Am frühen Nachmittag erreichen wir das Orion Hotel Mont Aux Sources, unsere Lodge nahe der Drakensberge. Der Wachmann beim Eingangstor lässt uns passieren. Ohne ihn hätten wir gedacht, das Hotel sei geschlossen, so verwaist wie hier alles aussieht.
Die Gäste werden in den Bergen zum Wandern sein. Und auf Personal treffen wir erst bei der Rezeption. Leider sind sie etwas träge und dauert es eine Weile, bis wir eingecheckt sind. Dann aber können wir unser Gepäck holen und selbst zum Zimmer schleppen.
Das Zimmer ist riesig und mit einer Klimaanlage ausgestattet, die sich zum Heizen eignet. Das ist auch dringend nötig. Im südafrikanischen Winter ist es empfindlich kühl in dieser Gegend, zumal der Himmel bei unserer Ankunft leicht bedeckt ist und nur hin und wieder Sonne durchkommt. Vom Balkon aus bietet sich uns eine herrliche Aussicht auf den Rand des Amphitheater der Drakensberge, also der Drachenberge oder auch Schwiegermutterberge, wie Lars sie liebevoll nennt.
Dazu blicken wir in den afrikanisch-winterlichen, dafür gepflegten Garten des Resorts. Plötzlich entdecke ich im Garten noch etwas anderes, was mir einen Schauer über den Rücken jagt. Da läuft doch tatsächlich ein Hagedasch-Pärchen an unserem Balkon vorbei. Schon vernehme ich ein grummeliges »Die blöden Viecher verfolgen uns doch!« Ja, es ist der dritte Ort in Folge, an denen wir diesen Ibissen begegnen. Und eigentlich spazieren diese beiden nur vergnügt über die Wiese und picken mit ihrem krummen Schnabel nach Würmern.
Doch Lars überlegt sich schon, wie er die Vögel einfangen kann. Es gehen ihm einige leckere Rezepte durch den Kopf. Ob mein Mann Hunger leidet? Oder fehlt ihm sein gesegneter Schlaf? Ein Hagedasch-Grill würde laut ihm beide Probleme auf einmal lösen. Doch genauso wenig wie wir damals in Kuba das Schwein geklaut haben, drehen wir diesen Vögeln den Hals um. Wir warten anständig auf das Abendessen im Orion Mont Aux Sources.
So spazieren wir eine Runde über das weitläufige Grundstück, bevor es dunkel wird. Langsam treffen nun auch die anderen Gäste beim Hotel ein. Genau genommen sind es eine Vierergruppe Italiener und zwei deutsche Paare. Ja, um diese Jahreszeit ist es wahrlich wenig los in den Drachenbergen. Das Personal freut sich aber auch über die wenigen Gästen und verteilt in der gemütlichen Lobby Sherry. Wir sitzen eine Weile vor dem prasselnden Kaminfeuer. Dann gibt es auch schon Abendessen.
Wegen der sehr übersichtlichen Gästezahl werden drei Menüs zur Auswahl angeboten. Der Koch findet genügend Zeit, um bei jedem Tisch vorbeizuschauen und mit seinen Gästen ein Schwätzchen zu halten. Mit leckerem Gerichten und gutem Rotwein verbringen wir zwei schöne Abende hier. Am zweiten Abend greift dann auch Lars beim Essen endlich wieder ordentlich zu und kommen wir außerdem mit einem netten südafrikanisches Paar ins Gespräch.
Die beiden übernachten im staatlichen Thendele Camp. Leider haben sie bei der Buchung übersehen, dass es sich dort um ein Selfcatering-Camp ohne Restaurant handelt. Und das Sortiment im Laden sei eher bescheiden. Als weit und breit einziges Restaurant bleibt ihnen somit nur das Mont Aux Sources. Uns wäre es wahrscheinlich sehr ähnlich ergangen. Wie bei der Ndiza Lodge in St. Lucia können wir uns für unsere Wahl des Hotels glücklich schätzen. Denn auch mit dem Orion Hotel Mont Aux Sources haben wir einen Volltreffer gelandet.