Galle und seine Festungsanlagen

Zwei Ausflüge zur Festung der Portugiesen, Engländern und Holländer

Einen ersten kleinen Ausflug bei der Wilden Ananas unternehmen wir nach Galle. Hans-Werner wollte zwar erst mit dem Tuc Tuc dorthin fahren (vom Ort Habaraduwa sind es nur 15 km). Er ließ sich aber überzeugen, dass es mit dem klimatisierten Kleinbus angenehmer ist, als sich von den Lkws und Bussen einnebeln zu lassen.

In Sichtweite des Forts halten wir das erste Mal. Am Strand sind Fischer damit beschäftigt, ihre Netze in der Sonne auszubreiten. Andere sind dabei, ein Ausflugsboot ins Meer zu schieben. Doch wir halten weder wegen den Menschen noch wegen der idyllischen Bucht. Stattdessen zeigt Saman zum Horizont:

»Von dahinten kamen die Rebellen mit ihren Booten und haben Galle angegriffen.« Zugleich kamen andere Rebellen von der Landseite zur Küstenstraße. Der Anschlag schlug fehl. Dies konnte jedoch nicht verhindern, dass der Tourismus einen neuerlichen Dämpfer bekam.

Bis nach Galle darf nicht mehr fotografiert werden. Das gilt insbesondere für die Marinestation in der Bucht, bei der sich nun jedes einlaufende Boot einen Passierschein holen muss, bevor es weiter nach Galle fährt.

Im Fort angekommen, beobachten wir drei oder vier Cricket-Spiele zwischen der Esplanade und dem holländischen Kanal, nördlich der Festungsmauer. Wer da mit oder gegen wen spielt ist nicht so klar ersichtlich. Dafür dröhnen uns aus mehreren Lautsprecher die aktuellen Spielstände entgegen. Es ist heiß. Aber egal, so schlimm wie bei unserem ersten Galle-Ausflug kann es dank des Busses nicht werden.

Junge Liebespaare bei der Besichtigung des Forts

Neben ein paar Touristen kommen hauptsächlich junge Liebespaare in das Fort von Galle. Klar, in den vielen Nischen lässt es sich unter einem Regenschirm als Sonnenschutz gut aushalten. An Sonntagen ein freies Plätzchen zu finden, ist da schon einiges schwieriger.

Nachdem wir uns den nördlichen Teil des Forts mit der Sun Bastion im Osten (auch hier ist das Fotografieren Richtung Meer verboten), der Mond-Bastion samt Uhrturm in der Mitte und die Star Bastion bzw. Aeolus Bastion im Westen angesehen haben, fahren wir über die Rampart Street zu den südlichen Festungsanlagen.

Auf dem Weg dorthin entdecken wir einen Leguan, der gemächlich durch einen kleinen Vorgarten spaziert. Nachdem wir ausgestiegen sind, dauert es nicht lange, bis uns ein Händler ein Handvoll antike Münzen anbietet. Finger weg!

Denn all diese Münzen sind in der Regel gefälscht und damit wertlos. Wären sie es nicht und der Zoll erwischt einen bei der Ausreise, kann das teuer werden. Und ganz dumm ist, wenn der Zoll einen schnappt und nicht merkt, dass es sich um Fälschungen handelt (-;

Die Meera-Moschee, der Leuchtturm und die Groote Kerk

Nachdem wir den einen Händler abgewimmelt haben, können wir unbeirrt zur Meera-Moschee beim Leuchtturm laufen (er steht auf der Point Utrecht Bastion).

Im Gegensatz zum Turm ist die Moschee kaum als solche zu erkennen. Denn mit ihren beiden quadratischen Türmen hat sie einen ganz eigenen Baustil. Leider ist die Moschee geschlossen.

Dafür aber lädt die holländische Kirche, die Groote Kerk, zu einer Besichtigung ein. Erst überlegen meine Eltern noch, ob sie nochmals in die Hitze gehen. Sind dann aber ganz froh, mitgekommen zu sein, weil es in der Kirche angenehm kühl ist. Zudem ist sie nicht nur von außen mit ihren verschnörkelten Giebeln hübsch anzusehen, sondern besitzt sie auch im Innern eine ansprechende Architektur und Einrichtung aus teilweise mehr als 200 Jahre altem Holz. Als wir uns den kleinen Friedhof anschauen, entdecken wir außerdem einen Languren-Affen, der auf dem Giebel eines Wohnhauses thront.

Bevor wir zurück ins Hotel fahren, bringt uns Saman zu einem Juwelier, Geld wechseln. Der Kurs ist hier günstiger als in den Banken und großen Hotels und durch Saman haben wir Gewissheit, dass wir auch nicht über den Tisch gezogen werden.

