Kilometerlange Sandstrände, ein türkisblauer Indik und breite Palmenhaine schmücken die Südküste Sri Lankas. Eigentlich müssten bei Habaraduwa riesige Touristenburgen wie die Pilze aus dem Boden schießen. Der lange Flug von Europa nach Colombo, die ebenfalls lange Fahrt bis in den Süden und leider auch der ewige Streit zwischen den einzelnen Volksgruppen im Norden und Osten des Landes hat stattdessen dazu geführt, dass es bisher nur eine Handvoll Hotels bei Koggala gibt.
Um so schöner sind für uns die langen Spaziergänge am Meer. Beobachten wir tagsüber Ibisse, wie sie in der Strandwinde nach Nahrung stochern, sind es in der Nacht unzählige Krabben, die sich knapp vor uns in Sicherheit bringen oder, getroffen vom Schein unserer Taschenlampe,
wie wild mehrmals im Lichtkegel hin und her huschen, bevor sie regungslos verharren. Mit viel Glück kann man nachts sogar Schildkröten auf dem Weg zur Eiablage beobachten. Oder, mit etwas weniger Glück, am Tag meterlange Warane bestaunen.
Strandverkäufer treffen wir hier keine. Die Kinder rufen uns ab und zu ein »Hallo« hinterher. Ansonsten aber werden wir in Ruhe gelassen.
In der Zeit vor dem Monsum ist das Meer relativ ruhig, sodass sich die jungen Männer mit ihren schmalen Fischerbooten in die Fluten stürzen können.
Oft brauchen sie einige Anläufe, bis sie endlich schaffen, hinaus zu kommen. Dann aber heißt es paddeln und hoffen, dass sich bis zum Morgengrauen genug Fische in den Netzen verfangen.
Wenige Meter vom Hotel entfernt, kommen wir zur Schildkrötenfarm von Habaraduwa. Wie die Farm in Koskoda hat auch diese unter dem Tsunami gelitten und haben die Wellen die Tiere aus ihren Becken gerissen.
Im Gegensatz zur Farm in Koskoda hat die Familie, die das Projekt betreut, die meisten Schildkröten jedoch in der Nähe wiedergefunden.
Erneut wird uns erklärt, wie so eine Farm funktioniert, dass zu den Stränden Sri Lankas fünf der weltweit nur sieben Arten Meeresschildkröten kommen, die Eier den Findern abgekauft und die winzigen Tiere am dritten Abend nach dem Schlüpfen ins Meer gelassen werden.
Als ich bemerke, dass die kleinen Schildkröten recht behäbig durchs Becken schwimmen, erklärt man uns, dass sie soeben gefüttert wurden - danach seien sie sehr langsam.
Daneben erfahren wir, dass ein paar der Tiere in der Farm aufgezogen und erst ins Meer entlassen werden, wenn sie geschlechtsreif sind - auch wenn das heraus hieven dann mit um die 150 kg recht schwer werden kann. Das sei durch den vielen benötigten Fisch zwar recht teuer.
Gerade für die Schmuckschildkröte aber besser, da ihr Panzer auch trotz des Naturschutzes gerne als Souvenir hergerichtet wird. Und außerdem will man uns Urlaubern ja auch mehr zeigen als nur ein paar Sandhügel mit Eiern beziehungsweise die Schildkrötenbabys in den kleinen Becken.
Verpasst haben wir leider den Markt in Habaraduwa, dem nächsten Ort östlich unseres Hotels. Auch ist der Zugang von der Strandseite nicht besonders lecker, weil ein paar der Händler ihren nicht verkauften Fisch einfach in die Strandwinde sowie dem Trampelpfad zwischen Markt und Strand werfen.
So ekelt sich Annette auf der einen Seite noch über ein paar gammlige Fischköpfe, während sie mit der Sandale bereits auf dem nächsten Kadaver steht. Einzig die Ibisse fühlen sich hier wohl und vertilgen, was immer hier nach Fisch oder Fleisch stinkt, während sich ein paar Rinder um die Zwiebelschalen und Gemüsereste innerhalb des Marktes kümmern.
Direkt beim Markt befindet sich das kleine Zentrum Habaraduwas, erinnert ein Uhrturm an die koloniale Zeit und halten heute die Busse. Während ein Losverkäufer den Leuten ihr Geld aus der Tasche zu locken versucht, quert ein Kokosnusstransporter - nicht mehr als ein altes Fahrrad - die Straße.
Wenige Meter vom Uhrturm entfernt, bietet ein kleiner Gemüsestand Kartoffeln, Mangos, Zuckerbananen, Melonen und Zwiebeln feil. Auch eine kleine Ladenzeile gibt es, in der Uhren und Schmuck, Nähdienste und Krimskrams angeboten werden.
