Die nächsten drei Nächte werden wir im Mlilwane Wildlife Sanctuary verbringen. Während die Hauptstraßen in Swasiland perfekt ausgebaut sind, holpern wir auf den letzten Kilometern über rotsandige Pisten zum Eingang des Reservats. Zum Teil sind die Straßen abseits der Autobahn so schlecht, dass wir zunächst umkehren und nach einer möglichen Alternativroute suchen.
Beim zweiten Anlauf finden wir eine etwas weniger schlechte Piste zum Mlilwane Wildlife Sanctuary. Dort halten wir vor einer Schranke und müssen wir uns vor der Einfahrt registrieren. Dieses Prozedere kennen wir schon von Pilanesberg und dem Krüger Nationalpark. Da wir bei unserer Ankunft die einzigen Gäste sind, ist der Schriftkram jedoch bald erledigt.
Sowie wir die Schranke passiert haben, erwarten uns die ersten Warzenschweine. Ebenfalls noch im Bereich der Einfahrt sehen wir mehrere Antilopen. Welch ein Auftakt! Wir folgen den Wegweisern durch einen Wald und über einen Damm am Hippo-See vorbei.
Unser Wagen holpert teilweise gewaltig über die Piste. Bis wir das Camp erreichen, haben wir dafür schon einige Tiere entdeckt und sind ganz begeistert. Sogar auf dem Platz sowie auch Parkplatz vor dem Rezeptionsgebäude tummeln sich mehrere Njalas und Impalas.
Wir checken schnell ein und beziehen sogleich unsere Hütte. Leider waren wir beim Buchen etwas spät dran. So bleibt uns für die ersten beiden Nächte nur eine der Holzhütten. Diese sind auf den ersten Blick auch ganz nett.
Sie haben ein bequemes Bett, Kühlschrank und Wasserkocher und ein funktionsfähiges Bad mit Heißwassertherme und Blechdach. Ganz ehrlich: dagegen war unsere Lodge am Sabie River die reinste Luxusunterkunft. Aber wir können es auch hier aushalten.
Unser erster Spaziergang führt uns an den Hippo-Pool. Zu meiner Freude leben wirklich Flusspferde in dem künstlichen See. Wir können sie in der Ferne grunzen hören. Vielleicht zeigen sie sich ja morgen? Mit gespannter Vorfreude spazieren wir über den Hippo-Trail zurück durch den Wald bis zum Camp.
Es wird nämlich langsam dunkel. Im Laden besorgen wir uns noch eine Kleinigkeit zum Knabbern und eine Flasche Wein und machen es uns vor unserer Hütte gemütlich. Nach der Schlemmerei am Sabie-Fluss können wir heute auf ein Abendessen gut verzichten.
Während wir ruhig im Dunkeln sitzen, läuft ein Warzenschwein nach dem anderen an uns vorbei. Ihr Ziel ist das »50-Jahr-Feuer« oder auch Freundschaftsfeuer ganz in der Nähe unserer Hütte. Seit den 1960er Jahren brennt hier ein dauerhaftes Feuer,
welches rund um die Uhr mit exotischen Hölzern aus dem Umkreis gespeist wird. Irgendwann haben Warzenschwein, Zebras und Njalas das Feuer als angenehme Wärmequelle entdeckt. Seither teilen sie sich mit den Touristen den Platz drum herum.
Erst den letzten Tag und die Nacht in Swasiland verbringen wir dann doch in einem Beehive, also einer der Bienenstockhütten. Alle paar Jahre müssen diese erneuert werden, was unser Pech war. Es gibt zwar mehrere Parzellen mit je einem Kreis von Beehives beim Mlilwane Wildlife Sanctuary.
Da einer dieser Hüttenkreise wenige Wochen vor unserer Reise abgerissen und neu aufgebaut wurde, waren die Beehives während unseres Aufenthalts jedoch stark begrenzt. Erst an unserem letzten Tag wird die neue Parzelle wieder eröffnet. So gehören wir zu den ersten Gästen, die in diesem Beehive übernachten.
Der Eingang zur Bienenkorbhütte ist traditionell niedrig gehalten. In früheren Zeiten diente dies zum Schutz vor Angreifern, die gebückt in die Hütte eintreten mussten. Einem unerwünschten Eindringling konnte man so besser eins überziehen. Der Innenraum ist hingegen sehr geräumig und bietet Platz für zwei große Betten.
