Puh, was für eine Nacht! Vor unseren Ausflügen im Mlilwane Wildlife Sanctuary hat es unheimlich abgekühlt. Leider offenbarte unsere Hütte so manch eine Spalte in den Wänden. Und da pfeift nachts ein fieser Wind durch. Um nicht in Afrika zu erfrieren, habe ich irgendwann eine Mütze über den Kopf gezogen. Auch nutzt es wenig, dass in aller Herrgottsfrühe frisches Holz auf das ewige Feuer geworfen wird.
Es hat nur die Affen geweckt, welche putzmunter Äste auf unser Badezimmerdach poltern lassen. Dem nicht genug, kommen die Hagedasch Ibisse von ihrem Nachtlager zum See zurück. Ihr durchdringender Ruf gibt uns nun den Rest. »Die Viecher sind doch ein Irrtum der Evolution«, mault Lars.
Ist ja gut, wir stehen auf! Bis es Frühstück gibt, sitzen wir noch eine Weile vor unserer Hütte und beobachten das nächste Schauspiel. Die Affen sind auf der Jagd. Geschickt schleichen sie in den Küchen- oder Restaurantbereich. Wir hören eine Frau lauthals Schimpfen,
als auch schon ein Affe mit einer Tüte Toastbrot aus der Küche rennt und auf den nächsten Baum flitzt. Die Beute hat er sich redlich verdient. Allerdings muss er sich nun vor den neidischen Blicken seiner Kollegen in Acht nehmen. Denn auch sie lauern auf den Inhalt der Tüte.
Nach dem Frühstück mieten wir uns Fahrräder und wollen die Umgebung erkunden. Leider ist das Wetter recht trüb. Wird es zum Regnen kommen? Eigentlich sollte es um diese Jahreszeit trocken in Swasiland sein. Zumindest ist es kalt.
Die Warzenschweine stehen beim Feuer und drehen sich alle paar Sekunden im Kreis, um abwechselnd beide Seiten zu wärmen. Das ist sicher der Traum aller kubanischeren Köche: das sich selbst drehende (Span-) Ferkel. Oder, wie Lars es formuliert: »Self-Braaiing Schweine, welche geile Erfindung!«
Beim Hippopool haben wir diesmal Glück. Neben mehreren riesigen Krokodilen kommen nun die Flusspferde aus dem Wasser gestapft und suchen sich ein trockenes Plätzchen auf der Sandinsel im See. Neben dem Aussichtspunkt hockt ein Parkwächter.
Seine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass nicht allzu viele Touristen gefressen werden. Swasiland-Krokodile haben einen sehr empfindlichen Magen. Manch einen Tourist wird der Wildhüter wohl auch von einem Bad im See abhalten.
Wir indes fahren die steilen und bei Nässe gesperrten Berghänge hoch bis zum Poacher's View Point. Zu unserem Bedauern gibt es hier oben keinerlei Tiere zu beobachten und auch die Aussicht ist durch den bedeckten Himmel eher bescheiden.
So lassen wir uns bald wieder in die Ebene nach unten rollen und radeln an Zebras vorbei, um den Wald herum und wieder zurück zum Camp. Das soll als sportliche Betätigung reichen. Zeit für eine gemütliche Kaffeepause im Restaurant.
Eindrücke unserer Ausflüge beim Mlilwane Wildlife Sanctuary im Swasiland. Aufnahmen von sich am Freundschaftsfeuer wärmenden Warzenschweinen.
Wir sitzen auf der Terrasse vom Camp-Restaurant und trinken Cappuccino. Nebenher beobachten wir einen Schlangenhalsvogel, wie er auf Fischfang im See geht und sich danach sein Gefieder auf einer Sandbank wieder trocknet. Gleich dahinter liegt ein riesiges Krokodil. Wie wir es schon mehrmals beobachtet haben, fällt auch dieses kaum auf.
Beiläufig kommen wir mit Angus McCloud ins Gespräch. Er stammt zwar aus Schottland, lebt aber seit zig Jahren in Swasiland und fühlt sich hier sichtlich wohl. Ins Mlilwane Wildlife Sanctuary kommt er im Schnitt alle zwei Monate, um Ruhe zu suchen. Er mag nicht so viele Leute, bemerkt er, fügt dann aber an: »Andererseits teile ich mich anderen (Europäern) aber auch gerne mit.«
Neben der Ruhe liebt Angus auch die Tiere im Wildlife Sanctuary. Er fährt nach dem Essen eine Runde durch das große Gebiet. Ob wir ihn heute begleiten wollen? Na klar, denn Angus gibt auch einen sympathischen Guide ab, der uns einiges zu erzählen weiß.
