Bled und sein berühmter See, der Blejsko jezero, bilden die Touristenattraktionen von Slowenien schlechthin. Malerisch liegt der Bleder See vor den Julischen Alpen und bietet ein wunderschönes Postkartenpanorama. Leider hat sich die Schönheit dieser Gegend bereits bis ins ferne Asien herumgesprochen.
Zu den Hauptreisezeiten schieben sich gewaltige Touristenmassen durch den Ort. Mit Selfiestick bewaffnete Asiaten und Tourguides mit größeren Gruppen im Schlepptau gehören dann zum gewohnten Bild.
Während unserer Reise erleben wir alles anders. Reisebusse sind so gut wie keine unterwegs. Die Autos mit nicht-slowenischen Kennzeichen stammen aus Österreich oder aus Deutschland. Trotzdem sind Parkplätze in Bled teure Mangelware. Wir wollen den kompletten Tag rund um den Blejsko jezero verbringen.
Für eine kostenfreie Parkmöglichkeit können wir daher auch gerne ein paar Schritte laufen. Nahe der Zufahrt zur Burg Bled haben wir bereits zu Hause solch eine Stellfläche ausfindig gemacht. Bei der Ankunft am frühen Morgen ist diese so gut wie leer. Das liegt aber auch daran, dass sich der Platz etwas abseits vom Ortskern befindet.
Ein bequemer Fußweg führt hinab zur Seepromenade, die nach 400 Meter bereits erreicht ist. Am Ufer öffnet sich der erste Blick auf die im See liegende Insel Blejski Otok. Schade nur, dass der Himmel bedeckt ist. In der Ferne hören wir ein Donnergrollen. Es ist Regen gemeldet. Das aber scheint die Stand-Up-Paddler auf dem Wasser wenig zu jucken. Und auch die Profi-Ruderer haben das morgendliche Training längst aufgenommen. Bled hat sich in den Nachkriegsjahren zu einem bedeutenden Ruderzentrum entwickelt.
Jährlich werden hier zahlreiche nationale und internationale Regatten ausgetragen, darunter bislang vier Weltmeisterschaften. Zu den größten Erfolgen der Bleder Ruderer zählen die ersten olympischen Medaillen für das unabhängige Slowenien in Barcelona 1992. Wer selbst gerne über den See rudern will, kann sich beim Angelverein ein Holzboot mieten. Daneben bietet das Ruderzentrum auch SUPs zum Verleih an.
Wir bleiben auf der Seepromenade und erreichen 700 Meter nach dem Ruderzentrum den öffentlichen Badestrand beim Campingplatz von Bled. Hier endet die Seepromenade. Schiffe zur Insel Blejski Otok und hinüber nach Bled haben hier ihre Anlegestelle. Kurz nach dem Strand wechseln wir auf einen Holzsteg.
Nur knapp über dem Wasserspiegel verläuft er entlang dem steilen Felsufer. Er bietet eine weitere schöne Aussicht auf Blejski Otok. Links davon ragt der Burgfels in die Höhe, rechts reihen sich die Kurhotels von Bled aneinander.
Ab dem Ende vom Holzsteg führt eine Treppe hinauf zu einem Naturweg entlang der Uferstraße. Wir folgen diesem kurz, bis auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Schotterstraße abzweigt. Ein Holzschild weist den Weg zur »Osojnica«.
Ab hier geht es nun bergauf. Am Ende der Bebauung geht der Fahrweg in einen breiten Waldweg über. Den Abzweig zur Mala Osojnica lassen wir links liegen und laufen geradeaus den Berg hinauf.
Nach einer knappen Viertelstunde erreichen wir den nächsten Abzweig zur Ojstrica, einer schroffen Bergspitze über dem Bleder See. Sie wäre die einfache Möglichkeit für einen Aussichtspunkt. Wir lassen auch diesen außer Acht und gehen weiter, zumal uns ein leichter Regenschauer einholt und wir lieber unter dem Blätterdach der Bäume Schutz suchen. Sowie es wieder aufklart, laufen wir weiter bis zum nächsten Abzweig im Wald. Dieser führt nun rechts hinauf zur Velika Osojnica, dem 756 Meter hohen Hausberg von Bled. Teilweise ist der Weg richtig steil.
Im oberen Abschnitt teilt er sich außerdem in mehrere schmale Pfade auf. Welchen man wählt, ist unerheblich. Sie alle führen zum höchsten Aussichtspunkt über dem Blejsko jezero. Oben angelangt lädt eine Bank zum Verweilen ein. Bei besserem Wetter reicht hier die über den See bis zu den Karawanken, den Steiner Alpen und zum Laibacher Becken. Doch auch bei trüben Wetter ist es hier oben schön, sodass wir uns eine kleine Pause gönnen.
