15.44 Uhr kommen wir durch das Bergdorf Bandarawela, wo es das schöne, gleichnamige Hotel aus der Kolonialzeit gibt. Unser Ziel aber heißt ja Ella, welches wir 16.10 Uhr erreichen.
Unsere Angst, es zu verpassen, ist unberechtigt. Denn der Schaffner gibt uns rechtzeitig bescheid, dass wir hier aussteigen müssen.
Weniger rechtzeitig hingegen ist Saman. Eigentlich sollten wir erst aussteigen, wenn wir ihn am Bahnsteig sehen. Leider aber verspätet sich Saman um eine Viertelstunde und schaut dann etwas ungläubig aus der Wäsche,
als wir ihm auf der Straße zum Bahnhof entgegenkommen. Egal, wir haben eine wirkliche ganz tolle Fahrt erlebt, an die wir uns gerne zurückerinnern.
Ella selbst befindet sich auf etwa 1000 Meter Höhe und ist bei Naturliebhabern beliebt. Denn rings um den Ort laden Berge und Schluchten, Dschungel, Wasserfälle und Höhlen zum Wandern ein. Von den Gipfeln eröffnet sich einem ein herrlicher Blick über schroffe, gerodete Hügel bis hin zum Meer.
Na ja, das letzte zumindest angeblich. So verspricht unser Reiseführer in der Zeit zwischen November und Februar bei klarem Wetter freie Sicht bis nach Tissamaharama, westlich vom Yala West-Nationalpark. Augenzeugen für diese Weitsicht sind uns bisher jedoch keine bekannt.
Ein paar Minuten später kommen im Hotel, dem Rawana Holiday Ressort, an. Wie zuvor in Kandy sind wir hier ebenfalls die einzigen Gäste. Unsere Zimmer befinden sich im mittleren Stockwerk. Während Saman und Biankara ihre Räume zur Bergseite beziehen, genießen wir vom Balkon (dieser ist mit zwei niedrigen Mauern in drei Parzellen unterteilt)
die Aussicht über den Ort Ella bis zu den gegenüberliegenden Bergen. Als Ausgangspunkt für Wanderungen scheint das Hotel ideal. So erklärt Saman, dass in der Nähe der Weg zum Berg Ella beginnt. Die Tour würde aber einige Stunden dauern, was nach dem 1000 Höhenmetern der Wanderung auf den Wanderung auf den Adams Peak nicht sein muss.
Außerdem schließen wir erstmal die Fenster, da es doch etwas kühl ist. »Wenn ich daheim erzähl, dass ich auf Sri Lanka ein langen Schlafanzug brauche, das glaubt mir ja kein Mensch«, hören wir Hans-Werner links von uns jammern. Dass alle Fenster offen stehen, hat aber auch Vorteile.
So ist bei uns sowohl die Energiespar-Lampe im Bad als auch die an der Wand kaputt (und das, obwohl die normalerweise jahrelang halten!), welche ich durch Glühbirnen aus dem Zimmer rechts von uns ersetze. Auf die Idee, eine der Decken zu holen, sind meine Eltern hingegen nicht gekommen.
Bevor wir uns auf den Liegestühlen erholen, werden wir zur Tea-Time gerufen. Dazu bekommen wir Melone, Banane und Papaya - lecker! Außerdem bringt uns der Koch die Speisekarte, damit alles bis zum Abendessen fertig wird.
Uns soll es recht sein, zumal sie sich mit dem Essen große Mühe geben und später alles ganz hervorragend schmeckt. Schön wäre allerdings gewesen, wenn es einen geschlossenen Bereich gegeben hätte, da es hier oben recht windig sein kann.
Frisch geduscht und wieder bei Kräften, zeigt mir Saman am Abend die Gipfel des Bergs Ella und des »Kleinen Adams Peaks«. Ob der Berg wirklich so heißt? Keine Ahnung. Dafür aber soll die Wanderung nur anderthalb Stunden dauern und damit mehr einem Spaziergang gleichen.
Gut, bis zum Morgen können wir es uns ja noch überlegen. Jetzt heißt es erstmal, Kräfte sammeln und ein wenig Schlaf nachholen, was dank der kühlen Luft zumindest bei uns ganz gut funktioniert.
