Als wir Dambulla erreichen, steht die Sonne schon wieder hoch am Himmel. Im Ort herrscht geschäftiges Treiben. Was nicht wundert, denn Dambulla ist das Landeszentrum des Obst- und Gemüsehandels.
Weil ein Großteil der Ware leicht verderblich ist, wickeln die Händler ihre Geschäfte in der Nacht ab. Daher sind auch die Banken nachts geöffnet und die Spätvorstellungen der Kinos vor allem bei den Fahrern sehr beliebt.
Unser Ziel aber ist der Höhlentempel. Vor bereits 2200 Jahren sollen in den insgesamt fünf Höhlen Mönche gelebt haben. So soll König Vattagamani Abhaya (auch Vatta Gamani) hier im Jahre 102 vor Christus Zuflucht vor den Tamilen gefunden haben. Aus Dank ließ er den Mönchen später ein Kloster errichten, in welchem sich in den vergangenen tausend Jahren zahlreiche Buddha-Statuen angesammelt haben.
Bevor wir die Statuen bestaunen können, müssen wir zunächst wieder bergauf kraxeln. Genau genommen 150 Höhenmeter, die über Treppen und teils steile Wege auf den Bergrücken führen. Wäre es noch früh am Morgen, wäre das ja auch nicht so schlimm. Nach den 200 Höhenmetern am Löwenfelsen von Sigiriya und Dank der wabernden Hitze jedoch rinnt uns schon bald der Schweiß von der Stirn, klebt die Zunge am Gaumen.
Oben angekommen, haben wir Sicht bis nach Sigiriya sowie weit über das Land und die Stauseen. Wie schon in der Königsstadt Polonnaruwa, müssen wir die Schuhe ausziehen. Wie nicht in Polonnaruwa, haben wir dieses Mal aber keine Socken mitgenommen. Leider. Denn der steinige Boden zwischen dem Tempeleingang und den Höhlen ist glühend heiß. Mit anderen Worten: es geht am besten sehr schnell (-;
In den Höhlen selbst ist es angenehm kühl. Und (un-)ausgesprochen ruhig, da wir so ziemlich die einzigen Besucher sind. Noch vor wenigen Jahren war hier das Fotografieren verboten. »Eine US-Amerikanerin hat sich für ein Foto auf eine Buddha-Statue gesetzt und diese beschädigt«, erklärt unser Begleiter.
Als Folge gilt die Frau in allen buddhistischen Ländern nunmehr als unerwünscht und wird sie sich noch ein paar Jahre gedulden müssen, um wieder ein Visum in eines dieser Länder zu bekommen. Die Statue selbst ist mittlerweile restauriert und befindet sich nun hinter einer Absperrung.
Der größte Buddha, eine 14 Meter lange Statue aus Granit, ruht in der ersten der fünf Höhlen. Durch die verschobene Fußstellung und ebenfalls leicht verschobene Hand wird der Übergang ins Nirvana symbolisiert. Neben ihm wacht sein Lieblingsschüler, Ananda. Vor lauter Buddha-Statuen lohnt der Blick zur Decke, die mit 700 Jahre alten Malereien geschmückt ist.
Bedeutender, größer und zugleich eindrucksvoller ist die zweite Höhle mit fast 60 Buddha-Statuen in allen bekannten Positionen, Hindugöttern und den beiden singhalesischen Königen Valagamba und Nissankamalla. An der Decke finden sich hier 1500 farbenprächtige Szenen aus dem Leben Buddhas.
57 weitere Buddha-Figuren aus Marmor, Eben- und Sandelholz, und der letzte König von Kandy, Rajasingha, erwarten uns in der dritten Höhle. In der vierten steht eine kleine Dagoba, in welcher der Schmuck der Gattin von König Valagamba aufbewahrt worden sein soll. Hier ist auch die Statue zu sehen, welche einem Touristinnenarsch zum Opfer fiel. Zuletzt kommen wir in der fünften Höhle zu einem weiteren liegenden Buddha.
Eigentlich sind wir nur wenige Kilometer von Dambulla entfernt, wäre die Fahrt zu den Höhlentempeln ein Klacks. Tatsächlich aber befindet sich zwischen Sigiriya und Dambulla die Kontrollstation sowohl für die Fahrzeuge aus dem Osten wie auch aus dem Norden.
So dauert es nicht lange, bis wir im Stau stehen. Und stehen. Und immer noch stehen. Und vielleicht heute noch stehen würden. Denn es bewegt sich einfach nichts. Bis auf die Fahrzeuge, welche rechts an uns vorbeifahren.
Nach 15-20 Minuten wird es unserem Fahrer zu dumm. Erst als er rechts raussetzt, sehen wir die unzählige Menge an Lkws, dazwischen vereinzelte Busse und auch kleinere Fahrzeuge. Warum es nicht vorwärts geht, sehen wir weiter vorne. Denn da beide Straßen die Vorfahrt für sich beanspruchen, ist vorne von beiden Seiten in bis zu drei Reihen alles hoffnungslos verstopft. Lücken gibt es keine - und wenn sich doch eine irgendwie auftut, steht im nächsten Moment ein Tuctuc darin. Oder nutzt sie ein mutiger Rollerfahrer, um sich durch das Chaos zu schlängeln.
Mehrmals versucht Biankara, wieder in die Schlange zu lenken. Vergeblich. Sein einziger Erfolg ist, dass ihn ein aufgebrachter, ordentlich wartender Lkw-Fahrer wüst beschimpft und dabei mehrmals gegen die Seite des Busses schlägt. Also fährt Biankara noch ein Stück weiter nach vorne. Bis wir zu einer Brücke kommen und immer noch in der zweiten Reihe sind. Auch hier will uns keiner reinlassen. Als dann gar nichts mehr geht, kommen schließlich ein paar Soldaten, die den Verkehr regeln, oder besser: etwas Ordnung ins Chaos bringen. Zum Glück zu unserem Vorteil. Denn die Fahrer, welche uns nicht mehr reinlassen wollten, müssen nun warten.
Wenige Meter nach der Brücke sehen wir den zweiten Grund für den Stau. Denn weil alle hier aussteigen müssen, haben etliche Busreisende den Stau genutzt, um sich schon mal vorne anzustellen, ohne dass ihr Bus nachkommt, während andere Busse auf ihre Insassen warten, weil diese später ausgestiegen sind und damit noch in der Reihe stehen. Wir selbst müssen nur kurz aus unserem Kleinbus, den die Soldaten flugs durchschauen (ja auch zwei unserer Taschen), bevor wir weiter dürfen.