Vredefort Dome | Meteoriteneinschlag in Südafrika

Auf den Spuren eines Meteoriten

im Krater des Vredefort Dome im Krater des Vredefort Dome

Zurück bei unserer Gastfamilie bleibt uns noch etwas Zeit, den völlig verdreckten Leihwagen zu säubern. Haushaltshilfe Miriam drückt uns dafür einen Eimer Wasser und einen »Jammerlapp«, also Putzlappen, in die Hand. Dann stürzen wir uns auch schon in den hoffnungslosen Kampf gegen Südafrikas Staub. Für den Mittag hat Bernard eine exklusive Runde durch den Vredefort Dome geplant.

Vredefort Dome | der Tiefe Einschlag im Nordosten von Südafrika

Auf den Spuren des Meteoriten-Einschlags, dem Deep Impact im Vredefort Dome in Südafrika. Eindrücke von Tierfontein mit Besuch einer sehr einfachen, entlegenen Unterkunft in den Bergen.

Anreise über Westonaria nach Parys

Da wir fahren, wollen wir unseren Mitfahrern zumindest ein sauberes Interieur bieten. Miriam richtet uns außerdem noch einen Picknickkorb, eh wir aufbrechen, um Bernard bei seiner Arbeit in Westonaria abzuholen. Richtig los geht es aber erst, nachdem er uns stolz seinen Arbeitskollegen vorgestellt hat. Einer davon, Ernie, wird uns auf der Tour begleiten. Wir kennen ihn bereits von unserm Pannentag in Pretoria.

Zu Beginn der Tour kann ich mich erst einmal zurücklehnen. Unser Startpunkt in Parys, nahe Vredefort, liegt gut eine Stunde von Westonaria entfernt. Vielleicht hätte ich Lars auf die längere Fahrt vorbereiten sollen? Der schaut etwas entgeistert ob der Entfernung. Für Südafrikaner ist das jedoch gleich um die Ecke. So erreichen wir nach knapp 90 Kilometer Fahrt einen augenscheinlich absolut unspektakulären Punkt. Wir stehen inmitten einer leeren Landschaft. Um uns herum sind nur Ebene und Felder. In der Ferne zeigt Bernard auf einen Hügel und beginnt seinen Vortrag.

Fahrt über den Vaal River

»Vor gut zwei Milliarden Jahren ist genau hier ein Meteorit in die Erde eingeschlagen. Dabei ist ein 70 Kilometer tiefes Loch entstanden, das sich aber sogleich wieder gefüllt hat. Innerhalb weniger Sekunden ist ein Krater entstanden, der bis nach Johannesburg reicht.

Der Kraterrand ist nur noch auf der Westseite erhalten. Die andere Seite haben Wind und Wetter abgetragen.« Anders als beim Hoba-Meteoriten in Namibia liegt hier kein Stein aus dem Weltall als Beweis herum. Trotzdem will uns Bernard den prähistorischen Einschlag beweisen.

Als ersten Beweis nennt er den bereits besagten Hügel. Beim Aufprall des Meteoriten wurde Gestein aus dem Erdinnern an die Oberfläche geschleudert. Aus genau diesem soll der Steinhaufen in der Ferne bestehen. Auch soll es dort seltene Zeichnungen von Buschmännern geben.

Doch leider befindet sich das riesige Grundstück drum herum im Privatbesitz eines Farmers. Um zu dem Gestein zu gelangen, müssten wir diesen kennen. So trennt uns ein fieser Stacheldrahtzaun vom Beweis. Schade eigentlich. Bernards Beweisführung muss sich bessern.

Tierfontein

Das einsam am Kraterrand gelegene Bo-Plaas & Bundu Camp

Gut, wir verlassen die Teerstraße und rasen fortan über staubige Pisten zu Bernards zweitem Beweis. Wozu haben wir eigentlich das Auto gewaschen? Nach gut acht Kilometern legen wir bei einer Weggabelung einen Zwischenhalt ein. Auch dieser Platz wirkt unscheinbar, gilt jedoch als historisch. In dieser Gegend ließen sich die Buren nieder, als sie vor den Engländern flüchteten und Schutz in den Kraterbergen suchten. Unweit davon befindet sich ein gewaltiger Felsen.

