Nach einer Teepause beim Smuts House setzen wir unsere Geschichtstour beim Voortrekker Monument fort. Es liegt auffallend auf einem Hügel südlich von Pretoria und erinnert an die Entscheidungsschlacht am Blood River. Umgeben von einem Kreis von steinernen Ochsengespannen wirkt das Monument wie eine gewaltige Trutzburg, gespickt mit Elementen afrikanischer Symbolik.
Eindrücke vom Voortrekker Monument bei Pretoria. Besuch der Gedenkhalle mit den Reliefs zum Großen Treck. Ausblick von der Dachterrasse an den Stadtrand von Pretoria.
In der Heldenhalle stellen 27 Marmorreliefs die Geschichte des Trecks dar. Auslöser des »Großen Trecks« waren die gewaltsame Besetzung der Kapkolonie durch das Britische Empire und die im Anschluss daran als unerträglich empfundenen Lebensbedingungen der Buren. Durch den Mangel an Grund, Kapital und Arbeit sahen sie keine Zukunft mehr an der Ostgrenze. Aber auch die Aufhebung der Sklaverei trieb einen Keil zwischen der britischen Verwaltung und den Buren.
Die Buren sahen sich in ihrem streng calvinistischen Verständnis als die geborenen Herren an. Wie konnten ihre schwarzen Diener da plötzlich gleichgestellt sein? Auf der Suche nach Freiheit, Selbstbestimmung und einer eigenen Regierung unternahmen sie zwischen 1835 und 1854 mehrere Siedlungszüge ins Inland von Südafrika. Dem Ruf vom großen Treck dieser Voortrekker folgten schließlich tausende Männer mit ihren Familien.
Der euphorischen Aufbruchstimmung folgte bald die Ernüchterung. Denn bei ihrer Reise ins Inland stießen die Treck-Gruppen immer wieder auf verschiedene einheimische Kulturen. Soweit es ihnen möglich war, trieben sie Handel mit den einzelnen Stämmen. Auch wurden Vereinbarungen zur Zusammenarbeit geschlossen. An anderen Orten jedoch kollidierten sie mit den, von den Zulus ausgelösten Massenfluchten anderer afrikanischer Stämme. Im Kampf um das neue Land wurden die meisten Teilnehmer der ersten Trecks durch Einheimische getötet.
Wer von Gewalt verschont blieb, fiel dem Fieber oder anderen Krankheiten zum Opfer. Bei Verhandlungen mit den Zulu über Landerwerb wurde schließlich eine Siedlergruppe im Februar 1838 auf Befehl König Dinganes ermordet. Am 16. Dezember 1838 folgte unter Andries Pretorius der Vergeltungsschlag gegen Dingane. In der »Schlacht am Blood River« wurden über 10.000 Zulu vernichtend geschlagen. Damit war der Weg frei für die erste Burenrepublik in Natal.
Die Kuppel des Doms weist eine Öffnung von etwa zehn Zentimetern auf. Diese ist so angebracht, dass am 16. Dezember, genau zur Mittagszeit, Sonnenstrahlen auf den Ehrenschrein des Treckanführers Piet Retief scheint. Auf der Tafel am Schrein steht zu lesen: »Wir für Dich, Südafrika«. Wer möchte, kann mit dem Lift hoch zur Kuppel fahren. Oben eröffnet uns der Gang um die Kuppel einen weiten Blick ins Gauteng.
Im Norden blicken wir auf die Hochhäuser Pretorias. Wie wir starten viele Südafrika-Reisende ihre Tour in Pretoria, womit das Voortrekker Monument zu den ersten Sehenswürdigkeiten der Rundreise zählt. So treffen wir hier oben eine kleine Gruppe Deutscher, die sich allerdings kaum Gedanken um die Buren macht. Ihre Sorge gilt viel mehr der chaotischen Fahrkultur auf den Straßen Südafrikas.
Auch wir sind ab dem Nachmittag (fast) auf uns alleine gestellt. Dazu fährt uns Annemarie zum Lanseria International Airport, wo wir unseren Mietwagen bekommen. Wir haben uns für diesen Flughafen entschieden, weil er einiges kleiner ist als der O. R. Tambo und es drum herum nur wenige Straßen gibt. Etwas wehmütig nehmen wir Abschied von Annemarie, die uns eine zugleich schöne wie auch interessante Zeit bei Pretoria beschert hat. Und da wir zuerst bei der Mietwagen-Rückgabe stehen, wird Lars von einer netten Angestellten mit dem Auto zum richtigen Schalter gefahren. Wie weit dieser entfernt ist? Zu Fuß keine fünf Minuten. Aber so sind wir nach einer halben Stunde typischen Mietwagen-Gedöns unterwegs auf den Straßen nach Carletonville, zu Bernards Familie.