Hinter einem Wasserfall zu stehen, ist für viele Naturliebhaber ein Wunsch. Der Pericnik Wasserfall fällt mit donnerndem Getöse 52 Meter in die Tiefe. Direkt bei der Hauptkaskade ermöglicht eine Felsengalerie, bequem hinter dem tosenden Bachsturz hindurchzulaufen. Nach ausgiebigen Niederschlägen wirken die Wassermassen besonders spektakulär.
Nach dem Besuch in der bereits wasserreichen Vintgar Klamm zeigt der Himmel kein Erbarmen mit uns. Es regnet, was das Zeug hält. Da unser Reiseprogramm von Outdoor-Aktivitäten geprägt ist, stellt sich die Frage, welche Ziele sich auch bei Regen lohnen? Wasserfälle sind immer gut.
Der Pericnik Wasserfall ist eine halbe Stunde von Bled entfernt. Über die Autobahn E61 fahren wir in Richtung Karawankentunnel. Wir haben Glück. Genau bei der Ausfahrt nach Jesenice befindet sich das Stauende für die Tunnelfahrer rüber nach Österreich.
Unterhalb der Autobahn fahren wir weiter hinein in das Tal der Save bis Mojstrana. Bei dem Dorf mündet die Bistrica in die Save und es beginnt das Vrata-Tal. Es ist das größte, durch Gletscher überformte Tal auf der Nordseite der Julischen Alpen. Durch das Dorf hindurch fahren wir nun immer der Save entgegen.
Knapp zwei Kilometer nach dem Ortskern bietet es sich an, das Auto auf dem Wanderparkplatz »Pri Rosu« stehenzulassen. Ab dort führt eine zweieinhalb Kilometer lange Strecke durch den Wald zum Wasserfall. Bei unserer Ankunft regnet es noch immer wie aus Kübeln. Zum Glück ist es erlaubt, der Straße weiter bis zum Slap Pericnik zu folgen. Wir verzichten auf die Wanderung und fahren weiter.
Ob das eine gute Idee ist, bei solch einem Wetter in das Vrata-Tal hineinzufahren? Die Straße wird immer schmaler. Neben uns befindet sich der reißende Fluss Bistrica. Durch den Regen der letzten Stunden reicht das Wildwasser teils bis knapp an die Straße heran. Unweigerlich erinnere ich mich eine Wanderung im Nationalpark Rincón de la Vieja.
Dort mussten wir zu Fuß durch einen Bach zurück, der binnen weniger Minuten mächtig angeschwollen war. 700 Meter nach dem Parkplatz geht die Straße in eine Schotterpiste über, die zum Glück gut zu befahren ist. Hoffentlich steigt das Wasser der Bistrica nicht weiter an! Die Wassermassen neben der Piste wirken fast schon bedrohlich.
Doch wir sind nicht die einzigen, die wagemutig in das Vrata-Tal vordringen. Es stehen bereits zwei Fahrzeuge beim Parkplatz. Beim Pericnik Wasserfall befindet sich ein kleines Restaurant, bei dem die Parkgebühren zu entrichten sind. Das gilt für normale Ausflugstage. Wir können uns das Geld sparen.
Bei Regen lohnt der Betrieb nicht. Noch immer gießt es in Strömen. Beim Picknick im Auto beobachten wir zwei Italiener, die patschnass zu ihrem Campingbus zurückeilen. Gequält lächeln sie zu uns rüber, bevor sie abfahren. Wir harren weiter aus und hoffen auf eine zumindest kurze Lücke zwischen den Regenwolken.
Das Tosen ist bereits auf dem Parkplatz gewaltig, bei Hochwasser allerdings auch auf die Bistrica zurückzuführen. Nach wenigen Schritten öffnet sich bei der Brücke über den Pericnik die Sicht auf die Hauptkaskade des Pericnik Wasserfalls.
Wow, vor uns befindet sich ein Naturschauspiel, das die Gletscher nach der Eiszeit zurückgelassen haben. Von den Rändern einer Wand aus Konglomerat stürzt das Wasser hier 52 Meter in die Tiefe.
Neben dem Fluss führt ein Waldweg hoch zum Pericnik Wasserfall. Um uns herum treibt die Gischt durch den Wald und bestärkt das Nass vom Himmel noch. Für Zuckerpuppen ist das nichts. Mit dem Schauspiel vor uns werden wir jedoch reich entschädigt. Über einen Pfad gelangen wir in die Felsengalerie hinter dem Wasserfall. Zum Fotografieren stellen wir das Stativ auf. Trotz der Felsüberdachung müssen wir einen Schirm über die Kamera spannen.
Es tropft überall von der Decke. Außerdem ist es hier unglaublich laut. Dass es nach wie vor regnet, ist uns inzwischen eins. Wir sind schon nass. Dafür ist der Pericnik Wasserfall ein wirklich besonderes Erlebnis. So haben wir uns eigentlich Island vorgestellt. Dass wir solch ein Naturschauspiel in Slowenien finden, ist eine wahre Überraschung.