Giritale befindet sich im sogenannten kulturellen Dreieck von Sri Lanka, etwa elf Kilometer nordwestlich der alten Königsstätte Polonnaruwa. Interessant ist Giritale vor allem als Ausgangspunkt zur Erkundung der alten Kulturstätten sowie zur Beobachtung der einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt. Dabei liegt das Gebiet um Giritale am Rande zweier antiker Stauseen,
an deren Ufer neben Wasserbüffelherden, Waranen und Kuhreiher auch wild lebende Elefanten zumindest zeitweise beobachtet werden können. In den Wäldern wimmelt es hier von Riesenhörnchen, Languren und tatsächlich auch Rehen, seltener zu entdecken sind Mungos, dem - neben dem Menschen - wohl größten Feind der sri lankischen Schlangen.
Bevor wir nach Giritale kommen, stoppen wir an einem der wenigen Restaurants zwischen Pinnawela und der Königsstadt Polonnaruwa.
Am Eingang weist eine Teufelsfigur zu den Toiletten. Das ist aber nur der eine Grund, warum die grässlich anzuschauende Puppe mit ihrem Sonnenschirm aufgestellt wurde. Wichtiger ist die Botschaft an andere Teufel, die denken sollen, das Haus sei schon von einem Teufel bewohnt, damit sie sich eine andere Bleibe suchen.
Das Restaurant selbst ist sehr offen gehalten, die Speisen werden am Büfett, eingeteilt in verschiedene »Corner«, geholt oder aber à la Carte an den Platz gebracht.
Sunil führt uns zu einem Bereich mit schattenspendenden Bäumen, unter denen Tische und Stühle aufgebaut sind. Schnell gibt er uns noch den Hinweis, dass wir nicht auf die Bedienung warten müssen, sondern gleich ans Büfett gehen können - die Preise stünden dann in der Karte.
Großen Hunger verspüren wir zwar nicht - dank der Hitze haben wir eigentlich mehr Durst -, aber ein paar Kleinigkeiten aus der »Spicey Corner« gönnen auch wir uns.
Leider müssen wir sehr lange auf das bestellte Soda lemon warten, während die Spicey Corner ihrem Namen alle Ehre macht, schließlich aber bekommen auch wir endlich unsere Gläser an den Tisch gebracht. Wenig später übrigens die Rechnung ...
Also merke: natürlich muss man nicht aus der Karte bestellen, soll man auch nicht, weil man dann tatsächlich nur das bezahlt, was man auch wirklich bestellt hat (für die Spicey Corner etwa 240 Rupies = ca. zwei Euro), während für das Büfett eine Pauschale zu zahlen ist, die dann gleich mal 500 Rupies kostet, ganz gleich, ob man sich den Bauch voll geschlagen oder - wie wir - nur ein paar scharfen Kartoffeln geknabbert hat.
Zu unserem Glück müssen wir aber gar nicht erst gegen den viel hohen Preis anwettern, das nämlich übernimmt eine Wienerin, die mit uns am Tisch sitzt. Nach ein wenig Verwirrung verschwindet der Bedienstete für einen Moment, um dann tatsächlich mit der Nachricht zurückzukehren, dass wir nur das zu zahlen hätten, was wir uns auf den Teller gepackt hatten.
Schade allerdings, dass von unserem Reiseleiter nichts zu sehen war, als wir ihn mal gebraucht hätten, zumal es ja eigentlich sein Fehler gewesen war, weswegen wir beinahe viel zu viel gezahlt hätten.
In der Nähe von Giritale lässt Sunil den Bus an einem niedergerissenen Schulzaun halten. Wir hatten vor der Reise gelesen, dass man auf Sri Lanka kein Geld an Kinder verteilen sollte, da die Kinder dann sehr schnell mehr Geld heim bringen als ihre arbeitenden Eltern. Aus Sri Lanka erfuhren wir dann, dass man den Kindern auch keine Süßigkeiten geben sollte, weil sie sonst lieber vor den Hotels rumlungern, als dass sie zur Schule gehen. Da wir nun jede Menge Kaubonbon und ähnliches dabei hatten, beschlossen wir also, die Kleinigkeiten direkt bei einer Schule im Innern des Landes zu verteilen.
