Wandern im Bucegi Gebirge

mit der Telecabina auf 2000 Meter

Gleich hinter unserem Hotel New Montana befindet sich die Talstation der Telecabina Sinaia. Sie bietet uns die nächstbeste Gelegenheit, mühelos hoch in das Bucegi Gebirge zu schweben. Eigentlich haben wir ja eine Wanderung bei Busteni zum Crucea Caraiman vorbereitet. Doch angesichts des unbeständigen Wetters muss man flexibler bleiben.

Video Wanderung im Bucegi Gebirge

Eindrücke unserer Wanderung im Bucegi Gebirge bei Sinaia. Mit der Telecabina geht es hinauf zur Bergstation. Ab dort umrunden wir das Naturschutzgebiet Muntele Coltii lui Barbes.

Mit der Gondel in die Karpaten

Wir entscheiden uns also für die Kabinenbahn vor Ort und wollen damit bis hinauf zur Bergstation auf 2000 Meter Höhe. Vielleicht finden wir oben ja eine schöne Wandermöglichkeit. Das Ticket für die Berg- und Talfahrt kostet knapp zehn Euro pro Person. Verglichen mit den Bergbahnen im Allgäu sind das angenehm moderate Preise.

Bei der Mittelstation bei Cota 1400 müssen wir umsteigen. Wenig später stehen wir dann vor der großen Wanderkarte der Muntii Nostri. Aufgrund der Wetterlage können wir eine Tagestour knicken. Allerdings lässt sich anhand der Karte kaum einschätzen, wie viel Zeit man für die skizzierten Touren rechnen muss.

Wir entscheiden uns für die Runde um das Naturschutzgebiet Muntele Coltii lui Barbes. Die Rundwanderung sieht gut und machbar aus. Wenn wir Pech haben, werden wir halt nass. Da jedoch hin und wieder die Sonne raus kommt, sind wir optimistisch.

Eindrücke der Landschaft im Bucegi Gebirge

Durch das Skigebiet zum Varful cu Dor

Zu unserer Überraschung gibt es sogar Wanderzeichen an den Wegen. Demnach müssen wir zunächst dem gelben, später dem roten Punkt folgen. Von der Gipfelstation geht es somit immer entlang der Skipisten erst einmal bergab, bis sich nach gut einem halben Kilometer die Wege verzweigen. Dort könnten wir auf den Wasserfall-Trail wechseln, was die Tour allerdings um einiges verlängern würde.

Vor uns erkennen wir aber schon die Felsformationen auf dem Varful cu Dor, die wie Pilze in die Höhe ragen. Bisher öffnete uns der Weg hauptsächlich die Sicht in den tristen Talkessel des Coltii lui Barbes. So wie wir um den Varful cu Dor herum spaziert sind, erwartet uns jedoch eine weite Sicht auf das weite Bucegi Gebirge.

Vom Wanderweg zu Trampelpfaden

Die Gipfelstation der Telecabina rückt damit außer Sichtweite. Leider verschwinden außerdem allmählich die Wegmarkierungen, sodass wir fortan den Trampelpfaden durch die Wiesen folgen müssen, so gut es eben geht. Zuletzt wird das Gelände hinter dem Varful cu Dor dermaßen abschüssig, dass selbst trittsicherer Wanderer extrem vorsichtig sein müssen, um nicht den Halt zu verlieren. Meiner Mutter wird es zu steil.

Sie kehrt lieber um, nimmt damit den bekannten Weg zurück zur Station und wartet dort auf uns. Wir indes kämpfen uns durch ein niedriges Gehölz, bis der Pfad wieder deutlicher in Erscheinung tritt. Jetzt können wir uns auch wieder mehr auf die Botanik konzentrieren. Denn zwischen den restlichen Schneefeldern blühen einige Frühlingsboten wie das Alpenglöckchen, mehrere Enzian-Arten, unzählige Krokusse und verschiedene Anemonen.

Kreuzotter oder Schlingnatter?

Imposant ist die Aussicht, die uns einzelne Felsvorsprünge bieten. Hier erkennen wir, warum die Bergrettung das Gebiet als »teuflisch« bezeichnet. Denn auf dem hinter uns liegenden Pfad war nicht auszumachen, wie steil das Gelände wenige Meter weiter abfällt. Erst auf den Felsvorsprüngen tritt die wilde und gefährliche Landschaft des Bucegi Gebirges richtig in Erscheinung. Bald jedoch erreichen wir das Tal Izvorul Dorului und können den nächsten Abschnitt entspannter angehen. Allmählich müssten wir außerdem die Hälfte der Strecke bewältigt haben.