Eine weitere Türe führt zum gemauerten und zum Glück schon voll funktionstüchtigen Badezimmer. Auch wenn der Beehive hauptsächlich aus Gras besteht, ist es ruhig und warm im Innern. Und ganz wichtig für uns: es zieht kein Wind hindurch!
So kann sich Lars erst einmal hinlegen und von seiner Swasiland-Wasserdiät erholen. Ich indes lass ihm seine Ruhe und spaziere mit der Kamera durch die Gegend. Hier ist es kinderleicht, Vlakvarks, also Warzenschweine zu fotografieren.
Da wir Wochenende haben, kommen auch einige Südafrikaner hierher. Sie nutzen die Picknickstellen, wo sie schon einmal ihr Braai vorbereiten. Zu meiner Verwunderung lockt dies mehrere Njalas an, die mit Freuden am Eis einer Frau schlotzen.
Gräser und Webervögel beim Nestbau
Währenddessen beginnen die Webervögel am Krokodilfluss mit dem Nestbau. Es ist schon beeindruckend, wie sie es schaffen, mit ihren Schnäbeln Knoten zu binden. So vergeht mein letzter Nachmittag im Mlilwane Wildlife Sanctuary. Als ich zum Beehive zurückkomme, fühlt sich Lars wieder etwas fitter. So verbringen wir den letzten Abend in trauter Zweisamkeit vor unserer Grashütte. Fern vom Restaurant und dem Ewigen Feuer ist es hier deutlich ruhiger und idyllischer.
Auch schauen mehrmals Impalas vorbei. Schließlich bricht eine herrlich stille Nacht über uns herein und können wir seelenruhig schlafen. Bis, ja bis das erste Licht einen neuen Tag ankündigt und auch hier die Hagedasch Ibisse mit ihrem aufdringlichen Gerufe über uns hinwegfliegen. Nur alles viel, viel leiser. So bekommen wir in dieser schönen Behausung auch in Swasiland zumindest einen erholsamen Schlaf.
Leider fordern der erst kühle Wind bei der Sabie River Bush Lodge und nun die zugige Holzhütte bei Mlilwane ihren Tribut. Mein armer Mann kränkelt. Zudem war er so leichtsinnig, hier Wasser aus dem Hahn zu trinken. Immerhin hätte Bernard gesagt, in Südafrika kann das Leitungswasser überall getrunken werden. Und ich hatte, in allerdings anderem Zusammenhang, gesagt, dass Swasiland praktisch auch nicht groß anders als Südafrika sei.
Erste Zweifel an der Trinkqualität des Wassers hatte ich jedoch schon im Shona Langa Resort, wo das Wasser nach Vlakvark-Pipi roch. Nun aber sind wir in Swasiland, einem der ärmsten Länder der Welt. Muss er ausgerechnet hier das Leitungswasser probieren? Ich hatte doch genügend Trinkwasser in der Hütte. Und zur Not hätte es auch der Wein getan!
Eigentlich hatten wir für unseren zweiten Swasi-Abend einen Sundown-Drive gebucht. Doch der fällt mangels Sonne aus. So packen wir den kranken Lars dick in Klamotten ein und genießen den Abend nochmals mit Njalas und Warzenschweinen um uns herum.
Nahe dem Ewigen Feuer wird derweil ein Stuhlkreis gerichtet. Heute ist Folkloreabend im Mlilwane Wildlife Sanctuary. Dafür haben wir bei unseren Holzhütten den besten Platz nahe am Geschehen.
Kaum ist es dunkel, nähert sich eine Gruppe an Männern und Frauen in traditioneller Kleidung. Mit Trommeln, Pfeifen und Gesang führen sie kraftvolle und ausdrucksstarke Tänze vor, die für ihre Kultur stehen. Die meisten bringen Swasiland und Tanzen nur mit dem Umhlanga-Tanz, dem traditionellen Schilfrohrtanz, in Verbindung. Zu diesem Ereignis tanzen bis zu 40.000 Mädchen barbusig vor dem König (Lars: »Oh; wie schön.«).
Manche von ihnen erhoffen sich, als neueste Ehefrau auserkoren zu werden. Für diese Mädchen wäre es der Schlüssel raus aus der Armut und rein in ein Leben voller Luxus. Die Mlilwane-Tänzer hingegen können dafür auf ein regelmäßiges Einkommen vertrauen und haben sichtlich Spaß bei ihrer Vorführung. Und ganz nebenbei bieten sie uns einen schönen Abschluss für den Tag.
Aufnahmen vom Folklore-Abend im Mlilwane Wildlife Sanctuary im Swasiland mit mehreren traditionellen Tänzen sowie Chorgesang