Leider bekommen wir sehr viele große Scheine, mit denen eigentlich kaum einer was anfangen kann. Saman hilft und fährt am Nachmittag an eine Tankstelle. Als er wieder kommt, hat eine kleine Tüte gefüllt mit Geldscheinen dabei...

Mit der Eisenbahn nach Galle

unser erster Ausflug in die Stadt von Ahungalla aus

Auch von Ahungalla aus, brachte uns ein Ausflug nach Galle. Klar, dass wir dies nutzten, um einmal mit der in jedem Reiseführer empfohlenen Eisenbahn zu fahren. Zunächst aber mussten wir von unserem Hotel zum Bahnhof kommen. Ahungalla hat zwar eine Haltestation, schon ein paar Tage zuvor verriet uns jedoch ein Tuc tuc Fahrer (natürlich ganz uneigennützig),

dass in Ahungalla nur sehr wenige Züge halten und diese zumeist völlig überfüllt sind. Für uns kein Problem, schließlich wollten wir unterwegs noch einen Halt in Ambalangoda einlegen und uns das Maskenmuseum anschauen.

Ein Tuc tuc am frühen Morgen zu bekommen - kein Problem, irgendwer hält vor dem Heritance immer Wache und passt auf, dass kein Tourist die Hotelanlage verlässt, ohne wenigstens dreimal gefragt zu werden, ob man ein Taxi oder ein Tuc tuc (vielleicht zu einer Mondsteinmine?) braucht.
Nach etwa einer halben Stunde kamen wir dann auch in dem noch morgendlichen Ambalangoda an und beschlossen, uns erstmal am Bahnhof mit Tickets und Abfahrtzeiten zu versorgen.
Das schöne: der Beamte am Bahnschalter schrieb uns zwar ein paar Zeiten auf ein kleines Stückchen Karton, ein Singhalese vor Ort nannte uns hingegen eine andere Abfahrtzeit, die früher war und wir genauso gut nehmen konnten.

Im Maskenmuseum von Ambalangoda

Leider befindet sich das Maskenmuseum ein ganzes Stück weit zurück in der Richtung, aus der wir gekommen waren und mussten wir uns auf einen mittellangen Fußmarsch einstellen. Unser Tuc tuc-Fahrer musste damit allerdings schon gerechnet haben, denn nachdem wir an ein paar Geschäften vorbei waren, winkte er uns hupend zurück ins Tuc tuc. Also gut, soviel Lust auf Laufen hatten wir nun doch nicht und kamen so nicht nur sehr bequem, sondern außerdem ein paar Minuten vor der Öffnung beim Museum an.

Schön an dem Museum ist erstmal, dass man sich völlig frei in den Räumen bewegen kann, wenn man sich nicht von einem Reiseveranstalter hierher chauffieren lässt. Möglich überhaupt wurde das Maskenmuseum durch kräftige kulturelle und finanzielle Unterstützung von Deutschland.

Allerdings erwartet man im Innern dennoch vergebens deutsche Beschreibungen zu den verschiedenen Masken und kann oft nur verraten, zu welchem Zweck welche der Masken genau verwendet wird.

Nach kurzem Besuch - unser Tuc tuc-Fahrer war natürlich immer noch zur Stelle - ließen wir uns also zurück zum Bahnhof fahren. Selbstredend, dass wir uns kaum bei ihm verabschiedet hatten, als uns bereits der nächste Fahrer seine Dienste anbot und uns ganz gerne nach Galle fahren wollte. Dann aber hätten wir ja auf die Zugfahrt verzichten müssen und haben uns daher lieber von einem deutschsprachigen Singhalesen erklären lassen, wo uns am Bahnsteig am besten hinstellen sollten und wie dort überhaupt alles funktioniert, bevor wir in die falsche Richtung davonfuhren.

Tatsächlich hat der Junge dann den ganzen Tag am Bahnhof gewartet, um uns am Abend zurück ins Heritance zu fahren. Endlich aber war es soweit: mit einigen Minuten später rollte der altersschwache Zug schnaufend und zischend in dem baufälligen Bahnhof ein. Nun galt es schnell zu sein, um noch geschwind einen Sitzplatz zu ergattern... zu spät, alle Eile half nicht, wir mussten bis zum nächsten Halt stehen und uns dabei ab und zu ganz dünn machen, um die Händler, die im Zug singhalesisches Fastfood feil boten, passieren zu lassen.