Schade allerdings, dass uns Sunil weder am richtigen Eingang zur Schule aussteigen lässt, noch zu den Schülern selbst begleitet. So nämlich stolpert Annette über den Rest des niedergetrampelten Zaunes und ritzt sich ein paar Kratzer an dem alten Stacheldraht.
Offenbar kamen noch nicht so viele Touristen zu dieser Schule, denn nur zögerlich kommen die Kinder auf uns zu.
Erst als ein paar von ihnen die ersten Haribos ergattert haben und freudig in die Höhe zeigen, werden auch die anderen mutiger. Im nächsten Moment wird Annette von den jungen Singhalesen umringt, während ich mich mit zwei Erzieherinnen (?) zu unterhalten versuche. Wenig später ist alles verteilt und, auf dem Weg zurück zum Bus, winkt uns Sunil, wo wir denn bleiben, weil er endlich weiterfahren will.
Kurz nach der Schule kommen wir an einer Kaserne vorbei. Fast denken wir, es handele sich um ein Militärmuseum, so fein säuberlich, wie die Anlagen zur Straße hin in Ordnung gehalten werden. Vereinzelt steht Kriegsgerät - Ausstellungsstücken gleich - auf kleinen Podesten hinter dem Stacheldrahtzaun.
Ein paar Soldaten, die gerade zum Appell antreten, stellen klar: dieses ist kein Museum, sondern eine voll funktionstüchtige Militäranlage, die das kulturelle Dreieck von Sri Lanka bei etwaigen Bürgerkriegsunruhen ruhig halten soll.
Idyllisch an einem antiken Stausee gelegen, bietet das Royal Lotus jedem Gast einen wunderschönen Ausblick aufs Wasser. Zimmer zur Landseite gibt es nicht, dafür aber eine Inselkuppe, die nahe des gegenüberliegenden Ufers aus dem See ragt. Sie ist wie die Hügel rund um Giritale mit dichtem Wald bewachsen. Zwischen der Seestraße und dem Hotelgebäude erstreckt sich eine ausgedehnte Rasenfläche mit einigen schattenspendenden Bäumen, unter welchen mehrere Warane ihre Höhlen gebaut haben.
Die etwa 60 Zimmers des Hotels sind alle mit Klimaanlage und Minibar ausgestattet, die Bäder sind sehr sauber und die Betten bequem. Die unteren Zimmer haben eine kleine Terrasse, die Zimmer der beiden oberen Etagen sind mit Balkon. Dabei ist der Hotelflügel mit den Zimmern in einem leichten Winkel zur Lobby angebracht, so dass man von jedem Balkon eine mehr oder weniger gute Sicht auf die Poolterrasse hat.
Rund um dem Hotel ist alles sehr ruhig, schon die Ankunft im Royal Lotus verspricht nach dem eher hektischen Treiben an der Küste zwei erholsame Tage, fern von allem städtischen Lärm. Zwischen dem Speisesaal und dem Garten befindet sich der Pool. Er ist nicht sehr groß und nur wenige Liegen laden zum Sonnenbad ein. Für eine kurze Erfrischung zwischen den Ausflügen zu den kulturellen Höhepunkten der Umgebung aber wird das kleine Becken den Ansprüchen der meisten Besucher genügen.
Trotz der abgeschiedenen Lage und der friedlichen Atmosphäre fehlt auch beim Royal Lotus nicht die obligatorische Wachmannschaft, die eventuell vorbeischauende Rebellen fernhalten soll. Die meiste Zeit aber sind die Männer damit beschäftigt, den Touristen Rehe, Mungos und Affen zu zeigen.
Besonderes Augenmerk gilt dabei einer Horde Languren, die sich die meiste Zeit auf den mächtigen Baumkronen nahe der Poolbar aufhält und in der Nacht auch mal über das Hoteldach poltert.
