Nach dem langen Transfer von der Königsstadt Kandy nach Bandarawela wollten wir endlich mal wieder richtig was vom Land sehen. Bandarawela hat zwar nicht so sehr viel zu bieten,
für einen geruhsamen Spaziergang durch den Ort mit seiner idyllischen Kirche, der Moschee sowie einem Tempel aber sollte es reichen.
Die Singhalesen sind im allgemeinen sehr nett und freundlich. In manchen Städten aber recht aufdringlich, wenn sie was verkaufen wollen. So nicht in Bandarawela. Es ist ein chaotischer Verkehr wie überall, aber die Leute lassen einen in Ruhe durch die Gassen schlendern. Man wird zwar oft gegrüßt und angelacht, aber keiner will einem unbedingt was verkaufen. Souvenirs findet man fast nirgends.
Wir haben Gewürze gekauft, wo auch Einheimische Gewürze kaufen und diese einiges billiger bekommen, als in den Touriverkaufsständen während der Rundreise. Einen großen Obst- und Gemüsemarkt haben wir noch besucht, an dem so ziemlich alles zu kaufen war, was in Sri Lanka wächst. Und dies wurde wunderschön und ordentlich dargeboten, auch wenn kein Stand oder Tisch zur Verfügung stand und die Ware am Boden lag.
Typisch für die Städte in Sri Lanka ist der Müll. Überall zerfallene Häuser oder Häuser, die am zerfallen sind, und überall Müll und Dreck. Die Singhalesen haben es nicht so mit der Ordnung und schmeißen alles in die Gegend.
Irgendwann hat man dann einfach genug davon und ist froh, wieder in die ordentliche, wenn auch kleine, Hotelanlage zurückzukommen.
Mitten in der Stadt Bandarawela gelegen, befindet das idyllische Bandarawela Hotel, in dem wir eine Nacht lang bleiben. Hatten wir zuvor schon überall schöne Hotels auf unserer Rundreise, werden sie hier allesamt in den Schatten gestellt.
Empfangen werden wir von einem Wachmann, der ganz im kolonialen Stil gekleidet ist:
Er trägt eine weiße Uniform mit hohem weißen Helm. Keine Ahnung, wie man die Dinger nennt, aber er sieht damit sehr englisch aus. Gleich danach werden wir zu einer Tasse Tee eingeladen, in einem Raum, der mit vielen gemütlichen Gartenmöbeln eingerichtet ist.
Bald ist die Anstrengung der Fahrt vergessen und erwacht in uns schon wieder die Lust, die Umgebung zu erkunden. Zunächst aber werden die Schlüssel verteilt und geht es aufs Zimmer. Die Koffer folgen.
Die nächste Begeisterung stellt sich ein, als wir die Zimmer betreten. Eine gut vier Meter hohe Decke lässt das relativ kleine Zimmer riesig wirken.
Eingerichtet ist es mit recht düsteren, aber wunderschönen alten Möbeln und einem genialen Metallbett mit hohen Bettpfosten. Die Matratze ist für normal große Leute circa hüfthoch. Die kleineren Teilnehmer unserer Gruppe bemerken gleich, dass sie eine Leiter bräuchten, um ins Bett zu kommen.
So witzig es klingt, hinausfallen ist sicher auch für die »Normalgroßen« nicht. Denn das Bett ist doch recht hoch und der Boden aus Stein. Da es außerdem sehr breit ist, ist die Gefahr aber weniger groß.
Das Bad in unserem Zimmer ist winzig, aber mit urig alten Armaturen ausgestattet. Neben dem Klo befindet sich eine Tür, die auf eine Art Balkon führt, der an allen Zimmern, also die ganze Gebäudebreite, entlang verläuft. In der Geschichte vom Bandarawela Hotel lesen wir, dass der Balkon für die Klomänner war, die den Kolonialherren damals die Schüssel leerten und säuberten, als es hier noch keine Spülung gab, oder das warme Badewasser hereinbrachten. Somit brauchten sie nicht durchs Schlafzimmer laufen, wenn nach ihnen geläutet wurde. Leckerer Job, welcher sicher nicht von Engländern erledigt wurde.