Über klapprige Schienen durch die Palmenhaine

Über klapprige Schienen holpert und hüpft der Zug auf seinem Schienenstrang mitten durch die Palmenhaine, durch die niedrigen Scheiben erblicken wir ein ums andere mal den indischen Ozean, kleine Siedlungen erstrecken sich entlang der Schiene und der parallel verlaufenden Küstenstraße. Eine der größten ist Hikkaduwa, ein ehemaliges Fischerdörfchen, dessen Ortsbild heute von alternden Hippies und Aussteigern, Restaurants und Hotels sowie zahllosen Souvenir-Läden geprägt wird.

Kurz nach der alten Hippie-Hochburg wechseln wir von der Südwestküste zur Südküste der Insel, auch wenn davon landschaftlich nichts zu merken ist. Wenig später rollt der Zug mit uns in Galle ein und wir verlassen im allgemeinen Durcheinander von Singhalesen, Touristen und ein paar weniger Moslems.

Auf der anderen Seite des Bahnhofs wissen wir erst nicht so recht, in welche Richtung wir gehen sollen. Dafür aber sind sofort wieder ein Taxifahrer zur Stelle, die uns ihre Dienste anbieten. Wir entscheiden uns, vom Bahnhof aus nach halb links über einen großen Platz zu laufen. Vorbei am angrenzenden Busbahnhof sowie mehreren Dutzend Tuc tucs kommen wir zum Dutch Kanal, der in einer kleinen, ins Land scharf eingeschnittenen Bucht ins Meer mündet. Vor hier sehen wir erstmals das alte holländische Fort von Galle mit seinem alten Uhrturm, der, 1883 von den Engländern erbaut, die Festungsmauer weithin sichtbar überragt.

Die Ursprünge des Forts liegen im 16. Jahrhundert, als die von Portugiesen hier eine erste Befestigungsanlage errichteten. In der Zeit zwischen den Portugiesen und Engländern, 1640 bis 1796, bauten die Holländer die Festung aus und errichteten zahlreiche koloniale Gebäude innerhalb der mächtigen Fortmauern. Lange vor den Abenteurern aus dem Abendland aber hatten schon Araber, Perser und Chinesen den Ort als idealen Handelsplatz entdeckt: Gewürze und Juwelen lockten diese Völker schon vor über tausend Jahren in die kleine Hafenstadt. Die arabische Atmosphäre gar ist selbst heute noch in den schmalen Gassen der alten Festung erhalten geblieben.

Vorbei an der Esplanade erreichen wir schließlich den Eingang des Forts. Nur wenige Menschen sind hier unterwegs. Auch Touristen begegnen wir kaum, zu hoch schon steht die Sonne am Firmament. Es ist heiß. Selbst der Schatten unter dem Haupttor (1873) verschafft keine Abkühlung. Schon wird uns eine Führung durch das etwa 35 Hektar große Viertel mit seinen engen Gassen den vielen holländischen Bauten angeboten. Uns aber klebt die Zunge am Gaumen.
Also erstmal auf ins Oriental Hotel... hm - oder auch nicht, leider nämlich finden wir nur eine große Baustelle vor. Das Hotel jedoch ist bis auf weiteres für die Renovierungsarbeiten geschlossen. Ein paar Meter weiter treffen wir auf die holländische »Groote Kerk« (1755), aber auch die verspricht uns keine Erfrischung.

Erst nachdem wir über die Middle Street und Lighthouse Street bis in die Mitte des Viertels vorgedrungen sind, entdecken wir ein sehr kleines, aber immerhin offenes Gasthaus. Nun ja, so nennt es sich wenigstens. Tatsächlich nämlich stehen nur zwei kleine Tische auf einer Miniveranda. Hinter dem Eingang steht noch ein weiterer Tisch, aber eigentlich befindet sich da auch schon das Wohnzimmer mit dem Fernseher der Familie. Während uns der Vater zwei Flaschen Cola bringt, sitzt seine Frau auf der Couch und stillt ihr Baby.
Als Annette nach der Toilette fragt, muss sie dann auch erst durch das Wohnzimmer laufen, kommt danach am Schlafzimmer der Eltern und der Küche vorbei, in welcher die Oma das Essen zubereitet. Anschließend muss sie noch am Schlafzimmer der Oma vorbei sowie einen kleinen Innengarten durchqueren, bis sie denn endlich das stille Örtchen erreicht.

Spaziergang durch die Festung von Galle

Ein wenig erfrischt, können wir die alte Festungssiedlung endlich ein wenig besser genießen. Über die »Pedlar Street« kommen wir an die äußere Festungsmauer zur Neptune Bastion. Ein Händler bietet frisches Obst und kleine Snacks an,

während sich ein paar Touristen auf der Bastion tummeln und versuchen, keine angeblichen alten Münzen als aufgedrängtes Souvenir zu erstehen. Auch wir werden kurz angesprochen von einem jungen Mann angesprochen, im nächsten Moment aber auch schon wieder in Ruhe gelassen.

