Etwas südlich vom Schloss und der Storkyrkan, im Zentrum von Gamla Stan, befindet sich der Stortorget. Auf diesem farbenfrohen Platz befand sich einst der Marktplatz des alten Stockholms. Früher waren es die Händler, welche die Leute zum Großen Platz lockten. Heute sind es die Cafés, die in dieser altertümlichen Idylle, mit den bunten Häusern auf der einen und dem Nobel-Museum auf der anderen Seite, zum Verweilen und das Dasein genießen einladen. Leider schlägt uns bei unserem Aufenthalt eine klirrende Kälte ins Gesicht, sodass an einem Aufenthalt in einem der Straßencafés nicht zu denken ist.
Die eisige Winterkälte ist aber bei Weitem nicht das schlimmste, was der Stortorget im Laufe seiner Geschichte zu erleiden hatte. Denn zum Unglück der Schweden ließ der dänische König Christian Tyrann II. Ende 1520 hier 82 Adlige und Bischöfe um einen Kopf kürzen, bis sich der Platz blutrot färbte. Den Schweden blieb das Massaker als das Stockholmer Blutbad in Erinnerung.
Doch die Freude des Tyrannen währte nur kurz. Denn einer der Hingerichteten war der Vater von Gustav Vasa. Der Legende nach soll die Kanonenkugel, die in der Mauer des Eckhauses Stortorget und Skomakargatan steckt, 1521 vom Heer Gustav Vasas auf den dänischen König abgeschossen worden sein. Anstelle des Königs traf die Kugel die Gebäudeecke, wo wir sie tatsächlich finden.
Die Belagerung und Befreiung der Stadt hingegen verlief erfolgreich.
Als zweites geschichtliches Zeugnis entdecken wir 82 weiße Steine in der roten Fassade vom Haus Stortorget Nr. 20. In Stockholm hält man dies für eine bewusste Erinnerung an die Gräueltat des Dänen. Ob es stimmt, wissen wir natürlich nicht, die rote Farbe aber unterstreicht dies zumindest.
Verlassen wir die Geschichte und spazieren weiter durch die Gassen zwischen dem Stortorget und der Österlanggatan. Genauer: in die Slälagardsgatan, was in etwa Straße des Irrenhauses bedeutet. Diese Seite von Gamla Stan ist deutlich ruhiger als die touristische Västerlanggatan. Und mit dem kleinen Kastanien-Platz bietet sie eine schöne Alternative, um zur Tyska Kyrkan, der Deutschen Kirche, oder zum Järntorget im Süden der Insel zu spazieren.
Gamla Stan ist eine Insel für Genießer. Zu diesem Schluss kommt man zwangsläufig, wenn man sich einen Überblick über die Restaurants in den Gassen zwischen Schloss und dem Karl Johans Torg verschafft.
Die zwei bekanntesten unter ihnen sind Den Gyldene Freden, ein Restaurant mit traditionellen Gerichten, und das Marten Trotzig-Restaurant am unteren Ende der gleichnamigen Gasse. Uns jedoch zieht es ins Café Sten Sture.
Das Sten Sture Café befindet sich in der Trangsund, parallel zur Prästgatan und der Västerlĺnggatan. Ein paar Meter hinter dem Ausgang zur Gasse führt rechts eine Treppe hinab ins Sten Sture. Denn wie auch ein paar andere Lokale befindet sich das Café in einem alten Kellergewölbe. So wie wir unten ankommen, laufen wir direkt auf die Speisekarte zu.
Sie besteht aus mehreren Tafeln, die kleine Gerichte (Pizza, Quiche Lorrain, Lasagne), vor allem aber Kuchen und zig verschiedene Arten Kaffee anbietet. Es ist die einzige Karte, die wir im Sten Sture finden. Was Sinn macht. Denn bestellt und gezahlt wird direkt an der Theke. Während die Getränke und der Kuchen sofort mitgenommen werden, bringen die netten Bedienungen die warmen Speisen an den Tisch.
Den richtig großen Hunger kann man hier zwar kaum stillen - es sei denn, man bestellt gleich mehrere Gerichte -, aber das wollen wir auch gar nicht. Da genießen wir doch lieber eine große Tasse Caffé Latte, schauen uns ein wenig in den hinteren Räumen um und erholen uns von Kälte und Spaziergang. Lasagne und Quiche gab es dann bei unserem zweiten Besuch im Sten Sture.
Für uns ist das Café ein echter Tipp in der Altstadt von Stockholm. Sicher auch wegen des Namens, war es doch Sten Sture (der Jüngere), der sich 1520 mit seinem Heer den Dänen entgegenstellte, um es seinem Namensvetter gleich zu tun und die Eindringlinge zurückzuschlagen. Bis dann der erste Kanonenschuss fiel, ihn traf und seine Knie brach. Gut zwei Wochen später starb Sten Sture an seinen Verletzungen und war der Weg frei für die Dänen.