Biertan | Schauplatz des Sachsentreffens

Eine der berühmtesten Kirchenburgen Siebenbürgens

Auf dem Weg nach Schäßburg haben wir einen Abstecher nach Biertan eingeplant. Dort befindet sich eine der berühmtesten Kirchenburgen von Siebenbürgen, mit einer weltweit bekannten Silhouette. Die Birthälmer Kirchenburg dient als Schauplatz des fast jährlich stattfindenden »Sachsentreffens«, bei dem sich die letzten verbliebenen Siebenbürgen Sachsen des Landes versammeln. Aber auch die UNESCO misst der religiösen Festung von Biertan eine hohe Bedeutung bei. Mit der Erklärung von 1993 hat sie die Birthälmer Kirchenburg zum Weltkulturerbe ernannt und damit zu einer bekannten touristischen Attraktion gemacht.

Video Kirchenburg von Biertan

Biertan gehört zu den berühmtesten Kirchenburgen von Siebenbürgen. Sie dient als Schauplatz des oft stattfindenden »Sachsentreffens«.

Tankstellen nicht überall in Rumänien

Entsprechend der Bedeutung der Stätte erwarten wir vor Ort eine halbwegs ordentliche touristische Infrastruktur, mit gut ausgebauten Straßen und wenigstens einer Tankstelle. Ersteres wird noch erfüllt. Doch als unser Auto spritdurstig Alarm schlägt, müssen wir passen. Tankstellen sind in Rumänien weit verbreitet. Allerdings gilt dies eher entlang der Hauptverkehrsadern sowie in größeren Ortschaften.

Biertan bzw. Birthälm hat weder das eine noch stellt es das andere dar. Umkehren wägen wir trotzdem ab. Hier hinten in der traumhaft grünen Landschaft gilt es nun, langsam und spritsparend voranzukommen, um unseren Leihwagen nicht später nach Schäßburg schieben zu müssen.

Parkgebühren und leere Ortsmitte von Biertan

Was in Biertan jedoch zur Infrastruktur zählt, das sind münzhungrige Parkuhren. Ist es den Behörden mithilfe der Parkgebühren gelungen, sich die Touristen vom Hals zu schaffen? Denn der große Marktplatz inmitten der an sich idyllischen Ortsmitte ist wie leergefegt. Vielleicht sind wir außerhalb der üblichen Besuchszeit eingetroffen. Andererseits sind die Marktbuden geöffnet und bieten Trachtenmode und heimische Leckereien feil.

Gleich hinter dem hübschen Eckhaus des Mittelalter-Restaurants Unglerus befindet sich der überdachte Treppenaufgang zur Kirchenburg. Dort stehen wir alsbald vor dem verschlossenen Kassenraum zur Burg. Diese wird nämlich gerade renoviert und ist während unseres Besuchs geschlossen. Leider erfährt man so etwas erst, wenn man in Biertan angekommen ist. Egal, denn der Innenhof und andere Teile der Burg sind trotzdem zugänglich.

Vom Aufstieg zum Fall von Biertan

Da sich die Kirchenburg von Biertan auf einer Anhöhe befindet, haben wir bereits vom Hof aus eine tolle Aussicht auf den malerischen Ort. Während seiner Blütezeit entwickelte sich Biertan zu einem bedeutenden Marktflecken mit florierendem Handwerk und Weinanbau. Eine Weile lebten hier mehr Menschen als in Mediasch.

Bei aller Geschäftigkeit hatte es die Bevölkerung jedoch versäumt, ihre Wehranlagen in Schuss zu halten bzw. mit dem Wachstum der Stadt auszubauen. Als es vermehrt zu Türkenüberfällen auf Biertan kam, waren die Einwohner Menschenraub, Plünderungen und Brandschatzungen schutzlos ausgesetzt. Die Pest tat schließlich das Übrige, um den Landstrich zu entvölkern.

Mittelalterliche Eheberatung in Birthälm

Zwischen 1572 und 1867 hatte die evangelische Kirche von Siebenbürgen ihren Sitz bei Birthälm. Die Grabsteine der Bischöfe sind im Mausoleums- oder Bischofsturm ausgestellt. Weitaus interessanter finden wir den Gefängnisturm. Dort gab es im Mittelalter ein »Ehe-Gefängnis«. Zerstrittene Paare wurden für zwei Wochen in einen spartanisch eingerichteten Raum gesperrt. Dann mussten sie sich entscheiden: entweder war es ihnen gelungen, sich wieder zusammenzuraufen. Oder sie gingen getrennte Wege. Diese Art der Eheberatung zeigte Wirkung. Denn in gut 400 Jahren gab es in Biertan nur eine einzige Scheidung.

Scharosch an der Kokel

Mangels Treibstoff verzichten wir auf eine Schleife über die Dörfer rund um Agnita, dem früheren Agnetheln, und fahren direkt nach Schäßburg. Eine Kirchenburg bleibt damit anzuschauen, bevor wir unser Tagesziel erreichen. Bereits bei der Hinfahrt ist uns bei Scharosch an der Kokel eine mächtig wirkende Kirchenburg aufgefallen. Auch diese Wehrkirche thront auf einer Anhöhe inmitten des Ortes.

Außer einer Handvoll spielender Kinder, die uns verwundert anschaut, ist auch hier niemand anzutreffen. Wir stehen ein zweites Mal vor verschlossenen Türen. 1990 wurde ein Verein zum Erhalt des Bauwerks gegründet. Was fehlt, ist die Info über einen Burghüter. Somit ist es an der Zeit, dass wir uns auf die Suche nach den vorerst märchenhaften Spuren des Grafen Dracula begeben.

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