallée de Mai auf Praslin

Eindrücke aus dem wunderschönen Nationalpark Vallée de Mai auf der Seychellen-Insel Praslin.

An Mückenschutz und genug zu trinken denken

Nachdem wir mit dem Bus am Eingang ankommen, heißt es aber erstmal, sich gegen die Mücken zu wappnen. So erklärt eine Angestellte, dass wir im Vallée de Mai kein Spray verwenden dürfen. Was nicht wundert, da das Tal das einzige, große Wasserreservoir auf Praslin ist. Außerdem sollen wir genug zu Trinken mitnehmen. Das wollten wir, und zwar vom Kiosk des Nationalparks. Wenn er nicht geschlossen wäre...

Aber gut, dafür treffen wir zwei nette Schweizer, die zwar genug Wasserflaschen mitgenommen, dafür aber kein Insektenschutz bei sich haben. »Unser Gepäck ist noch in Zürich«, erklären sie. Warum? Der Flieger, sie waren mit Air Seychelles unterwegs, kam von London. Beim Anflug auf Zürich merkten die Piloten, dass das Gepäck nicht so toll gelagert und außerdem etwas viel sei. Als Konsequenz haben sie einen Teil der Schweizer Koffer erst gar nicht in den Flieger geladen, sondern ein paar Tage später mit Emirates kommen lassen. Schön, wenn man sich gegenseitig aushelfen kann.

Dann aber geht es auch schon zum Parkeingang und damit gleich mal zu einem Tisch, auf dem die wichtigsten Früchte, die einem hier auf den Kopf fallen können, ausgestellt sind. Es gibt wohl nur wenige, die ihre Finger von der Coco de Mer-Kokosnuss lassen und so wissen auch wir bald: Ja, das Ding ist dafür, dass es nur ein Samen ist, ziemlich schwer.

Relativ einfach ist es hingegen, sich im Vallée de Mai zurechtzufinden. Abgesehen von dem Hauptweg, auf dem die Führungen stattfinden, gibt es nur einen Rundgang sowie wenige, kurze Sackgassen und Querverbindungen. Alles ist gut ausgeschildert und die Wege sind selbst bei etwas Nässe anspruchslos.

Im weitgehend ursprünglich geblieben Wald von Vallée de Mai

Obwohl das Vallée de Mai zu den Hauptattraktionen auf Praslin zählt, treffen wir nur vereinzelt auf andere Besucher. Weil wir den Südrundweg wählen, während die Schweizer noch weiter zum Nordrundweg laufen, sind Annette und ich bald sogar ganz allein unterwegs. Dann tauchen wir auch schon ein in den bis heute weitgehend ursprünglich geblieben Wald. Es gibt kein anderes Tal, keine Insel auf den Seychellen, in dem sich die Vegetation, wie sie vor der Ankunft der Europäer aussah, so gut halten konnte.

Meereskokosnuss und Schwarzer Papagei

Zugleich ist das Vallée de Mai die Heimat der einzigartigen Meereskokosnuss (Coco de Mer). Daneben entdecken wir Palmiste-Palmen und verschiedene Latanier-Palmen, deren fiesen Stachel bis in den Weg hinein wachsen. Sie zu finden, ist einfach, da es auf dem Pfad reichlich Tafeln gibt, die einen über die Pflanzen und Tiere aufklären.

Noch bis Ende der 1960er Jahre war das Vallée de Mai noch völlig unberührt. Nur an wenigen Stellen hatte man versucht, Plantagen anzulegen, diese aber wieder aufgegeben. Zum Glück für den Schwarzen Papagei, der hier, in der dichten Vegetation, eines seiner wenigen Rückzugsgebiete gefunden hat.

Eigentlich paradox ist, dass es heute den Eingriff des Menschen braucht, Doch nur so ist es möglich, frühere Eingriffe und deren Folgen vom Nationalpark fernzuhalten. Denn beiderseits der nahen Straße wächst der hier fremde Philodendron, eine bei uns beliebte Zimmerpflanze, welche die Palmen zu ersticken droht.

Seychellen-Bülbül beim Aussichtspunkt

Nachdem wir erst einen Abstecher zum Bach unternommen haben und, im nördlichen Bereich des Tals, den Schweizern erneut begegnet sind, treffen wir wieder auf den Hauptweg. Hier wechseln wir auf den nördlichen Weg und steigen hinauf zum nördlichen Aussichtspunkt. Wir haben Glück. Denn gerade, als uns der Weg aus dem geschlossenen Wald führt, landet ein junger Seychellen-Bülbül im Geäst neben uns. Fast ohne Scheu lässt er sich von uns beobachten und hüpft, als wir die offene Hütte erreichen, sogar zu Annette auf die Bank. Sekunden später kommen die Eltern angeflogen, sodass wir uns auf einmal inmitten der Bülbül-Familie wieder finden.

Und dann gab es da auf dem Nordpfad noch ein kleines Highlight... »Ah, eine Ratte«, schreit Annette plötzlich, »oder, häh? Was ist das denn?« Es ist ein winziges etwas, mit Stacheln und drei Fliegen auf dem Rücken, unter deren Gewicht es beinahe zusammenzubrechen scheint. Wacklig sucht es auf dem Waldboden nach Früchten, ohne sich von unserer Nähe stören zu lassen.

Begegnung mit einem Tenrec

Erst, als wir in der Broschüre, die wir am Eingang bekommen haben, nachschauen, wissen wir, dass es ein junger Tenrec ist. Als Säugetier ist es hier natürlich nicht heimisch (wo sind Tenrecs heimisch?), als Pflanzenfresser und dann noch so klein wird sich der Schaden, den es anrichten kann, aber wohl in Grenzen halten. Für uns jedenfalls ist es ein überraschendes Erlebnis, bevor wir den Mittelweg erkunden und über den südlichen Pfad zurück zum Ausgang spazieren.

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