Kaum waren wir im Strandhotel Heritance, bot uns der junge Hotelmanager auch schon eine River-Safari durch die Lagunenlandschaft des Flusses Madu Ganga bei Balapitiya. In unserem Ausflugsprospekt hatten wir davon schon gelesen, und dass der Ausflug um die 20 Euro pro Person kosten sollte. Dementsprechend verwundert waren wir, dass der Ausflug vom Hotel für 28 Euros angeboten wurde. Zumindest, solange wir noch nicht wussten, dass sich der Preis nicht auf eine Person, sondern auf das komplette Boot inklusive Transfer bezog.
Insgesamt zu sechst wäre es möglich, den Ausflug zu machen, die Kosten entsprechend aufgeteilt. Wenig später also hatten wir mit vier anderen Teilnehmern der Rundreise, die ihre Anschlusswoche im selben Hotel wie wir verbrachten, sechs Leutle zusammen. Und weil 28 durch sechs eine recht ungerade Zahl ergibt und wir außerdem den organisatorischen Aufwand auf uns genommen hatten, kostete der dreistündige Ausflug für Annette und mich zusammen schlappe acht Euro.
Sattgrünes Wasser, unzählige Palmen und Mangroven, hier und da springen Affen durch die Kronen der Bäume, aus dem Dickicht dringen immer wieder die Schreie von Vögeln - kurz und schrill, vielleicht um vor das herannahende Boot zu warnen, vielleicht aber auch nur, um Artgenossen auf sich aufmerksam zu machen. Es ist noch früh am morgen, noch einige Zeit könnten wir uns am Frühstücksbüfett des Hotels bedienen,
doch sind wir längst mit dem Boot auf dem Madu Ganga unterwegs. Mit uns im Boot sitzt der Fahrer, der uns eine halbe Stunde zuvor vom Hotel abgeholt hatte, er selber muss aber nicht das Boot lenken, das tut (wahrscheinlich) ein Verwandter oder Freund von ihm. Viel mehr passt er auf, dass seine kleine Truppe nicht verloren geht und er uns später wieder heile zum Hotel zurückbringen kann.
Aber kaum sind wir losgefahren, schwenkt das Boot auch schon herum und bringt uns unter die nahe Brücke, bei der wir losgefahren waren. Noch überlegen wir uns, warum wir ausgerechnet dahin gebracht werden, entdecken dann aber neben einigem von der Straße gefallenem Unrat mehrere Wasserwarane am Ufer oder in den unteren Ästen von Mangroven sitzen. Dieselgeruch liegt in der Luft, scheint die geschmeidigen Tiere aber ebenso wenig wie die herumliegenden Plastiktüten, Flaschen und Autoreifen zu stören. Sie züngeln nur hin und wieder und genießen die Morgensonne.
Nach den ersten Fotos geht es endlich hinein in die faszinierende Flusswelt, auf einem Steg beobachten uns ein paar Kinder. Als sie merken, dass wir zu ihnen hinübersehen, winken sie uns. Auf Einrichtungen für den Fischfang sitzen ein paar Kormorane und strecken ihre Flügel weit von ihrem Körper. Uns scheinen sie gar nicht zu bemerken. Nach ein paar Minuten über den breiten Flusslauf fährt das Boot auf ein dichten Vorhang aus unzähligen von Mangroven zu. Als die Fahrt langsamer wird, entdecken wir eine kleine Öffnung in all dem Grün, in welchem ein anderes Boot vor uns aus unserem Sichtfeld verschwindet.
Der Fahrer schaltet den Motor ab, der mit einem leisen Stottern abstirbt. Die nächsten Meter lassen unsere zwei Begleiter das Boot einfach treiben, halten ein paar herabhängende Äste von unseren Köpfen fern oder korrigieren ein wenig die Fahrtrichtung. Ruhig ist hier, von Vögeln, Affen oder Waranen aber leider keine Spur.
Statt dessen genießen wir den lichten Schatten, der die schon wieder brennenden Sonnenstrahlen von uns fern hält.
Schon aber sehen wir das andere Ende des kleinen Durchlasses und als der Motor erneut startet, sehen wir hinter uns schon die nächste Gruppe, die sich durch das Dickicht kutschieren lässt.
Nach wenigen Minuten erreichen wir eine kleine Insel. Kaum an Land, müssen wir allerdings die Schuhe ausziehen, denn auch innerhalb der Flusslagunen sind die Mönche aktiv und haben hier den Kothduwa Tempel errichtet. Beim Eintreten in den heiligen Bereich wird Annette angehalten, sie hat noch ihren Hut auf - wie nachlässig, schließlich befinden wir uns auch hier auf buddhistischen Terrain.
Ohne Hut und ohne Schuhe geht es also in die Tempelanlage. Vor einem sitzenden Buddha fällt uns eine lange Namensliste auf. Erst wissen wir nicht so recht, was das alles zu bedeuten hat, lassen uns durch den Wohnbereich mit Küche und Innenhof führen und verstehen erst beim Lesen eines Buches, dass es sich bei den auf Stein geschriebenen Namen um eine Art Spendenbescheinigung handelt.
Auf einer zweiten Insel des Madu Ganga, wir haben mittlerweile auch einige Fische und schwimmende Wasserwarane gesehen, wird uns gezeigt, wie Zimtstangen und singhalesisches »Palmenblattflechtwerk« hergestellt wird. Alles sieht sehr ärmlich aus und natürlich werden uns nach der Vorstellung verschiedene Gewürze zum Kauf angeboten. Leider zu verhältnismäßig sehr hohen Preisen. Aber spätestens am Abend, wenn die arme Frau wieder von ihrer Insel abgeholt wird, um in ihr richtiges Zuhause zurückzukehren, wird sie es verkraftet haben.
Nach gut zwei Stunden auf dem Wasser des Madu Ganga schließlich kommen wir wieder zu der Brücke mit den Wasserwaranen. Gerne hätte ich noch ein wenig mehr gesehen, aber mittlerweile brennt die Sonne schon wieder derart vom Himmel, dass keiner traurig über das Ende der Fahrt ist. Und immerhin durfte Annette eine Kette, die der Bootsfahrer aus einer Wasserpflanze gebastelt hatte, als Andenken behalten.