»Was? Da soll ich hoch? Ihr spinnt doch!« Auch wenn es mein Vater erst nicht glauben will, führt unser morgendlicher Bergspaziergang doch auf den »Kleinen Adams Peak«. Bevor es zum Gipfel hoch geht, steigt der Weg jedoch zunächst ganz allmählich an.
Zu Beginn kommen wir an einem kleinen Dorf vorbei, dessen Häuser alle unter einer riesigen Ansammlung von Wellblechen stehen. Kinder tollen herum und versuchen, bei uns ein paar Süßigkeiten zu ergattern. Stattdessen verteilen wir ein paar Kugelschreiber.
Beiderseits des Wegs sind die Hänge mit Teebüschen bepflanzt. Ernten tut heute, am Samstag, aber leider keiner. Dafür ist ein Ehepaar damit beschäftigt, einen kleinen Baum in der Plantage zu roden (was heißt: er rodet, sie steht daneben), während die Kinder weiter oben nach Brennholz suchen.
»Die Nächte sind hier oben kalt«, erklärt unser Begleiter. Wie wahr. Ebenfalls entlang des Wegs haben die Dorfbewohner einige Kokospalmen gepflanzt. Damit diese nicht gleich von den Wildschweinen gefressen werden, haben sie Kokosschalen rings um die jungen Setzlinge verteilt.
In einer Wegbiegung haben wir freien Blick auf Gemüsefelder, die als Terrassen am Nachbarhang angelegt wurden. Daneben befindet sich die Newburgh Tea Factory, zu der eine Abzweigung weiter unten führt.
Wir aber wollen auf den Gipfel, der jetzt schon gar nicht mehr so unerreichbar erscheint, und Tee gab es ja schon zum Frühstück. Also weiter, auch wenn die letzten paar hundert Meter nach der Biegung deutlich steiler sind.
Eine Dreiviertelstunde nach Start sind wir oben. Der Gipfel des Kleinen Adams Peak ist eigentlich eine kleine Spitze eines längeren Grats. Dafür aber eröffnet sich uns ein herrlicher Blick über die Schlucht von Ella und die umliegenden Berge. In der Ferne beobachten wir drei Busse,
die sich die enge Passstraße hochquälen, während über uns zwei Adler ihre Kreise am Himmel ziehen. Es ist windig, aber nicht mehr kalt und so genießen wir ein paar Momente die Ruhe und Aussicht, bevor es zurück zum Bus geht. Zum Schluss geben auch meine Eltern zu: anstrengend ist anders.
Zurück im Ort besuchen wir eine Gärtnerei, bevor es durch die Ella Gap (Ella-Schlucht) Richtung Meer geht. Schon nach wenigen Kilometern wird die Luft deutlich wärmer.
Doch wie im Hochland kommen wir auch hier an einigen, zumeist kleinen Erdrutschen vorbei. Die Straße jedoch ist frei befahrbar.
Kurz vor den Rawana Ella Falls entdecken wir eine große Affenhorde beiderseits der Straße. Als Biankara hält und wir unsere letzte Banane verfüttern, frage ich, was das für Affen sind? »Das sind nur gewöhnliche Affen«, antwortet Saman. Nun gut, hier auf Sri Lanka trifft man diese Art sehr oft. Ihr richtiger Name, Ceylon-Hutaffe, lässt jedoch ahnen, dass es diese Affen tatsächlich nur hier gibt.
Als wir ein paar Meter weiter beim Wasserfall aussteigen, laufen uns sogleich ein paar Männer entgegen. Wir sollen ihnen irgendwelche Steine abnehmen, die sie uns schenken. Doch lieber nein, denn weder brauchen wir diese noch haben die Männer hier im Sinn, uns ohne Gegenleistung gehen zu lassen.
Genauso werden wir direkt vor dem Wasserfall die ganze Zeit bequatscht und ja, ein Foto möchten sie natürlich auch noch von uns aufnehmen. Letztendlich beeilen wir uns mit den Bildern, um schleunigst wieder im Bus zu entschwinden.