Die gemütliche Eingewöhnungszeit und die Verwöhntage im Bushveld gehen zu Ende. Wir packen, räumen auf und bringen das Haus wieder auf Vordermann. Dazu zählt auch, die Sessel und die Couch mit Tüchern zuzudecken, um sie vor Staub zu schützen. Sowie eigentlich schon alles zur Abreise fertig ist, steht eine weitere Siesta an.
Becher, die gerade erst gespült wurden, werden erneut mit Kaffee gefüllt, Snacks auf Tellern gereicht. So geht die Arbeit nicht aus. Erst zur Mittagszeit brechen wir nach Pretoria auf. Hier hat uns Bernard zwei Tage bei seiner Schwester Annemarie organisiert.
Dafür aber müssen wir sie erst einmal erreichen. Denn irgendwie gibt der Motor nach einer halben Stunde Fahrt zunehmend komische Geräusche von sich. Immerhin hat der alte Isuzu bereits über 320 Tausend Kilometer auf dem Tacho stehen. Da darf so ein Gefährt auch mal in die Knie gehen. Aber warum gerade jetzt? Auf der Autobahn kommen wir noch ganz gut voran. Doch kaum stecken wir im Stadtverkehr von Pretoria, beginnen die Probleme beim Anfahren.
Die Kupplung ist hinüber. Bernard versucht, jedes Anfahren aus dem Stand zu vermeiden und rollt langsam durch die Gegend. Für die anderen Verkehrsteilnehmer mutiert er zu einem lästigen Hindernis, das sie irgendwie umkurven müssen.
Doch seine Strategie führt zum Erfolg: Erst in der Auffahrt von Annemaries Wohnanlage macht das Auto endgültig schlapp. Annemarie öffnet das Tor und wir schieben den Wagen die letzten paar Meter, bis er hinter sicheren Mauern steht.
Annemarie wohnt in einer für Pretoria typischen Reihenhausanlage. Umgeben ist das Ganze von einer hohen Mauer und Elektrodraht. Inbegriffen sind ein 24-Stunden-Security-Service und ein Privatgärtner, die für Schutz und gepflegte Gärten sorgen.
Durch die Lage im Stadtgebiet erhöhen sich auch in Südafrika die Grundstückspreise. Als Folge wird hier platzsparend, klein und gedrungen gebaut. Trotzdem wirkt die Anlage mit ihren Blumenrabatten, Bäumen und Klinkermauern sehr wohnlich.
Eigentlich sollten wir uns hier von Bernards Familie erst einmal verabschieden. Doch das kaputte Auto ändert unsere Planung. Alle finden Platz in dem kleinen Häuschen, wo Annemarie bald ein gemeinsames Abendessen auftischt, während sich ein paar Lehrerkollegen von Bernard auf den Weg nach Pretoria machen. Von Carletonville sind es ungefähr 130 Kilometer.
Wir haben also Zeit und freunden uns schon einmal mit Annemarie an. Die pensionierte Militärärztin ist eine ganz besondere Frau, die interessante Geschichten über sich und ihr Leben zu erzählen weiß. Und plappern tut sie in einer Geschwindigkeit, da staunt sogar mein norddeutscher Ehemann. Mehrere Katzen flitzen durchs Haus. Prima, das ist ja fast wie zu Hause.