Ich schau Dir in die Augen...

Irgendwie haben wir die Zeit vergessen. Im nächsten Moment interessiert es schon nicht mehr. Denn plötzlich huscht eine Schlange an mir vorbei. Es könnte eine Kreuzotter sein. Vielleicht ist es auch eine Schlingnatter? »Kreuzottern haben eher geschlitzte Pupillen, die von der Schlingnatter sind rund«, hat Lars gut Reden. Als wenn mir die Schlange freiwillig und gerne in die Augen guckt? Soll sie lieber die paar warmen Sonnenstrahlen genießen, bevor sie später wieder in der Kälte erstarrt.

Apropos gucken: Wir hätten mal besser öfter auf die Wegmarkierung geachtet. Den Trampelpfaden zu urteilen, wird der offizielle Wanderweg allerdings regelmäßig verfehlt. Als Konsequenz stehen wir später an einer meterhohen Abbruchkante oberhalb eines Bachs, dem wir in diesem Bereich eigentlich folgen sollten. So aber müssen wir uns einen Weg hinab suchen. Zumindest aber wissen wir dort, dass wir richtig sind. Auch entdecken wir nach längerer Zeit endlich wieder eine Markierung an einem Felsen.

Entlang dem wilden Bachbett geht es ab dort langsam wieder bergauf. Vor uns türmen sich dicke, schwarze Wolken auf, während uns selbst von der Sonne warm wird. In dem Flusstal ist es richtig idyllisch. Ob sich hier hin und wieder auch ein paar Bären tummeln? Lieber keinen herauf beschwören und weiter auf den Pfad achten, der hier wirklich verzwickt mal links und mal rechts vom Bach verläuft. Diesen immer wieder zu Überqueren, ohne nasse Füße zu bekommen, das ist hier die Kunst.

Beim Sessellift Valea Soarelui

Aber wir kommen langsam ans Ziel und beim Sessellift Valea Soarelui können wir auf den geschotterten Fahrweg wechseln. Stellt sich nur die Frage, wo die Gipfelstation der Telecabina geblieben ist? Denn der gesamte obere Bereich des Hangs ist dick in einer Wolke eingehüllt, die nichts Gutes verheißt. Solch Wetterumschwünge zählen zu den kleinen Dingen in den Bergen, vor denen regelmäßig gewarnt wird, und von denen sich manch Urlauber nicht die Tour vermiesen lassen will.

So auch eine britische Familie, die uns entgegenläuft, als herrsche eitel Sonnenschein. Für uns indes ist es wirklich blöd, dass es nun ganz schön knackig bergauf geht. Die letzten 250 Höhenmeter müssen wir uns sputen. Da nützt kein Jammern und kein Zetern. Kurz vor der Telecabina fallen die ersten dicken Tropfen auf uns herab. Wir rennen los und entkommen einem kräftigen Graupelschauer, der einsetzt, kaum dass wir meine Mutter im Gebäude der Telecabina wieder gefunden haben.

Abschlusshock im Bergrestaurant La Ceaunu' Crapat

Drei Stunden waren wir unterwegs und sind knapp acht Kilometer durch mehr oder weniger gut markiertes Gelände gewandert. Zeit für eine Pause, auf die Lars bei der Mittelstation drängt. Doch er hat ja so recht. Denn das Bergrestaurant La Ceaunu' Crapat ist so schön gelegen, es wäre eine Schande, gleich ganz runter nach Sinaia zu fahren. Bei Limonade und Milchkaffee erzählen wir von unserer Wanderung.

Wir können uns glücklich schätzen, spontan eine Bergtour absolviert zu haben. Andernfalls wäre das Bucegi Gebirge wetterbedingt ausgefallen. Doch wie bei unserem Roadtrip durch Moldawien wollten wir auch hier in Rumänien die Reise mit Wandern ausklingen lassen. Zufrieden können wir damit zurück nach Bukarest fahren, immer mit dem Gedanken, wieder ein tolles Land kennengelernt zu haben.

Wanderkarte zur Wanderung im Bucegi Gebirge

Höhenprofil

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