Im Herzen des Nationalparks Triglav liegt der idyllische Bohinjer See. Die Julischen Alpen sowie auch die Hochebenen von Jelovica, Pokljuka und Komna umgeben das Gletschertal. Ab Bled dauert die Fahrt dorthin eine halbe Autostunde. Die Umgebung beim Wocheiner See, wie der Bohinjer See auch genannt wird, bietet einige Wandermöglichkeiten.
Zu den schweren Touren zählt die Bergtour auf dem Vogel. Bodenständige Besucher begnügen sich mit einer Runde um den See. Andere wiederum gehen auf die Suche nach Wasserfällen und Schluchten. Wir gehören zu diesen anderen und wollen durch die Mostnica Schlucht in das Voje-Tal wandern.
Bei der Anfahrt sehen wir uns in Bled einem großen Polizeiaufgebot gegenüber. Einige Straßen sind gesperrt. Wichtig wirkende, schwarze Limousinen kreuzen unseren Weg. Europäische Politiker treffen sich gerne an schönen Orten. Bled ist offensichtlich einer davon.
Für Touristen gehen solche Treffen meist mit Einschränkungen einher. Wir sind froh, dem ungebetenen Rummel am Bleder See ausweichen zu können. In dem kleinen Dorf Stara Fužina, östlich des Bohinjer Sees, geht es hingegen ruhig und beschaulich zu. Auf dem Parkplatz zur Mostnica Schlucht stehen kaum Autos.
Beim Kassenhäuschen bezahlen wir die Parkgebühren. Leider liegen dort keine Wanderkarten griffbereit. Ein Aushang zeigt jedoch eine kurze Schluchten-Tour an der Mostnica sowie eine längere Wanderung bis zum Mostnica Wasserfall. Wir sind uns unschlüssig, wie viel und wohin wir wandern wollen? Lassen wir uns also erst einmal von der Mostnica Schlucht überraschen!
Hinter dem Kassenhäuschen führt ein Pfad entlang einem Weidezaun in die Schlucht von Mostnica. Nach 400 Metern erreichen wir die Teufelsbrücke. Laut einer Legende wurde die steinerne Brücke vom Teufel persönlich erbaut. Wie bei diesen teuflischen Geschichten üblich, wurde der arme Kerl um den versprochenen Lohn geprellt.
Hier erhielt er für seine Arbeit eine Hundeseele. Eine ganz ähnliche Geschichte kennen wir von unseren Wanderungen auf der Schwäbischen Alb. Doch auch wenn der Teufel ein weiteres Mal der Gelackmeierte war, hat er die Brücke stabil genug gebaut. So können wir einen ersten Blick in die tief in den Fels eingeschnittene Mostnica Schlucht werfen.
Wir bleiben am linken Ufer flussaufwärts und erreichen bald das nächste Kassenhäuschen. Dieses Mal ist es die Klammkasse. Hier zahlt man den Obolus für das Betreten und den Erhalt der Wege entlang der Mostnica Schlucht. Bei der hiesigen Brücke haben wir die Wahl, welche Flussseite wir für den Aufstieg nehmen.
Wir halten uns rechts und überqueren die Mostnica. Immer wieder bieten sich Möglichkeiten, in die tief ausgewaschenen Kolke der Schlucht zu schauen. Nicht nur dort rauscht das Wasser durch das Flusstal. Durch die starken Niederschläge der vergangenen Tage plätschert das ein oder andere Bächlein über den Wanderweg.
Nach gut einem Kilometer erreichen wir die Cesenjski Brücke. Sie markiert den Umkehrpunkt der kurzen Klamm-Runde. Angesichts deutlich besseren Wetters versuchen wir, bis zum Mostnica Wasserfall zu kommen. Wir überqueren die Brücke und folgen sogleich rechts dem Pfad, bis wir eine asphaltierte Fahrstraße erreichen.
Vorbei an der Voje Berghütte bringt uns diese in das idyllische Voje-Tal. Bei der Hütte geht die Fahrstraße in eine Schotterpiste über. Gut ein Kilometer weiter gabelt sich der Weg. Wir folgen rechts der Beschilderung zur »Okrepcevalnica Slap«, der Imbissbude am Wasserfall.