Die Swasis seien ein Einzelvolk und daher sehr friedlich, weshalb Swasiland zu den sichersten Ländern Afrikas zähle. Der König Mswati III. sei darauf bedacht, seltene Tiere zu schützen und zu züchten. Dadurch habe er auch großen Einfluss auf solche Anlagen wie das Mlilwane Wildlife Sanctuary.
Was der König außerdem zu schützen versucht, sind alte Traditionen wie die Polygamie. Doch während sein Vater Sobhuza II. noch mit 70 Frauen verheiratet war und etwa 210 Kinder zeugte, heiratete Mawati 2017 gerade mal seine 14. Ehefrau. Denn Frauen sind heutzutage teuer. Hatten sich Sobhuzas Frauen noch mit traditioneller Kleidung zufrieden gegeben, bestehen Mawatis Gattinnen auf teure Einkaufsreisen ins Ausland und hochpreisige deutsche Automarken. Große Paläste und der aufwendige Lebensstil des Königs stiften nunmehr Unmut im Land.
Swasiland ist eines der weltweit ärmsten Länder, hat dafür aber die höchste AIDS-Rate und, damit verbunden, die niedrigste Lebenserwartung. Doch was macht der König? Er führt sein Land in den Staatsbankrott. Da kann ein Volk noch so friedlich sein. Es kommt immer wieder zu Massenprotesten, welche von der Polizei niedergeschlagen werden. Schließlich führt der König die letzte absolutistische Monarchie Afrikas. Um diese zu bewahren, sind Parteien und sonstige politische Betätigungen bis dato schlichtweg verboten.
Aber wir sind ja hier, um Tiere zu sehen. Und Antilopen leben im Mlilwane Wildlife Sanctuary jede Menge. Die seltenen unter ihnen werden gezüchtet und sollen später ausgewildert werden. Warum einige fast handzahm sind? Es gibt hier keine Wildkatzen, vor denen sich die Tiere hüten müssen.
Und im Menschen sehen sie keine Gefahr. Zurückhaltender sind jedoch die Roan-Antilopen oder auch Pferdeantilopen. Sie zählen zu den bedrohten Arten Afrikas und sind der Stolz im Zucht- und Vermehrungsprogramm des Parks.
Nahe der Pferdeantilopen schreiten einige Paradieskraniche durch das trockene Gras. Einige von ihnen waren verletzt. Sie wurden hier aufgepäppelt und dann wieder in die Freiheit entlassen. Die Kraniche denken aber gar nicht daran, das Weite zu suchen, sondern haben sich für ein Leben in der sicheren Umgebung entschieden. Wir passieren einige Gatter und fahren hoch auf den Mlilwane Hill.
Unterwegs erblicken wir mehrere hübsche Steinböckchen im verdorrten Gras und einige Kuhantilopen. Der Weg wird holpriger und führt schließlich in den Wald. Hier befindet sich die idyllische Reilly's Rock Hilltop Lodge. Angus ist dort ein alter Bekannter und ermöglicht uns einen Rundgang durch die Gebäude. Nach der Nacht in unserer zugigen Hütte sehen wir wehmütig in die elegant eingerichteten Zimmer. Auch der Garten ist richtig romantisch.
Gerne hätten wir mehr Zeit in der Hilltop Lodge verbracht. Jetzt noch umzubuchen scheint aber utopisch. So fahren wir also wieder hinab in die Ebene, wo wir einen weiteren Halt bei der Hippo-Insel einlegen. Hier schlummern Nilpferde und Krokodile friedlich nebeneinander. Doch der Friede trügt.
Junge Hippos können durchaus auf die Speisekarte der Krokodile rutschen. Deshalb schlafen sie zum Schutz zwischen ihren großen Mamas. Die Sonne scheint und die Tiere stehen gemächlich auf. Bald ist wieder Badezeit. Wir fahren langsam zum Resort zurück und danken Angus McCloud für diesen wunderbaren und überraschenden Nachmittag, den wir mit ihm erleben durften.
Privater Game Drive im Mlilwane Wildlife Sanctuary im Swasiland. Aufnahmen von Roan Antilopen, Kranichen und Steinböckchen. Besuch der Reilly's Rock Hilltop Lodge.