Schon zu Kolonialzeiten brachten die fremden Herren schwere Schiffsladungen an Gewürzen und Heilpflanzen nach Europa, und viele der exotischen Zutaten sind heute aus der internationalen Küche kaum noch wegzudenken: Vanille, Ingwer, Zimt, Kardamon, Muskatnuss, Zitronengras und Safran, um nur einige der beliebten Zutaten zu nennen.
Zur Zeit der Holländer gar gewann der Gewürzhandel auf der Insel eine solche Bedeutung, dass lange Transportkanäle angelegt wurden. Heute werden die Kanäle zwar nicht mehr für den Handel genutzt, Gewürze von Sri Lanka sind aber nach wie vor in aller Welt gefragt.
Rund um Matale gibt es einige sogenannte Spice Gardens, die sich auf Touristenbesuche freuen. Leider entpuppt sich der Besuch allzu oft als Abzocke. So sind die dort gekauften Gewürze meiner Elter innerhalb kürzester Zeit verschimmelt. Schade eigentlich! Wir haben beim ersten Besuch auf Sri Lanka in einem stinknormalen Supermarkt zwei Großpackungen an scharfem Gewürz und mildem Curry geholt. Den Inhalt können wir Jahre später noch nutzen und es ist superlecker. Es ist bei größeren Investitionen also Vorsicht geboten. Eine Führung durch die Gärten jedoch ist sehenswert und auch die Massagen haben wir genossen.
Auf dem Weg zur Königsstadt Kandy kommen wir zum »Lucky Land« von Matale, einem der vielen Gewürzgärten in der Region zwischen Kandy und Dambulla. Wie in den meisten der Gärten wird hier neben Gewürzen und Heilkräutern natürlich auch Ayurveda angeboten. Uns wird ein Infoblatt gereicht, welches uns verspricht, dass man sich um unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden kümmern wird. »Ganz gleich, ob es Gelenkschmerzen oder wunde Füße sind.« Nicht einmal ein Moskito soll uns stören.
Zunächst aber sehen wir beim Rundgang durch den Garten erstmals einen Jackfrucht-Baum ganz aus der Nähe. Am unteren Teil des Stammes hängt eine schwere Frucht, die irgendwie fehlplatziert wirkt. Zu kurz erscheint uns der der Stiehl, der die schwere Frucht direkt mit dem Stamm des mächtigen Baumes verbindet.
Ein paar Meter weiter wird uns eine Kakaobohne gezeigt. Kaum haben wir das Loch in der gelben Schale entdeckt, als der junge Gartenführer auch schon dagegen klopft. Im nächsten Moment wimmelt es von kleinen Fliegen in der Luft. Den Singhalesen scheint es nicht zu stören. Seelenruhig erklärt er uns die Zubereitung von Kakaomilch, als bemerke er den Insektenschwarm um seinen Kopf gar nicht.
Unscheinbar um einen Baum geschlungen, übersehen wir beinahe eine Vanillepflanze. Leider ist die Blütezeit der leckeren Orchidee schon vorbei und haben sich die Vanilleschoten noch nicht gebildet. So müssen wir mit dem kleinen Aromafläschchen vor der Schlingpflanze vorlieb nehmen, unsere Nase mit dem lieblichen Vanilleduft zu verwöhnen.
Der junge Gärtner drückt uns ein paar bröckelige Stangen in die Hand: Zimt.
Zur Kolonialzeit war Zimt so begehrt, dass die Holländer ein Zimtmonopol auf der Insel aufgebaut hatten, um die Zimtstangen an die europäischen Höfe zu exportieren.
Heute wird der Zimt vor allem im Südwesten von Sri Lanka angebaut, zum Kauf wird er uns aber natürlich auch im Lucky Land angeboten.
Eine Besonderheit der Singhalesen ist das Betelnusskauen. Dabei wird ein Betelblatt mit Kardamon, Kautabak, Nelken, Muskatnuss, einer zerdrückten Betelnuss sowie Kalk gefüllt und zusammengefaltet. Vor allem die älteren Singhalesen schwören auf die beruhigende Wirkung und kauen pro Tag bis zu dreieinhalb Dutzend der Blätter.
Als Nebenwirkung verfärben sich allerdings die Lippen rötlich bis schwarz. Leider erhöht ein übermäßiger Genuss außerdem das Krebsrisiko - ein Wissen, welches die beruhigende Wirkung schnell ins Gegenteil verkehren kann.
Wie den meisten Gewürzgärten, ist auch dem Lucky Land Matale eine Ayurveda-Abteilung angeschlossen. Nachdem uns einige Düfte mit heilender Wirkung vorgestellt werden, kommen wir tatsächlich in den Genuss von ein paar kurzen Ayurvedabehandlungen. Zitronellacreme wird verteilt. Nur zwei bis drei Tropfen sollen wir auf gestochene Stellen einreiben und sollen sofort vom Juckreiz sowie weiteren Insektenattacken befreit sein. Ob es wirkt, kann ich nicht sagen. Zwar habe ich zwei kleine Stiche am linken Arm, die haben aber auch schon vor der Creme nicht gejuckt.
