Piran ist eine malerische Stadt, gespickt mit venezianischer Architektur. Wie eine Schiffsburg ragt die Siedlung mit ihren roten Dächern und dem auffallenden Campanile weit ins Meer hinein. Stundenlang schlendern wir durch malerische Gassen.
Fischessen, Cocktails schlürfen oder bei einem guten Wein den Abend auf dem Balkon verbringen und auf die Adria hinausschauen. Piran ist für uns Wandern und Erholung – Urlaub pur!
Nach ereignisreichen Tagen rund um den slowenischen Luftkurort Bled steht uns der Sinn nach Sonne und Meer. Eingepfercht zwischen Triest und dem kroatischen Istrien, misst Sloweniens Küstenlinie gerade mal 46 Kilometer.
Ein Großteil davon ist mit Städtchen, Häfen und Salinen belegt. Für einen Badeurlaub ist die slowenische Adriaküste nur bedingt geeignet. Auf engstem Raum bietet sie dafür Möglichkeiten, die weit über das Baden hinausgehen. Doch zuerst müssen wir in Piran ankommen.
Piran ist ein autofreier Ferienort. Das ist richtig schön; und gilt insbesondere dann, wenn man schon angereist ist. Zum Ein- und Ausladen ist die Zufahrt in den Hafen für einen begrenzten Zeitraum erlaubt. Dabei gilt: je mehr Gäste zugleich anreisen, umso enger wird es. So sind bei unserer Ankunft alle Stellflächen belegt.
Und die Buswendeschleife ist tabu. Ein netter Polizist hat Erbarmen und lotst uns auf die Sperrfläche vor dem Aquarium. Damit ruft er einen neunmalklugen Touristen auf den Plan, der uns genau deswegen anmotzt. Auch er sucht nach einer Parklücke. Wir bleiben gelassen. Ohne Hektik bringen wir unser Gepäck ins Hotel Tartini.
Im Hotel erhalten wir einen Passierschein für den Fall, dass wir uns zu lange in der Altstadt aufhalten. So werden wir an der Schranke gleich durchgewunken und können zur Parkgarage Fornače fahren. Ein Glück hat die Einfahrt eine passable Höhe.
Da kommen wir auch mit unserer Dachbox durch. Hier lassen wir das Auto einfach mal für ein paar Tage stehen. Mit dem Shuttle Bus kehren wir schließlich zurück zur Piazza Tartini.
Die Altstadt von Piran liegt auf der Spitze einer Halbinsel und ist zum Großteil von Meer umschlossen. Trotzdem ist es gar nicht so einfach, einen Balkon mit Meerblick zu ergattern. Das Hotel Tartini befindet sich am gleichnamigen Platz, etwas zurückversetzt hinter dem Hafen. Es ist ein modern eingerichtetes Boutique-Hotel. Die Architektur wirkt an manchen Stellen unfertig.
Verschwenden wir keinen Gedanken über den schmalen Grat zwischen Pfusch und Kunst! Wir betreten das Zimmer und laufen auf ein hohes Balkonfenster mit Blick auf das azurblaue Meer zu. Es gibt einen kleinen, venezianischen Balkon. Hier werden wir heute Abend sitzen, ein Glas Wein genießen und einfach raus aufs Meer schauen. Wir fühlen uns wohl und sind einfach glücklich.
Das Hotel Tartini beansprucht mehrere Altstadthäuser am Tartiniplatz für sich. Alle sind miteinander verbunden. So wirkt das Haus etwas verwinkelt. Dafür gelangen wir prima auf die Dachterrasse. Dort finden abends Dinners statt, mit Blick auf den Tartiniplatz und auf das Meer. Das ist sicherlich ganz nett. Unser Balkon ermöglicht uns eine gute Sicht auch zu dieser Seite.
Wir begnügen uns mit dem Beobachten der Kellner. Indem sie x-mal die Treppen hoch und wieder herunterrennen dürfen, vollbringen diese nämlich jeden Abend eine sportliche Höchstleistung. Das Frühstück ist hingegen so lala, was aber wohl der seltsamen Zeit geschuldet ist. So ist während unseres Aufenthalts die sonst übliche Selbstbedienung am Büfett untersagt.
Unser Hotel ist sehr zentral gelegen. Wie der Name vermuten lässt, befindet es sich im Herzen der Altstadt, direkt am Tartiniplatz. Umgeben ist der Platz von prächtigen alten Bauten. Die einzige große Öffnung zeigt zum Hafen. Ursprünglich war der Tartiniplatz selbst Teil des Hafenbeckens.