Von dem Inselchen Blejski Otok hallt ein Glockenklang bis zu uns herauf. Natürlich rankt sich eine Legende um die Insel. So lebte einst eine junge Frau auf der Insel. Ihr Mann wurde von Banditen getötet und in den See geworfen. Daraufhin ließ die Witwe für eine Kapelle auf der Insel eine Glocke gießen. Doch beim Hinüberschaffen zur Insel kenterte ein plötzlicher Sturm das Boot und die Glocke ging im Wasser verloren.
In sternklaren Nächten sollen die Klänge der Glocke noch immer von den Seetiefen her zu hören sein. Die fromme Frau indes hielt hier nichts mehr. In tiefer Trauer brach sie nach Rom auf und trat dort einem Klosterorden bei. Nach ihrem Tod übersandte der Papst für die Inselkirche eine neue Glocke. Es ist eine »Wunschglocke«. Wer diese läutet, dem soll ein Wunsch in Erfüllung gehen. Sie macht die Insel zur beliebtesten Hochzeitsadresse des Landes.
Wir steigen wieder hinab von der Velika Osojnica. Beim Abzweig im Wald folgen wir nun dem Wegweiser zur Mala Osojnica. Die Aussicht ist von dieser Plattform auf 685 Metern Höhe fast noch schöner als vom oberen Aussichtspunkt.
Trotz der Regenwolken wird die Kirche auf der Insel Blejski Otok immer wieder von der Sonne angestrahlt. Dahinter ragt die Burg auf ihrem Felsen in die Höhe. Zusammen mit dem See und den umliegenden Bergen bilden sie eine wirklich traumhafte Kulisse.
Über einen schmalen Pfad erreichen wir den nächsten kleinen Ausguck. Danach müssen wir eine extrem steile und lange Treppe entlang dem Felsen hinabsteigen. Unten angelangt trennen uns nur noch ein paar Serpentinen bis zurück zum Seeufer.
Bevor wir dieses erreichen, freuen wir uns über eine unheimliche Hütte, die uns Unterschlupf bietet. Dort warten wir einen gewaltigen Platzregen ab, bei dem uns die Leute oben auf der Mala Osojnica leidtun.
Bei allmählich abklingendem Regen folgen wir dem Uferweg weiter in Richtung Bled. Immer wieder öffnet sich die Sicht zur Insel und zur Burg. Angler sitzen am Ufer und warten geduldig auf einen guten Fang. Wir genießen die klare Luft und erreichen bald die Treppen hinauf zur Villa Bled. Ab hier ist die Uferpromenade wieder befestigt. Immer wieder fahren hübsche Holzboote an uns vorbei zur Insel Blejski Otok. Das Pletna ist ein traditionelles Holzboot, das nach dem Vorbild der venezianischen Gondel konzipiert wurde.
Ein Pletna wird vom Bootsführer Pletnar in einer besonderen Stehruder-Technik fortbewegt und gesteuert. Auch wenn die Arbeit mit Körperkraft ausgeführt wird, ist der Pletnar noch heute ein angesehener und beliebter Beruf. Hübsch aneinander gereiht stehen die Pletne mit ihren blauen Dächern am Bootsanleger. Da wir die Burg besuchen wollen, fehlt uns jedoch die Zeit für die Überfahrt zur Insel.
Ab den Anlegern der Pletne verläuft der Uferweg gut einen Kilometer nahe der Straße bis zu den ersten großen Hotels von Bled. Einige der Hotels sind recht hübsch anzusehen. Doch es gibt jede Menge Hotels in osteuropäischer Plattenbauoptik. Der Zauber dieses beliebten, aber auch ungewöhnlichen Orts geht wohl hauptsächlich von der Seepromenade aus. Oder ist er in den Heilbädern zu finden? Immerhin machten die heißen Thermalquellen Bled bereits im 17. Jahrhundert als Kurort bekannt. Auf uns wirkt die Ortschaft Bled wenig anziehend. Trotz der touristischen Flaute gibt es immer noch viel Autoverkehr und steht alles voll mit Blech.
Vielleicht sind wir durch unser Hotel in der Altstadt von Radovljica ein wenig verwöhnt. Doch auch andere Besucher stören sich an so einem Stadtbild. Denn Bled soll laut der Gemeindeverwaltung autofrei werden. In einem ersten Schritt sollen dazu Parkplätze außerhalb geschaffen werden. Die Straßen sollen dann nur noch für Radfahrer und Fußgänger offen sein. Das wird dem Ortsbild sicherlich guttun. Wir bleiben an der Uferpromenade und machen Pause in der Vila Preseren. Dort gönnen wir uns eine Latte Macchiato und eine frische Limonade, bevor wir den nächsten Aufstieg in Angriff nehmen.
Beim Schwimmbad am Bleder See überqueren wir die Promenade. Schilder weisen hinauf zur Blejski grad, der Burg von Bled. Die mittelalterliche Höhenburg befindet sich auf einem 139 Meter hohen Felsen über dem Bleder See und gilt als die älteste Burg Sloweniens.