Da wir an einem Sonntag nach Galle gefahren sind, treffen wir bei der Bastion auch sehr viele Einheimische. Die meisten nehmen in der kleinen Bucht zwischen der Neptun Bastion und der Festungsmauer ein Bad im Ozean. Ausziehen schickt sich hier nicht für singhalesische Frauen - sie gehen mitsamt ihrer ganzen Kleidung ins Meer und schöpfen sich Wasser über den Kopf und nassen Sari. Nebenan ragt ein kleiner Felsen aus dem Ozean, den ein paar Jungs als Sprungturm in - hoffentlich - etwas tieferes Wasser nutzen.

Von der Neptune Bastion kommen wir über die Triton Bastion zum südlichsten Eck der Festung mit der Rocky Bastion. Was ich erst später merken soll: trotz T-Shirt verbrennt meine Haut auf Schultern, Rücken und auch auf der Brust. Das gab es noch nie. Von der Rocky Bastion sehen wir erstmals den 1940 errichteten, leuchtend weißen Leuchtturm von Galle. Genau gegenüber übrigens befindet sich das größte Zeugnis des muslimischen Einflusses:

die Meera-Moschee (1909) mit zwei für diese Glaubensrichtung recht untypischen quadratischen Türmen.
Aber in der Festungssiedlung ist offenbar alles gut gemischt: portugiesische und englische Kolonialbauten, holländische Kirchen und eben auch muslimische Gebäude und Siedlungsstrukturen. Wie um das ganze abzurunden, weidet eine kleine Kuhherde im Schatten mehrerer großer Bäume, während sich wenige Meter weiter eine Katze auf ihrem Fenstersims sonnt.

Pause im Old Dutch House

Wieder fordert die Hitze ihr Tribut, fühlt sich der Hals erneut unangenehm trocken an. Wenn wir bisher nämlich noch nicht wussten, was »heiß« bedeutet, in den staubigen Straßen des Forts spüren wir es nur zu gut. Zum Glück kamen wir schon zuvor an dem »Old Dutch House« vorbei, einem anheimelnden Gasthaus mit alten hölzernen Fußböden und - im Gegensatz zu unserer ersten Erfrischungspause auf der Veranda - vor allem mit Schatten! Schon im Eingangsbereich weht uns die Jahrhunderte alte Atmosphäre entgegen.

Von dem langgezogenen Flur dahinter führen mehrere Durchgänge durch den Speisesaal mit der angrenzenden Bar, die selbst heute noch aussieht, als erwarte sie jeden Moment die alten holländischen Kolonialherren als ihre Gäste.  Sehr schöne und ruhige Musik läuft im Hintergrund. Diese wiederholt sich zwar alle vier Lieder, aber mittlerweile sind wir von unserem letzten Ausflug so ermattet, dass wir es über eine Stunde im Old Dutch House aushalten.

Zurück in eine der engen Straßen, erreichen wir das Museum »Historical Mansion«. Schön ist, dass kein Eintritt verlangt wird. Dafür aber sehen es die Betreiber sehr gerne, wenn man sich nur kurz in den kolonial eingerichteten Räumen mit all den alten Porzellan und Besteck aufhält. Viel Zeit nämlich sollen wir uns in den paar Verkaufsräumen lassen,

in welchen der obligatorische Schmuck angeboten wird sowie all die anderen Sachen - die wir nun absolut nicht brauchen können. Nun gut, viel zu sehen gibt es nicht innerhalb des Museums, da wir weder Eintritt zahlen mussten, noch etwas gekauft haben, ist das allerdings auch nicht weiter schlimm.

Langsam aber müssen wir zurück zum Zug. Bei einem letzten Abstecher zur Festungsmauer fallen uns sehr viele kleine Schirme auf. Offenbar nutzen die Singhalesen ihren freien Tag nicht nur zum Baden, sondern - in erster Linie natürlich die jüngere Generation - außerdem, um mit dem anderen Geschlecht anzubändeln. Tatsächlich nämlich wird jede der alten Schießscharten innerhalb der Mauer für einen kleinen und sehr vorsichtigen Flirt genutzt,

werden Händchen gehalten und hin und wieder auch mal ganz kleine Küsse ausgetauscht. Da wollen wir natürlich nicht stören, sondern folgen dem Festungswall bis wir wieder zum Uhrturm am Ausgang kommen. Auf den letzten Metern bietet uns ein Händler geschnitzte Elefanten an - das einzige Souvenir, welches wir an diesem Tag erstehen.

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