Alba Iulia oder auch Weißenburg zählt zu den wichtigsten Städten in Siebenbürgen. Die Hauptattraktion ist die Sternfestung mit der Krönungs-Kathedrale. Die im Vauban-Stil erbaute Festung Alba Carolina oder Karlsburg ist seit 2013 freigelegt. Sie entstand im frühen 18. Jahrhundert und diente den Habsburgern zur Verteidigung gegen das Osmanische Reich.
In Alba Iulia, dem früheren Weißenburg besuchen wir die Sternfestung mit der Krönungs-Kathedrale. Die im Vauban-Stil erbaute Festung ist seit 2013 freigelegt.
Bei unserem Ausflug nach Alba Iulia stehen wir vor einem Dilemma. Denn wie auch immer man zu einem Parkplatz direkt vor dem Casa Timpuri Vechi gekommen ist, sollte man tunlichst vermeiden, diesen wieder herzugeben. Doch was nützt es, wenn man Alba Iulia sowie auch etwas mehr vom Land sehen will? So brechen wir direkt nach dem Frühstück auf und vertrauen darauf, nachmittags erneut Glück bei der Parkplatzsuche zu haben.
Wenig später liegt das Zentrum von Sibiu hinter uns und sind wir wieder auf der rumänischen Autobahn unterwegs. Diese ist auch in diesem Landstrich äußerst gut ausgebaut. So kommen wir gut und schnell nach Weißenburg oder auch Karlsburg von Siebenbürgen. Auch für Alba Iulia gilt: hier ändert sich der Name je nach Herrscher und Epoche.
Leider änderten sich damit zugleich die Baustile. So werden wir im Stau vor dem Zentrum Alba Julias von einem sozialistischen Stadtbild begleitet, das arg an die Bauweise der moldauischen Städte erinnert. Alba Iulia wirkt auf den ersten Blick alles andere als einladend. Doch sein Juwel ist die Sternfestung. Sie befindet sich mitten in der Altstadt und ist ebenfalls von Bauwerken des Sozialismus umgeben. Der Glockenturm der Krönungs-Kathedrale ist schon von Weitem sichtbar. Nahe dem Gottesbauwerk befindet sich der Festungseingang, wo wir unseren Rundgang beginnen. Wer bereits am frühen Vormittag ankommt, findet dort außerdem genügend kostenfreie Parkplätze.
Der Parkplatz ist oben auf der äußeren Umfassungsmauer angelegt. Somit überqueren wir zuallererst den Festungsgraben der Karlsburg. Dieser ist breit genug, dass eine Pflasterstraße mitsamt Gehweg und einer üppigen Randbegrünung hineinpassen. Zwischen den Bäumen sind bunte Blumenbeete in der Sternform der Festungsanlage angelegt. Die Restaurierung der lange Zeit überdeckten Anlagen dauerte knapp 15 Jahre. Im Jahr 2013 war die gesamte Festung schließlich wieder freigelegt. Wir kennen diese Art Sternfestung bereits von Neuf-Brisach im Elsass.
Auch dort ist die Anlage recht gut erhalten. Genau wie bei ihrem französischen Pendant ist die Sternform vom Boden aus und auch beim Spaziergang auf den Mauern nur schwer auszumachen. Erst aus der Vogelperspektive tritt das gut zwölf Kilometer lange Sternmuster mit seinen sieben Basteien deutlich zutage. Durch Zeichnungen und Bronze-Reliefs, die innerhalb der Festungsanlage verteilt sind, können wir uns aber auch so ein gutes Bild davon machen.
Vorbei am Park Regina Maria lassen wir das vierte Stadttor zunächst »rechts« liegen. Sollte es heute zu einem Besucherandrang kommen, wollen wir die auffällige und schöne Orthodoxe Kathedrale von Alba Iulia bereits besichtigt haben. An der Büste der Königin Marie Alexandra Victoria von Edinburgh gehen wir also schnurstracks vorbei und betreten durch den 58 Meter hohen Glockenturm den stimmungsvollen Innenhof. Arkadengänge umsäumen den perfekt angelegten Garten, mittendrin steht die Kathedrale.
Die Dreifaltigkeitskathedrale trägt noch weitere Namen wie »Kathedrale der Wiedervereinigung der Nation« oder auch »Krönungskathedrale«. Letzterer erinnert daran, dass sie in den Jahren 1921 bis 1923 einzig für die Krönung von König Ferdinand I. und Königin Marie des neuen »Großrumänien«, erbaut wurde.