Als nächstes wird uns der Kopf massiert. Ein paar Tropfen Sandelhölzöl sollen dabei gegen Falten, Pickel und Narben, Altersflecken (nun gut, so alt sind wir nun auch wieder nicht) und trockene, schuppige Haut helfen. Außerdem wirkt Sandelholz sehr gut gegen Zellulitis und Warzen. Leider ist die Behandlung bei mir dann aber auch schon wieder vorbei. Ich bin etwas enttäuscht, weil die Frau links von mir eine deutlich längere Kopfmassage genießen durfte.
Egal, es geht nicht mehr lange, dass alle Kräuterchen und Salben und Tropfen erklärt sind und wir von ein paar Studenten den Rücken, den Bauch und tatsächlich auch die Brustmuskulatur massiert bekommen. Dabei werden die Muskeln allerdings weniger geknetet, sondern vielmehr sehr schnell von den flinken Händen der jungen Männer gerieben. Schon bald breitet sich eine wohlige Wärme im Körper aus und einzig das Wissen, dass auch diese Behandlung nach wenigen Minuten beendet sein wird, beeinträchtigt die Entspannung. Bis dahin aber heißt es: Augen zu und genießen!
Alle vorgestellten Gewürze und Heilmittel begegnen uns anschließend im angeschlossenen Laden. Zimtöl, Rotöl (Wathahareni), Kräuterhustensaft (Kasanirni), Haartonikum aus Königskokosnuss(Kesakalyani) und viele weitere Produkte stapeln sich auf Tischen und Regalen. Emsig wuseln ein paar Singhalesen zwischen den Regalen herum und versuchen, den Damen das Schlankheitsmittel »Sihini« einzureden.
Die meisten Gewürze sind hier in kleinen Packungen zu je 100 Rupies (etwa 80 Cent) erhältlich. Damit sind sie zwar günstiger als in den Touristenzentren der Süd- und Westküste, aber immer noch deutlich teurer als in den heimischen Supermärkten. Als wir uns für eine Packung mit fünf Muskatnüssen entscheiden, gibt es ein kleines Problem:
leider können (oder wollen) die Singhalesen keinen 1.000 Rupie-Schein wechseln. Für einen Moment schwanken wir, ob wir auf das Geschäft verzichten sollen, kramen dann aber doch einen unserer letzten »100-Trinkgeldscheine« hervor, belassen es aber auch bei diesem einen Kauf und genießen statt dessen die wohltuende Wärme der Sonne, bevor uns der Bus zum nächsten Ziel bringt.
In der Region von Matale besuchen wir den Gewürzgarten Old Village Spice Garden. Noch bevor wir allerdings in den Garten gehen, zieht ein Riesenhörnchen alle Aufmerksamkeit auf sich, das hoch oben in den Bäumen herumklettert. Doch auch der Zugang ist nicht so ohne.
Denn genau vor dem Weg, welchen der Gewürzgärtner wählt, hat eine etwa 12 bis 15 Zentimeter große Spinne ihr Netz gewebt. Also ducken und flugs unten durch. Ich, weil ich ihr Netz nicht kaputt machen will, Annette, weil sie angeblich unter Arachnophobie leidet.
Nach dieser doppelten Aufregung kommt der Gärtner endlich dazu, uns die unscheinbaren Blüten und großen Früchte der Kakaobohne sowie die Blüten der Vanille zu zeigen. Diese übrigens zählt zu den Orchideen und braucht einen anderen Stamm oder ein Gerüst, an dem sie sich noch oben schlingen kann.
Nachdem wir uns einen Sandelbaum (dieser wächst nur in Sri Lanka), Jasmin, verschiedene Sorten Pfeffer, Ananas und Mimosen angeschaut haben, schmiert mir der Gärtner eine Salbe ans Bein. Fünf Minuten später kann ich diese mitsamt der Härchen wegwischen. Weh getan hat es nicht. Ob das so gesund für die Haut ist, bezweifele ich allerdings.
Wie in Gewürzgärten üblich, dürfen wir ein Mischgetränk aus Tee und Kakao kosten. Es schmeckt überraschend gut. Nach unserer Kakaoerfahrung aus der Dom.Rep. aber halten wir von einem Kauf Abstand. Zu ungewiss ist, ob wir das daheim genauso gut hinbekommen.
Dann geht es auch schon zur obligatorischen und wirklich angenehmen Gesichtsmassage. Zugleich in den Raum, in dem uns alle möglichen Gewürze sowie Essenzen und Öle gegen jede erdenkliche Beschwerde (Mückenstiche, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlankheitsmittel, Weibergeschichten...) vorgestellt werden.
Ein paar Gewürze kaufen wir dann sogar, wobei wir feststellen müssen, dass zwar alle Gläser auf dem Verkaufstisch zunächst gleich teuer sind, ausgerechnet der von uns gewählte weiße Pfeffer aber ein wenig mehr kostet.
In Matale selbst halten wir kurz bei einem hinduistischen Tempel. Erstaunlich finde ich hier, dass im gesamten Tempelbereich keine Schuhe getragen werden dürfen, Autos aber einfach durch das Tor in den Tempelhof einfahren können.
Die gekreuzten Zeichen am Tempel haben hingegen nichts mit F*sch*sm*s zu tun, sondern sind für die Hindus ein Symbol des Glücks. Deswegen sieht man dieses auch auf vielen Grabsteinen und hinduistischen Gebäuden.