Doch zur Müllkippe verkommen, ließ man dieses 1894 mit Sand zuschütten, sodass ein Platz entstand. Einige Jahre lang verband eine Straßenbahn Piran mit den Städten Portorož und Lucija. Der Tartinijev trg diente als Wendeschleife, deren Verlauf bis heute an der Ellipsenform zu erkennen ist.
Am nördlichen Ende der Ellipse steht das Denkmal von Pirans berühmten Violinisten und Pianisten. Dirigiert Giuseppe Tartini beobachtet von seiner Säule herab die Passanten, die über den Platz vor seinem Geburtshaus flanieren? Oder lässt er den Teufel eine Sonate spielen? Wie auch immer, er wirkt zufrieden, genießt und schweigt.
Zum Ensemble des Tartiniplatzes gehört das auffallende klassizistische Rathaus. Daneben lenken venezianische Spitzbogenfenster die Aufmerksamkeit auf sich. Das Haus wird die Benečanka, die Venezianerin, genannt.
Es soll einem venezianischen Kaufmann gehört haben, der hier seine slowenische Geliebte aushielt. An zwei Steinquadern wurden einst die Fahnen von Venedig und Piran gehisst. Heute flattern dort schwarze Piratenflaggen im Wind.
Schmale und teilweise steile Gassen führen hinauf zur Stadtmauer von Piran. Sie ist das absolute Highlight und vor allem ein wunderschöner Aussichtspunkt. Gegen einen kleinen Obolus können wir die Stiegen auf die Mauer und die Wehrtürme hinaufklettern. Beim ersten Mal sind wir um zehn Uhr dort. Um diese Zeit herrscht nur wenig Betrieb, da die Tagestouristen erst später eintreffen werden. Dafür strahlt die Sonne im perfekten Winkel auf die Altstadt.
Die Kulisse vor uns ist traumhaft. Grellweiß und hellblau leuchtet uns das Rathaus entgegen. Daneben wirkt der klassizistische Justizpalast von hier oben prachtvoll. Anmutig wacht die St. Georgs Kathedrale über der Stadt. Sein Campanile bezeugt die venezianische Vergangenheit dieses Küstenabschnitts. Umgeben ist die Halbinsel von azurblauem Meer. Es ist ein wahres Postkartenidyll.
Der mittelalterliche Charakter von Piran ist von der Stadtmauer besonders gut zu erkennen. Die verwinkelten, zusammengedrängten Gassen im ältesten Stadtteil Punta blieben weitgehend erhalten. Schon früh wurde das Viertel von einer Festungsmauer geschützt. Dorthin konnten die Bürger vor Gefahr flüchten. Unter der Macht der Republik Venedig wuchs die Stadt jedoch über ihre Mauern hinaus.
Neue Festungen entstanden, auch weil die Gefahr von Türkischen Einfällen groß war. Auffallend ist die unüblich schmale Bauweise der Mauer. Musste sie jemals einem Angriff standhalten? Oder reichte der vorgetäuschte Anblick einer mächtigen Festung zur Abschreckung? Heute müssen die alten Mauern einzig den Touristenströmen trotzen. Denn diese traumhafte Aussicht sollte kein Besucher verpassen.
An der Verlängerung der Stadtmauer spazieren wir wieder hinunter in die Altstadt. Treppen führen durch eine kleine Gartenanlage. Wir sind überrascht, dass auch dafür Platz gefunden wird. Denn die meisten Häuser stehen dicht an dicht und spenden Schatten in den Gassen. So gelangen wir wieder ans Hafenbecken von Piran.
Leider ist der südliche Teil der Kaimauern für Besucher versperrt. Es gibt aber genügend Stellen mit schönen Hafenmotiven. Nachdem wir schon einige Zeit unterwegs sind, wird es außerdem Zeit für ein Eis. Gleich um die Ecke zu unserem Hotel gibt es eine Bäckerei mit Eiscafé. Hier gönnen wir uns einen großen Eisbecher, bevor wir den Stadtrundgang fortsetzen.
Westlich vom Hafen beginnt die Uferpromenade des Stadtteils Punta. Die ersten hundert Meter werden hauptsächlich vom Hotel Piran in Beschlag genommen. Rissige und unschöne Betonplatten bilden hier so etwas wie eine Badestelle. Kleine Mauern sind ein beliebter Treffpunkt für den Sonnenuntergang.
Richtig schön wird die Uferpromenade erst am Ende des kleinen Parkplatzes vor dem Hotel Piran. Dort stehen die Häuser in verschiedenen Farben, nah und wild aneinander gewürfelt. Es reiht sich ein Restaurant an das andere. Fisch und Meeresfrüchte dominieren die Speisekarten.
