Matara befindet sich an der südlichsten Spitze von Sri Lanka. Stellt man sich an den Strand und schaut direkt nach Süden, gibt es kein Land mehr zwischen hier und der Antarktis. Im Ort selbst gibt es das Matara Fort, auf einer Landzunge errichtet,
welche heute die Altstadt birgt, und das kleinere Star Fort mit Malereien und Schwarzweißaufnahmen von Ausgrabungsarbeiten im Innern des Landes. So beschrieben, klingt Matara wie ein schönes Ziel, das unbedingt einen Besuch wert ist.
Auf die Strände bei Mirissa, etwa zehn Kilometer westlich von Matara, mag das noch zutreffen. Matara selbst aber ist einfach nur laut und es stinkt!
Dennoch stimmen wir zu, als Biankara beim Ausflug zum Weherahena-Tempel fragt, ob wir ein paar Meter in der Geschäftsstraße laufen möchten. Ich wundere mich ja noch, aber gut, eine Stunde kann ja nicht soviel schaden.
Kaum sind wir ausgestiegen, schlägt uns die schlechte, teils schwarze Luft voll Abgasen entgegen. Rußfilter für Diesel sind hier unbekannt. Genauso wie eine ordentliche Kanalisierung. Denn in den streckenweise offenen Abläufen sammelt sich jeder erdenkliche Unrat. Obst- und Gemüsereste, Fischkadaver gammeln in der Sonne.
Die ganze Straße wirkt wie unter einer Glocke. Und doch schützt sich eine junge Frau vor den bräunenden Strahlen. Ein Losverkäufer verspricht über zwei Megaphone fantastische Gewinne. Allein das Knattern der Tuc Tucs (Threewheeler) und Hupen der Busse übertönen ihn.
Nur wenige Gebäude scheinen intakt. Und selbst dann ist es oft nur die unterste Etage, in welcher sich vielleicht ein Nähgeschäft, eine Bäckerei oder auch ein blinkender Handy-Shop gute Umsätze erhofft. Auf einem Schild prangt uns die Aufschrift »Thaj Hotel« entgegen.
Ob sich hier jemals ein Tourist hin verirren wird? Wir glauben es kaum. Denn wenn einem das Dach nicht gleich auf den Kopf fällt, so wird man wenigstens einen Schirm gegen möglichen Regen mitnehmen müssen.
Ebenfalls wenig spektakulär ist das Matara Fort. Abgesehen von dem obligatorischen Uhrturm erinnern lediglich ein paar wuchtige Mauern an die koloniale Vergangenheit.
Sonst gibt es hier nichts außer Rasenflächen zu sehen. Und damit immer noch mehr als wir im Star Fort zu Gesicht bekommen. Dieses nämlich ist wegen Bauarbeiten abgesperrt, als wir davor stehen.
Gut fünf Kilometer östlich von Matara kommen wir zum Weherahena Tempel. Ob sich der Besuch allein wegen der 39 Meter hohen Buddha-Statue lohnt? Weiß ich nicht.
Wohl birgt der Tempel in seinem unterirdischen Bereich 20.000 Gemälde, welche den Lebenslauf Buddhas darstellen, sowie eine Ausstellung von Palmblattmanuskripten.
Direkt neben dem Buchkiosk beginnt ein Tunnel, welcher über und über mit Buddha-Bildern bemalt ist. Im Innern des an sich recht kitschigen Gebäudes ist es angenehm kühl. Leider sind wir einmal mehr in Begleitung. Denn der Mönch hat wenig Sinn für unsere eigene Entdeckungs- und Interpretationsfähigkeit der Gemälde.
So erkennen wir auch ohne seine eilig vorgetragenen Erläuterungen den Inhalt der Bilderreihen, die Geburt, das Heranwachsen, die Verführung durch einen Dämon und vieles weiteres aus den Leben Buddhas. Diese nämlich sind nichts anderes als Bilderbücher, die sich von ganz alleine erklären.
Mehr Zeit nimmt sich der Mönch dafür bei einer Wand, auf welcher zahlreiche deutsche Namen stehen und verkündet stolz, dass die Hälfte der Spenden,
mit denen der Tempel errichtet wurde, aus Deutschland stamme. Wenige Räume weiter sollen wir uns in das Gästebuch des Tempels eintragen.
Nachdem wir bereits während der Rundreise mehrfach in die Gästebücher der Hotels geschrieben haben, fallen wir leider darauf herein. Das Gästebuch ist nämlich nichts anderes als ein gut geführtes Spendenverzeichnis. Dass hier soviel Geld aus Deutschland landet, muss dann wohl etwas mit der Erziehung zu tun haben.
So tragen auch wir einen kleinen Betrag in das Buch ein. Als wir den Raum verlassen, bemerken wir grad noch, wie sich ein jüngerer Mönch unsere paar Scheine schnappt und geschwind nachzählt.
Nach einem kurzen Rundgang über den Tempelhof mit Bodhibaum, Teich und Palmen geht es ins kleine Museum des Tempels. Hier wundere ich mich noch, wie der Mönch mit angeblich 200 Jahre alten Porzellan-Elefanten umgeht. Als er uns danach verabschiedet, wird aber deutlich, dass er für nichts Sinn hat außer Geld. Denn am Ausgang verlangt er nochmals eine Spende in Höhe von mehreren hundert Rupie.
Diesmal jedoch ohne Erfolg. Um solche unfreiwilligen Gaben von vornherein zu verhindern, empfehle ich, erst gar kein Geld mit in den Tempel zu nehmen. Von Tempelgästebüchern sollte man sich generell fern halten. Diese funktionieren nämlich überall gleich. Und sollte ein Mönch arg zu aufdringlich werden, kann man ja immer noch behaupten: »Entschuldigung, das verbietet meine Religion.«