Gekrönt wird heute niemand mehr. Dafür findet bei unserer Ankunft ein Gottesdienst oder Ähnliches statt. Als wir den Innenraum betreten, redet der Priester mit Rauschebart ruhig auf eine Gruppe ein, die seinen Ausführungen andächtig folgt.
Touristen wie wir scheinen die Andacht kaum zu stören. Wir halten uns trotzdem vornehm zurück und spazieren eine Runde durch den Garten. Von Moldawien wissen wir, dass so ein orthodoxer Gottesdienst ewig dauern kann. Doch während wir durch den Garten schlendern, leert sich die Kirche, sodass wir uns bald dem prächtigen Innenraum widmen können.
Auch hier wird an Prunk, Gold und bunten Bildern nicht gespart. Ganz anders verhält es sich in der benachbarten Katholischen Kirche. Sie ist zwar die älteste und längste Kirche von Rumänien. Hier hat man jedoch auf jedweden Kirchenschmuck verzichtet; und damit dies keiner mitbekommt, ein Fotografierverbot für das Gotteshaus verhängt.
Interessanter ist die Straße, welche zwischen den beiden Kirchen hindurchführt. Denn die Ruinen und Bauwerke, die wir heute von Alba Iulia sehen, zeugen von drei Epochen. Die ältesten Anlagen stammen aus dem römischen Castrum. Bei den Restaurierungsarbeiten wurden neben der katholischen Kathedrale Überreste eines römischen Komplexes entdeckt. Die gefundenen Votivtafeln deuten auf einen religiösen Tempelkomplex hin.
Da man die darüber liegende Straße erhalten wollte, wird heute die Lage der römischen Mauern mit weiße Platten im dunkelgrauen Pflaster dargestellt. Gleich dahinter beginnen die touristischen Marktstände, aber auch die Imbiss- und Kaffeebuden. Die gepflegten Gartenwirtschafts-Möbel sind ein ein angenehmer Platz für eine Pause.
Wir laufen auf das dritte Stadttor zu und erreichen die nächste römische Ausgrabungsstätte. Hier verlief einst die Via Principales, die Hauptstraße, welche das damals noch viereckige Fort teilte. Zu erkennen ist, dass die Römer einst Rücksicht auf die Fußgänger genommen hatten. Mit zwei Reihen Steinkanten ist die Fahrbahn so flankiert, dass ein seitliches Rutschen der Kutschenräder verhindert wurde. Sogar eine aus Ziegel gebildete Regenwasser-Ableitung ist zu erkennen. Wer schon einmal einen Stadtspaziergang durch Rom wegen fehlender Gehwege und viel zu viel Verkehr abgebrochen hat, erkennt, dass den Römern irgendwann einiges verloren gegangen ist.
Gleich nach der römischen Via Principales kommen wir zum Haupteingang der Festung und somit zu den drei prächtigsten Toren der Stadt. Die Tore sind üppig geschmückt mit Statuen und Reliefs, die Themen aus der antiken Mythologie zeigen.
Das Haupttor krönt die Reiterstatue von Kaiser Karl VI. Mit der Besetzung Alba Iulias durch die kaiserlichen Truppen, begannen im Jahr 1714 die Ausbauarbeiten der siebeneckigen Festung im sternförmigen Vauban-Stil.
Unsere Entdeckungstour endet am »Obeliscul«. Der Obelisk wurde 1937 zu Ehren der drei Anführer des Bauernaufstandes von 1784 errichtet. Benannt ist diese jedoch nach den rumänischen Ikonen Horea, Closca und Crisan, die für den Widerstand gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit stehen. Die drei Anführer wurden 1794 in Alba Iulia hingerichtet.
Doch erst am 1. Dezember 1918 erklärte die Karlsburger Nationalversammlung die Vereinigung mit dem rumänischen Altreich. Drei Monate später begrüßten die Siebenbürgen Sachsen diesen Schritt in der Mediascher Anschlusserklärung. Der 1. Dezember ist seither der Tag der Großen Einheit Rumäniens. Als letzter Schritt wurde der Anschluss Siebenbürgens an Rumänien 1920 im Vertrag von Trianon rechtskräftig vollzogen.
Noch mehr Geschichte könnten wir uns nun in den Museen von Alba Iulia antun. Vorausgesetzt natürlich, sie hätten geöffnet. Denn wie in Sibiu, gönnt sich das Museumspersonal auch in Weißenburg seine freien Tage.
Zum Glück haben wir eh weitere Stationen auf unserem Rückweg zu unserem Casa geplant. So schlendern wir ein letztes Mal durch die eindrucksvolle Festungsanlage und lassen zum Abschluss des Rundgangs noch einmal die alten Gebäude auf uns wirken.