Der Straßenbelag besteht aus großen Natursteinplatten. Riesige Bruchsteine schützen das Ufer vor den Wassergewalten. Auf beiden liegen bunte Handtücher, denn zwischen dem Steinwall führen immer wieder Treppen zu den Badestellen im Meer.
Ich finde es befremdlich, wenn in den Restaurants geschlemmt wird, während sich davor die Badenixen in der Sonne aalen. Die Aussicht vom Tisch ist nicht immer appetitlich. Piran ist wirklich nicht als Badeort prädestiniert.
Schön finden wir, dass die Uferpromenade inzwischen autofrei ist. Anstatt Blech zieren heute große Blumenkübel die Plätze zwischen den Restaurants. Wir erreichen das Kap von Piran, die westlichste Spitze der Halbinsel. Hier steht ein hübscher Leuchtturm. Auch diesen kann man über eine Wendeltreppe erklimmen, vorausgesetzt er ist geöffnet. Jedes Mal, wenn wir vorbeikommen, sind die Türen verschlossen. Dafür sitzt eine steinerne Meerjungfrau auf der Kaimauer und beobachtet still die Spaziergänger.
Die Nordseite der Halbinsel ist naturgegeben die Schattenseite. Doch auch hier gibt es einige Restaurants und Bademöglichkeiten. Wir wechseln wieder in die Altstadtgassen und steigen hinauf zur Kathedrale St. Georg.
Ein Blick in die Kirche ist uns lediglich durch den vergitterten Eingang vergönnt. Das ist okay. Wer tagsüber auf den Kirchberg kommt, tut dies wegen der schönen Aussicht über die Dächer von Piran.
Auch der Campanile, der freistehende Glockenturm der Kirche, ist normalerweise ein Besuchermagnet. Als einzige, die gerade dort sind, nutzen wir die Gelegenheit und steigen die 144 Stufen hinauf. Im Jahr 1609 entstand der Glockenturm nach dem Vorbild des Campaniles vom Markusdom in Venedig. Die Mittagsstunde haben wir bereits verpasst. Zu dieser läutet nämlich die große Glocke.
Andererseits schwingen 818 kg Bronze doch ziemlich laute Töne. Auch wenn die Glocke ein Geschenk eines Berliner Pfarrers ist, schonen wir lieber unser Gehör. Die Glocke des Uhrwerks, die zur vollen Stunde schlägt, ist laut genug. Wir genießen die schöne Sicht über die Adria bis nach Kroatien sowie hinauf zur Stadtmauer. Es ist traumhaft. Und es ist Zeit, nochmals zu betonen, wie begeistert wir von Piran sind.
Etwas versteckt liegt das Minoritenkloster des Heiligen Franziskus. Bei unserer ersten Runde durch die Altstadt verfehlen wir es. Es liegt zwar mittendrin, doch auch abseits der üblichen Wege. Aber der wunderschöne Kreuzgang in dem unscheinbaren Kirchengebäude ist ein Besuch wert. Vom Kreuzgang aus hat man Zugang in eine Pinakothek mit Gemälden venezianischer Künstler. In der Gruft der Kirche wurde einst die Grabstätte der Familie Tartini entdeckt.
Mit dem Abend kommt der Hunger. Ein Restaurant in den Gassen haben wir bereits ausgesucht. Doch zuerst laufen wir noch eine Runde bis zum Prvomajski trg. Der Platz ist geprägt von einer einnehmenden barocken Zisterne. Die beiden Frauen »Gesetz« und »Gerechtigkeit« bewachen das Wasserreservoir, das den Winterregen sammelte.
Früher war Piran während der Sommermonate regelmäßig von Dürre und Wasserknappheit bedroht. Zur Not konnte etwas Wasser aus dem Becken geschöpft werden. Heute hängt die Stadt natürlich am regionalen Wassernetz.
Nach dem ersten vollen Tag in der Altstadt freuen wir uns auf eine Dorade und oder ein saftiges Steak. Piran ist ein wahres Juwel mit einer einzigartigen Atmosphäre. Es ist wunderschön und wir sind froh, dass wir die drei Nächte an der slowenischen Adriaküste hier verbringen. Beim Bummel durch die Gassen ist es ein Leichtes, schöne Eindrücke und Erinnerungen zu sammeln.
Auch dadurch können wir hier nach unserem Ausflug in den Badeort Portoroz und der Wanderung nach Izola wundervoll entspannen. Wir genießen die Abende auf dem Balkon oder gehen spontan Salsa tanzen auf dem Marktplatz. Denn es sind auch die kleinen Dinge, die Piran als Sahnehäubchen einer herrlichen Reise durch Slowenien auszeichnen.