Zur Poolbar gehört ein rechtwinkliger Pavillon mit Tischen und Stühlen. Wer sein Mittagessen nicht im Speisesaal genießen will, darf es sich gerne mit nach draußen nehmen. Wer Dank der Hitze nicht mal Lust aufs Mittagessen verspürt, kann wenigstens seinen Durst im wohltuenden Schatten - den See vor Augen, die Affen im Rücken - löschen. Die Preise für Getränke sind dabei nahezu lächerlich: eine kleine Flasche Cola kostet zum Beispiel 100 Rupies, das sind grade mal 80 Cent. Die Bedienungen sind zwar nicht immer sofort zur Stelle, dafür aber außerordentlich freundlich und gesprächsbereit.
Ob das Abendessen als Menü an den Tisch gebracht oder als Büfett bereitgestellt wurde, weiß ich trotz meines regen Appetits leider nicht mehr. Geschmeckt jedenfalls hat alles, was wir als Reis, Fisch, Curry, Fleisch... auf den Teller bekommen haben. Natürlich wartet auch das Royal Lotus mit einer Fülle von tropischen Früchten auf, die wir uns bis knapp vor der Vitaminübersättigung gegönnt haben.
Am Abend bietet sich ein Spaziergang entlang der Seestraße an, allerdings nicht ohne Taschenlampe, da sich viele Schlangen angeblich in der Dunkelheit auf den warmen Asphalt schlängeln. Ob dies stimmt oder nicht, sei dahingestellt. Am Tag unserer Weiterreise jedenfalls erzählte uns Sunil etwas von einer Lüge, damit sich keiner aus der Gruppe in der Wildnis verirrt.
Die Ortschaft Giritale hat außer ein paar Hotels und einer großen Buddha-Statue leider nicht viel zu bieten, Tuc Tucs, die einen irgendwo hinbringen könnten, haben wir auch nicht entdeckt. Damit bietet sich das Royal Lotus vor allem für Gäste an, die sich neben den kulturellen Stätten sehr für die Tierwelt der Insel interessieren. Tatsächlich haben wir an zwei verschiedenen Tagen wild lebende Elefanten und sehr viele andere Tiere zu Gesicht bekommen.
In den Morgenstunden werden wir dann doch durch merkwürdige Laute geweckt. Erst als wir auf die Straße hinunterblicken, erinnern wir uns wieder an die nahe gelegene Kaserne. So beobachten wir mehrere Trupps, die zum Teil joggend, zum Teil aber auch im Liegestütz vorwärts robbend die Straße entlang des Sees gescheucht werden. Dennoch verlassen wir am nächsten Morgen nur ungern das Hotel und trösten uns bei der Weiterfahrt mit der Erwartung der nächsten Entdeckungen auf dem Inseljuwel.
Bei unserer zweiten Rundreise starten wir früh am Morgen. Noch bevor wir Pinnawela und das Landesinnere um Giritale erreichen, besuchen wir eine Kautschukplantage:
Früh morgens, eigentlich eher nachts um 4 Uhr, brechen wir zu unserer Rundreise auf. Eigentlich hatte ich gedacht, dass wir am ersten Tag über Ella und Hakgala bis nach Hatton fahren. Das wäre auch gegangen, allerdings wären wir dann zweimal durch das zentrale Bergland gefahren. Was an sich nicht schlimm wäre.
Nur sind die Straßen im Hochland sehr langsam, sodass Saman fürchtet, ein paar Stunden mehr im Bus zu sitzen als nötig. Genauso rät er uns von der Wanderung zum Worlds End (bei Horton Plains) ab, da viele Straßen durch die ungewöhnlich starken Regenfälle der letzten Wochen verschüttet sind.
Stattdessen fahren wir also über die Stadt Galle ein ganzes Stück entlang der Küste, bevor wir bei Panadura irgendwie die Hauptstadt umfahren. Noch etwas schlaftrunken, halten wir um 6.40 Uhr bei einer Kautschuk-Plantage. Hier arbeiten überwiegend Frauen, welche die Rinde der Gummibäume mit einer Art Schaber in schrägen Bahnen anritzen.
Der Saft fließt zwar schnell, die Arbeit aber ist hart. Dafür bringt sie kaum etwas ein, sodass die Kautschukernte lediglich ein Zubrot für die Familie ist. Für die Demonstration ein kleines Trinkgeld zu geben, ist hier sicherlich nicht verkehrt.