Beim Uhrturm von Habaraduwa mündet ein Weg, der über die Zugverbindung Galle-Matara in den hinteren Teil des Dorfes führt. Schon bald lassen wir das Treiben auf der Küstenstraße, die dröhnenden Lkws und ewig hupenden Busse hinter uns. Stattdessen finden wir uns in einer idyllischen Siedlung mit kleinen Häusern und akkurat gepflegten Gärten wieder.
Einige der Gebäude sind neu. Warum dies so ist, verrät uns eine Frau, die sich mit der Hand ein Teil ihres Gesichts zuhält. »Unser Haus hat der Tsunami zerstört. Jetzt haben wir hier ein neues Haus, weiter weg von der Küste.« Auf einem Auge ist sie seitdem blind.
Parallel zur Küste wird der Weg immer schmaler. »Hoffentlich wird das keine Sackgasse«, denke ich noch. Doch nein, nach einer Engstelle öffnet sich der Pfad wieder zu einem breiteren Weg. Als wir uns die Blüten einer Staude anschauen, kommt der Besitzer zu uns, erfreut darüber, dass uns sein Garten gefällt. Danach queren wir einen Bachlauf, der zur Zeit vom Meer abgetrennt zu sein scheint.
Etwas weiter führt ein Holzsteg wieder zurück. Eigentlich sind es nur Bahnschwellen, an denen einige Bretter festgebunden sind. Die Schwellen werden halten, aber der Rest? Etwas später ist dies aber auch schon egal. Denn ein größerer Hund kommt kläffend daher, um das Grundstück zu verteidigen. Also zurück und die nächste waghalsige Konstruktion genutzt.
Kurz danach endet der Weg an den Bahngleisen. Wie die Einheimischen nutzen wir diese, um eine Straße zurück zur Küste zu finden. Mal horchen, ob ein Zug kommt? Nein lieber nicht, denn in einiger Entfernung ist er bereits zu sehen. Das aber ist kein Problem, weil auf der anderen Seite der Gleise sicher zehn Meter Platz sind, um sicher an die Seite zu stehen.
Was aber macht Annette? Rennt mit ihren Badeschlappen blindlings los, um den nächsten Bahnübergang zu erreichen. Umdrehen ist nicht. Tatsächlich erreicht sie den Übergang nur wenige Sekunden vor dem Zug, während ich nur fassungslos hinterher schauen kann.
Nach dem Schreck kommen wir zurück zur Küstenstraße. Erst jetzt merken wir, welch großen Bogen wir nach der Schildkrötenfarm und dem Marktplatz im Hinterland gelaufen sind. Ein paar Meter Richtung Hotel erreichen wir ein kleines Geschäft mit Holzschnitzereien (Lal Handicraft).
Aus verschiedenen Hölzern, Kokospalme, Ebenholz, Rosenholz... werden die Kunststücke direkt vor Ort angefertigt. Die Stelzenfischer wirken zwar ein wenig chinesisch, aber die Elefanten und Schildkröten sind recht hübsch gefertigt. Und das »Hulahula-Weib« ist auch nicht ohne (-;
Das nächste Hotel am Strand ist das Coral Beach, zu welchem auch ein Meeres-Restaurant gehört. Es ist ein paar hundert Meter vom Hotel Wilde Ananas entfernt und hat, was sicherlich ruhiger ist, sämtliche Zimmer zur Meerseite.
Einen weiteren Schallschutz gegenüber der Straße und Zuglinie bieten die überdachten Balkone, sodass man eigentlich nur das Rauschen der Wellen hören sollte.
Wer nicht so gerne in den teils meterhohen Wellen badet oder mit Kindern reist, ist hier sicherlich besser aufgehoben. Denn vom Coral Beach sind es nur wenige Schritte zu einer Art natürlichem Pool, welchen das vorgelagerte Korallenriff bildet. Ausgerüstet mit Schnorchel und Taucherbrille ließen sich hier eine Menge bunter Fische beobachten,
wie zum Beispiel der aus »findet Nemo« bekannte Clownsfisch. Wenn die Einheimischen sie nur im Wasser ließen. Denn ganz gleich, ob Languste, Seegurke oder eben Clownsfisch, hier wird alles eingesammelt. Ein paar Fische haben wir bei unserem einen Schnorchelausflug zwar gesehen, so richtig gelohnt hat es sich jedoch nicht.
Hinweis (August 2018):
nach unseren Informationen ist das Hotel Coral Beach derzeit nicht buchbar.