»Willkommen bei der ersten Wintertour mit Schnee in diesem Winter!« Ja, es ist kaum zu glauben. Aber tatsächlich erklärt uns die Reiseleiterin zu Beginn unseres Bootsausflugs in die Stockholmer Schärenwelt, dass Stockholm den mildesten Winter seit mehreren Jahrzehnten hatte. »Wir haben den ganzen Winter auf Schnee gewartet.
Aber es hat die ganze Zeit nicht geschneit, das hier ist unser erster Schnee.« Und das zwei Tage vor Ostern. Na klasse, wir sind begeistert! Denn auch wenn unsere gebuchte Wintertour somit ihrem Namen gerecht wird, so behindert der starke Schneefall doch arg die Sicht auf die Altstadt.
Das ist dann der Nachteil, wenn man die Fahrt daheim gebucht bzw. die Tickets ausgedruckt hat. Aber wir wollen nicht meckern. Denn auch so eröffnet uns die Fahrt mit der MV Agantyr interessante Ansichten auf Gamla Stan, Skeppsholmen, Djurgarden und mehreren vorgelagerten Inseln des Stockholmer Archipels wie der Insel Fjäderholmarna. Dass die auf dem Deck ausgelegten Felle binnen weniger Minuten unter dem Schnee verschwinden, wen kümmert es?
Da merken wir uns doch lieber, wie wir später zum Vasa-Museum kommen, und werfen im Vorbeifahren einen Blick auf den im Winter geschlossenen Freizeitpark Gröna Lunds und das ABBA-Museum. Es sollte 2008 eröffnet werden. Finanzielle Unstimmigkeiten führten jedoch 2009 zur Aufgabe des Projekts. Erst der zweite Anlauf gelang, sodass das Museum am 7. Mai 2013 seine Eröffnung zusammen mit den ABBA-Mitglieder Anni-Frid Lyngstad, Benny Andersson und Björn Ulvaeus feiern konnte.
Vidos zu Städten, die man gesehen haben sollte.
Als wir weiter draußen, am Rande der Ostsee, sind, lässt der Schneefall schließlich etwas nach. So bekommen wir zumindest eine klare Sicht auf die verschneiten und im Winter so gut wie unbewohnten Inseln des Stockholmer Archipels. Sie alle bilden im Sommer beliebte Ausflugsziele der Schweden. Zugleich lernen wir, dass die typische rote Farbe der Häuser keine Modefarbe ist.
Vielmehr ist es das beliebteste Holzschutzmittel in Skandinavien. Wenn sich auf diese Art und Weise ein einheitliches Ortsbild erreichen lässt, soll es uns recht sein. Dann wendet die MV Angantyr auch schon wieder und fährt zurück an den Anleger Strömkajen. 65 Minuten nach der Abfahrt lernen wir, wie schnell eine gebuchte anderthalb Stundentour enden kann.
Erst nach unserem Bootsausflug wird uns bewusst, dass wir uns an Bord einer betagten Lady befunden haben. Die rund 23 Meter lange MV Angantyr wurde im Jahr 1909 als Dampfschiff in Betrieb genommen und zwischen Stockholm und der Insel Lillia Essinger im schwedischen See Mälaren eingesetzt. Ein 1914 geschlossener Oberdeckaufbau wurde 1949 wieder entfernt und durch das heute noch bestehende offene Oberdeck ersetzt. 1955 wurde die alte Dampfmaschine gegen einen Dieselmotor ausgetauscht. Nach mehreren Besitz- und Einsatzwechseln wird sie heute durch die Strömma Kanalbolaget für Kreuzfahrten durch den Mälarensee und zu den Inseln im Stockholmer Archipel eingesetzt. Sie erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von zehn Knoten (etwa 19 km/h) und ist für 148 Passagiere ausgelegt.