Nach einer weiteren Überquerung der Mostnica wandern wir auf gemütlichem Wege zu den Almwiesen des Voje-Tals. Überall stehen urige Alm- und Ferienhütten verteilt im üppigen Grün. Dazwischen grasen weiße Ziegen und blicken neugierig auf die Wanderer. Wir laufen immer weiter taleinwärts.
Links vorbei am Schild der bewirteten Rasthütte folgen wir nun dem Schotterweg bergauf. Wenige Minuten später erreichen wir den Mostnica Wasserfall. Mit lautem Getöse stürzt er 21 Meter tief in sein Becken und erzeugt eine gewaltige Gischt. Bei der Aussichtsstelle ist es kühl und sehr nass.
Tatsächlich halten wir uns nur kurz beim Wasserfall auf. Es ist einfach zu nass, um hier längere Zeit zu verweilen. Beim Rückweg zweigen wir kurz vor der Rasthütte rechts auf den Pfad ab, sodass wir erneut die Uferseite der Mostnica wechseln. Der schmale Waldpfad mündet in einen Forstweg. Auf dem nächsten Abschnitt wechseln sich Wald und Wiesen ab.
Vorbei an weiteren Almhütten gelangen wir schließlich zu dem uns bekannten Abzweig zurück. Wir sind nun wieder auf der Piste zur Voje Berghütte. Es ist Zeit für eine Pause mit Kaffee und Kuchen. Inzwischen ist die Hütte gut besucht. Aber wir finden einen Platz und werden mit leckerem Blaubeerkuchen verwöhnt.
Anschließend gelangen wir auf demselben Weg wie zuvor zurück zur Cesenjski Brücke. Hinab nehmen wir jedoch das andere Ufer der Mostnica Schlucht. Ein Schild weist darauf hin, dass einige Stellen unpassierbar seien. Borkenkäfer treiben hier ihr Unwesen. Stürme geben den Bäumen dann den Rest und werfen sie um. Trotzdem ist der Weg gut zu Durchwandern.
Wir sammeln weitere schöne Einblicke in die eindrucksvolle Klamm der Mostnica. Bald ist die Klammkasse wieder erreicht und kurz darauf auch der Parkplatz. Wir kommen keine Minute zu früh. Denn kaum sitzen wir im Auto, beginnt ein Wolkenbruch. Uns kann es egal sein. Wir haben eine schöne Wanderung mit vielen tollen Eindrücken erlebt.
Wir überlegen, ob sich eine zweite Wanderung an den Savica Wasserfall lohnt? Doch das Wetter ist inzwischen zu schlecht. So verweilen wir noch etwas in Ribčev Laz am Bohinjer See. Auf einem Steinblock am Seeufer steht der Zlatorog.
Es ist eine Sagengestalt aus den slowenischen Alpen. Eigentlich handelt es sich bei der Sage um einen weißen Gamsbock mit goldenen Hörnern. Dieser hier ist schwarz. Das Tier hütete einen verborgenen Schatz, bis es ein von Habgier getriebener Jäger erlegte.
Eine alte Steinbrücke über dem Auslauf des Bohinjer Sees verbindet die beiden Orte Ribčev Laz und Stara Fužina miteinander. Dahinter ziert die Cerkev Svetega Janeza Krstnika, eine romanische Kirche, die grüne Landschaft. Wir wollen einen Blick hineinwerfen. Aber es findet gerade eine Trauung statt.
So belassen wir es bei einem Spaziergang entlang dem Bohinjer See und machen uns langsam auf den Rückweg nach Radovljica. Wir haben die trockene Zeit mit der Mostnica Schlucht und dem Voje-Tal ideal genutzt. Freuen wir uns auf ein deftiges Abendessen bei Kerzenschein!
Ausgangspunkt | Parkplatz beim Eingang der Mostnica Schlucht |
Koordinaten | N 46.2904, E 13.88667 |
Gehzeit | 3 Stunden |
Distanz | 10,5 km |
Anstiege | ca. 236 HM |
Anforderungen | T2 (leichte Wanderung über Wald-, Forst- und Wiesenwege) |
Einkehr | Voje Berghütte oder die »Okrepcevalnica Slap«, die Imbissbude am Wasserfall |
GPS-Daten | Wanderung Mostnica Schlucht gpx |
KML-Daten | Wanderung Mostnica Schlucht kml |