Der Weg führt in Treppen und Serpentinen noch einmal steil nach oben bis zum Schlossgarten. Neben der Burg gibt es einen Aussichtspunk, der allerdings keine solche Sicht bietet, wie die Terrassen innerhalb der Festung.
Über die hölzerne Zugbrücke gelangen wir in den inneren Burggarten. Eine Pflasterstraße windet sich weiter hinauf bis zum unteren Schlosshof. Dort angekommen blicken wir uns fragend an. Was nun? Wir werfen einen kurzen Blick in die Schlossdruckerei. Mit der Replik einer traditionellen Holzpresse wird das Meisterhandwerk vergangener Zeiten dargestellt. Für unseren Geschmack sind zu viele Leute in dem Raum, weshalb wir bald wieder im Schlosshof stehen.
Wir kommen gerade pünktlich zum nächsten großen Gewitterschauer. Es ist einer dieser Tage, an denen das Wetter ganz schön verflixt ist. Wir flitzen in das Burgrestaurant und gönnen uns in edlem Ambiente einen Cappuccino. Währenddessen beobachten wir, wie es draußen nur so schüttet. Fenster sind eine tolle Erfindung!
In Burgrestaurant verbrachten ein paar Jahre zuvor sicher auch Schauspieler und deren Filmcrew aus Südkorea ihre Pausen. Neben der Hauptstadt Ljubljana und der Küstenstadt Piran diente die Burg von Bled als Kulisse für die koreanische Romanze und Seifenoper »Dear My Friends«. Der slowenische Tourismusverband erkannte die Verfilmung als großartige Werbung für den Tourismus im Land.
Der koreanische und asiatische Markt besitzt Potenzial für weiteres Wachstum. Und es hat gewirkt. Mit Ausstrahlung der Serie gingen die Zahlen der südkoreanischen Touristen durch die Decke. In Spitzenzeiten erreichten sie 20 Prozent der lokalen Touristen. Zeitweise herrschte ein derartiger Betrieb, dass den Einheimischen geraten wurde, lieber von Bled fernzubleiben.
So gesehen haben wir Glück mit der bei unserem Ausflug leeren Burg! Im Jahr 1011 wurde die erste Burg von den Bischöfen von Brixen erbaut. Sie diente lediglich zur Abwehr. Die Bischöfe selbst lebten nie auf der Burg. Somit gibt es hier auch keine Luxuszimmer.
In ihrer Anfangszeit bestand die Festung aus nur einem romanischen Turm, umgeben von ein paar Schutzmauern. Erst im Mittelalter entstanden weitere Türme und ein größeres Befestigungssystem mit der Zugbrücke über dem Wassergraben.
Nicht alle Bereiche der Burg Bled sind im Original erhalten. Im Jahr 1511 verursachte ein schweres Erdbeben große Schäden. Mit der darauffolgenden Instandsetzung erlangte die Burg ihr heutiges Aussehen.
Der schönste und interessanteste Teil des erhaltenen Gebäudes ist die gotische Kapelle im oberen Hof. Sie entstand im 16. Jahrhundert und wurde später mit illusionistischen Fresken verziert.
Das Museum im oberen Hof stellt die historische Entwicklung von Bled dar. Es zeigt die Wohnkultur der verschiedenen Zeitepochen, wie auch Waffen und die passenden Rüstungen. Beeindruckender jedoch finden wir die begehbaren und überdachten Burgmauern, welche immer wieder neue Perspektiven von der Burg und ihrer Umgebung ermöglichen.
Gegen Abend klart der Himmel endlich ein wenig auf. Zum Abschluss unseres Ausflugs genießen wir nochmals die Aussicht auf Bled von den verschiedenen Terrassen. Dann aber geht es zurück zum Parkplatz. Links vor dem Burgparkplatz, vorbei an der Abbruchkante des Burgbergs, führt ein Pfad in den Wald.
Dieser bringt uns nach gut 500 Metern zurück zu unserem Auto. So schließt sich die Runde unserer großen Wanderung bei Bled. Trotz so manchem Regenschauer hat uns diese traumhafte Aussichten und interessante Eindrücke von dem Kurort und seiner Burg aufgezeigt.
Ausgangspunkt | Parken unterhalb der Zufahrt Burg Bled |
Koordinaten | N 46.3708, E 14.09785 |
Gehzeit | 3.30 Stunden ohne Besichtigungen, mit ist es eine ganze Tagestour |
Distanz | 10,7 km |
Anstiege | ca. 354 HM |
Grad | T2 (steile Treppen hinab vom Mala Osojnica, ansonsten einfach) |
Einkehr | Einkehrmöglichkeiten gibt es beim Ruderzentrum, beim Campingplatz und am Ufer von Bled. |
GPS-Daten | Wanderung Bleder See gpx |
KML-Daten | Wanderung Bleder See kml |