Eine weite, flache Bucht säumt den aufgeschütteten Sandstrand. Im Hintergrund reihen sich Hotelburgen eng aneinander. Wir sind in Portoroz, Sloweniens einzigem echten Badeort an der Adriaküste. Wer hier die schönsten Tage des Jahres verbringt, sucht Sonne, Strand und Meer. Dazu vielleicht einen Cocktail unterm Sonnenschirm und gegrillten Fisch bei Meeresrauschen, und der Tag ist perfekt. Abseits vom Dolcefarniente, dem erholsamen Nichtstun, finden aktive Urlaubsgäste eine breite Palette an Sport- und Freizeitmöglichkeiten.
Am Tag zuvor sind wir nach einer langen Wanderung mit dem Bus zurück nach Piran gefahren. Völlig unkompliziert sind wir eingestiegen, haben die Tickets gekauft und los ging es. Das war im Fischerort Izola. Heute soll es zunächst mit dem Bus nach Portoroz gehen. Doch sowie wir dem Busfahrer ein paar Euro hinhalten, werden wir augenblicklich wieder des Busses verwiesen. Arriva, die Buslinie zwischen Piran und Portoroz, ist stolz auf ihr kontaktloses Bezahlsystem. Das heißt, wir müssen uns zunächst eine Plastikkarte kaufen und diese mit Guthaben füllen.
Ob sich das lohnt, wenn man nur einmal nach Portoroz und wieder zurückfährt, sei mal dahingestellt. Durchdacht ist das System jedenfalls nicht. Als an der Bushaltestelle beim Hotel Bernadin zwei Leute zusteigen, fehlt auch ihnen solch eine Karte. Das muss so sein, weil diese dort gar nicht verkauft wird. Die Karten sind nur an vereinzelten Bushaltestellen erhältlich. Die beiden sind zumindest so energisch, dass der Fahrer aufgibt und sie ohne Bezahlung mitnimmt. Irgendwie müssen sie ja nach Portoroz kommen. Dort kann sich der Fahrer auf ein Trinkgeld freuen und die beiden endlich eine Arriva-Karte kaufen.
Wir steigen am Busbahnhof von Portoroz aus, überqueren die vierspurige Straße und stehen bereits an der Strandpromenade. Eine bronzene Badenixe räkelt sich in der Morgensonne. Dahinter erwarten bunte Liegen und Sonnenschirme die ersten Gäste des Tages. Akkurat sind die Strandsets auf dem goldgelben Sand verteilt. Urlaubsfeeling liegt in der Luft. Wir haben gerade mal zehn Uhr, da ist es an diesem Strand noch angenehm ruhig.
Wir wissen nicht, was solch ein Strandset am Tag kostet. Doch es will oder kann sich nicht jeder leisten. An der Uferpromenade, direkt am Wasser, herrscht schon reger Betrieb. Das Mäuerchen entlang der Betonplatten ist ebenfalls gut belegt. Im Wasser tummeln sich jede Menge Kinder in ihren bunten Schwimmringen. Und auch auf dem Holzsteg, der weit ins Meer hineinragt, brutzeln bereits einige Badegäste in der Sonne.
Vom Steg aus blicken wir zurück auf den Badeort Portoroz. Hotel Riviera, Slovenija, Neptun, Mirina, Portoroz oder Apollo – alle geben sie das gleiche Bild ab. Doch sie wirken stilvoll, ohne die Küste zu überladen.
Alle Hotels sind nur so hoch, dass im Hintergrund der grüne Hang mit den Einfamilien- oder Wochenendhäusern zu erkennen ist. Sollte das kein Zufall sein, so haben die Ingenieure und Architekten mit Augenmaß gearbeitet.
Die touristische Entwicklung von Portoroz begann auf der Grundlage der Salinen bei Lucija. Dr. Giovanni Lugnano aus Piran behandelte seine Patienten mit dem Salinenschlamm und mit Salzbädern. Die Erfolge des »Rosenhafens« sprachen sich im Habsburger Reich herum. Portorose erlebte daraufhin einen Bauboom, und es entstand ein exklusives Seebad. Es war berühmt für sein mildes Klima und die Kureinrichtungen. Heute ist der Ort vom Massentourismus geprägt.
Wir spazieren bis zur Marina Portoroz. 1974 entstand sie als erste slowenische Marina. Ein edles Seebad braucht seinen eigenen Yachthafen. Heute bietet dieser über 1000 Liegeplätze. Leider wirkt die Marina sehr verschlossen. Richtig hübsch jedoch ist der Kanal Fazan. Dieser ist abgetrennt von der Marina. Im Schatten der Bäume fahren hier die Boote ein und aus. Wir drehen am Eingang zur Marina wieder um und machen uns auf den Rückweg.
Die Uferpromenade füllt sich allmählich. Es ist Samstag. Auch die Slowenen nutzen das sonnige Wochenende für einen Ausflug ans Meer. Während diese in der Sonne schmoren, fläzen wir uns in zwei Strandstühle der Beach Bar Portoroz. Es ist Zeit, sich zwei Latte macchiato und zwei Limonaden zu gönnen. Bei Musik aus unserer Jugendzeit lässt es sich hier bestens aushalten.
So richtig Sehenswertes ist in Portoroz allerdings nichts zu finden. Die Kirche des. Hl. Bernardin wäre noch ein Ziel. Doch bei der Hitze einen weiteren Kilometer entlang dem Betonkai laufen? Wir verzichten und spazieren auf der Promenade noch bis zur Plaza Meduza. Dort steht das Fontana Denkmal. Der Springbrunnen ist in der Form eines Kompasses geschaffen. Es erinnert an die Männer der Überseebrigaden, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben ließen.
Das Fontana Denkmal ist umgeben von der Upper class bzw. von denen, die sich ihr anbiedern. Vor dem Casino steht eine Stretchlimousine. Die Glasfassaden des Hotel Slowenija sind blitzblank geputzt. Wenige Schritte weiter ragt der Prunkbau vom Hotel Palace Kempinski in die Höhe. Seine Eröffnung markierte 1910 die Krönung der Entwicklung des edlen Kurbads Portorose.
Einige der historischen Gebäude fielen den Umbaumaßnahmen in den 1970er Jahren zum Opfer. Portoroz wurde damals in ein modernes sozialistisches Ferienzentrum verwandelt. Das Hotel Palace blieb davon jedoch verschont. Nach seiner Schließung 1990 und einer umfangreichen Renovierung konnte es 2008 neu eröffnet werden. Es ist heute eines der edelsten Hotels von Slowenien.
Wir spazieren an dem edlen Gemäuer vorbei zur Bushaltestelle. Wir wollen zurück nach Piran. Der Ausflug nach Portoroz ist ganz nett. Was uns fehlt, ist ein alter Stadtkern mit schattigen Gassen. Einmal öfter schätzen wir uns glücklich, für die Tage am Meer das Hotel Tartini in Piran gewählt zu haben. Am Nachmittag werden wir sicher noch ganz in der Nähe im Meer baden. Danach gilt es, den letzten Abend in Slowenien auf dem Balkon ausklingen zu lassen. Der Wein steht schon bereit.