Die Klingel ist übrigens immer noch da und funktioniert auch. Über jeder Zimmertür hängt so ein Teil. Es kommt allerdings niemand mehr, wenn man klingelt. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass jeder denkt, da wäre ein Lichtschalter über dem Bett und es vor jeder Zimmertür mal los bimmelt, auch nachts. Denn wenn man auf der Suche nach dem Lichtschalter ist, findet man mit Sicherheit erst mal den Klingelknopf.
Die Hotelanlage ist überschaubar und einen Pool gibt es keinen. Diesen braucht man aber auch nicht, da Bandarawela recht hoch liegt, es tagsüber nicht so extrem heiß wie an der Küste ist und es Abends kühl wird. Immerhin sind die Teeplantagen in der Nähe, und der beste Tee kommt nun mal von den höheren Gegenden.
Rings um das Hotel herum ist dafür alles mit Palmen, Geranien und anderen Blumen sowie Jackfruit-Bäumen bepflanzt. Die ganze Anlage ist gepflegt und sauber. Auf ein paar kleinen Wiesenabschnitten finden sind einzelne, weiße Eisentische und Stühle verteilt, die zwischen dem Grün zum Verweilen einladen.
Wir setzten uns, nachdem wir uns den ganzen Stadtstaub abgeduscht hatten, in die urigen Holzklappstühle vor unserem Zimmer und genossen den Sonnenuntergang und den Blick in das Atrium.
Zwischendurch kam noch ein Angestellter vorbei, der das ganze Hotel mit Weihrauch einräucherte, in der Hoffnung, sämtliche Mücken zu vertreiben.
Um halb acht ging es dann zum Abendessen. Die kitschigen Blümchenvorhänge waren alle schon zugezogen und die ganze Reisegruppe saß an einer großen Tafel mit schönem Gedeck und viel, viel Platz. Das Essen war in Büfettform und sehr reichlich. Man konnte aussuchen, ob scharf oder europäisch, und die scharfen Curry-Gerichte waren wirklich scharf, aber sooo lecker und sehr bekömmlich (bis auf die gereizten Lippen und Schleimhäute). Auch das Dessertangebot war riesig. Wir beschränkten uns aber, wie im ganzen Urlaub, auf die frischen Früchte. Bei uns bekommt man doch nirgends so leckere, frische Bananen und Ananas wie in solchen Ländern. Warum soll man dort Pudding und Eis essen?
Schade war der Andrang der Engländer, die eine halbe Stunde später zum Essen ankamen. Wir haben uns am Tisch auch unterhalten, aber als die Engländer eintrafen, stieg der Lärmpegel auf Bahnhofshallenniveau. Können die nicht normal reden? Außerdem hatten sie Angst, dass das Essen ausgehen könnte und stapelten sich die Teller unverschämt voll und ließen nachher die Hälfte stehen. Auch wenn das Hotel englischen Ursprungs ist, passen die irgendwie nicht in das ruhige Bild von dem ganzen Gebäude.
Wir haben uns dann erst mal in die Bar verzogen, um in Ruhe und Idylle noch ein paar Cocktails zu genießen. Die Bar war genauso alt erhalten wie der Rest. Ein schöner Kamin, zwei ganz alte Telefone, und mal wieder schöne, antike Sessel, in denen man es sich gemütlich machen konnte.
Als wir später ins Bett gingen, war die Bettdecke schon für die Nacht halb aufgeschlagen und es lag eine heiße Bettflasche darin, die das ganze schon mal vorwärmte. Einen Wecker für den Morgen hatte man auch, denn pünktlich um fünf Uhr fing der Muezzin aus der Nachbarmoschee an, von seinem Turm zu rufen.
Und wen das nicht geweckt hat, der wurde von einem Angestellten pünktlich aus dem Bett geklopft.
Nach dem Frühstück ging es dann leider weiter. Ich hätte es dort sicher noch ein zwei Nächte länger ausgehalten, aber es wartete ja schon das nächste Kolonial-Hotel, das Mount Lavinia bei Colombo auf uns.