Deutlich zeichnen sich die einzelnen Gesteinsschichten ab, welche schräg nach oben gehen. Normalerweise verlaufen solche Schichten waagerecht. Folglich müssen hier gewaltige Kräfte auf die Geologie eingewirkt haben. Genau dieses Ereignis hat Südafrika den Goldreichtum beschert. Denn auch die Goldadern liegen normalerweise waagerecht und sehr tief in der Erde. Durch den Meteoriteneinschlag wurden sie nach oben gedrückt und verlaufen nun schräg ins Erdinnere hinein.

Bei der Sunnyside Farm erreichen wir eine Brücke über den Fluss Vaal. Das Flusstal ist idyllisch grün. Die mitgeführten Sedimente lassen den Fluss unsauber wirken. Gefährlich sind aber die oft unsichtbaren Abwässer der Goldminen, welche leider allzu oft in den südafrikanischen Gewässern landen. Doch uns führt der dritte Beweis an den Fluss. Am Ufer entdecken wir einige Felsbrocken, auf denen sich Muster abzeichnen, die an einen Tannenbaum erinnern. Solche Texturen entstehen durch eine plötzliche, starke Hitzeeinwirkung auf das Gestein.

Boplaas Camp in Südafrika

Um Lars zu entlasten, übernehme ich beim Fluss das Steuer. Komischerweise schnallen sich auf einmal alle Insassen an. Doch auch ich bringe die Leute sicher zum vierten Beweis. Dazu müssen wir uns zuerst bei der Farm von Tierfontein anmelden. Der Farmer ist unterwegs. Aber seine Mutter lässt uns passieren.

Durch eine Kuhweide holpern wir auf einem baufälligen Feldweg in Richtung Kraterrand. Dort erreichen wir das Boplaas & Bundu Camp, wo wir zunächst eine wohlverdiente Kaffeepause genießen. Das Camp ist mit Mehrbetthütten und sanitären Anlagen ausgestattet. Es ist sehr schlicht, aber schön. Bernard hat hier schon mit Schulklassen übernachtet.

Ein paar Meter weiter erreichen wir zu Fuß ein weiteres Bush Camp. Dort bieten zwei Hütten Platz für vier Personen. Es gibt eine offen gehaltene Küche mit Gas betriebenen Kühlschrank und Herd, ein Bad mit Dusche und natürlich einen großen Braai Platz. Was fehlt, ist Elektrizität. Die Hütten sind mit LED-Lampen spärlich beleuchtet.

Den Strom liefert eine kleine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Es ist ein richtig toller und ruhiger Ort, um mal drei oder vier Wochen auszusteigen. Lars macht sich schon Gedanken, dort ein Buch zu schreiben … Leider benötigt sein Laptop dazu aber doch etwas mehr Strom als die PV-Anlage erzeugen kann.

Egal. Heute sind wir wegen des Vredefort Domes hier. Von einer Anhöhe blicken wir über den Kraterrand auf die wunderschöne Berglandschaft des Domes. Auf dem Aussichtsplatz liegt jede Menge Gesteins-Konglomerat herum. Es gleicht dem im nördlichen Alpenvorland und Allgäu vorkommenden Nagelfluh. Auch dieser entsteht durch starke Hitze und Druck. Solches Konglomerat ist im Vredefort Dome an einigen Stellen zu finden. Zufrieden holpern wir wieder zurück zur Farm und nehmen Beweis Nummer fünf in Angriff.

Steinbruch im Raum des Deep Impacts

letzter Beweis für einen Meteoriteneinschlag in Südafrika

Unterhalb des Aussichtspunktes von Tierfontein befinden sich mehrere Höhlen. Auch hier liegen große, an Nagelfluh erinnernde Felsblöcke. Zur Zeit des großen Goldrausches wurde in dieser Gegend nach dem wertvollen Metall geschürft. Mit allerdings nur mäßigem Erfolg. Reich wurden damals nur die Spitzhacken- und Schaufelverkäufer. Wir indes entdecken wenigstens eine Fledermaus in der Höhle. Was für ein Fund!

Es wird allmählich Abend. Doch wir haben noch einen sechsten und letzten Beweis für den Meteoriten-Einschlag als Ziel. Zuerst aber steuern wir einen weiteren Aussichtspunkt über dem Vaal an. Nach dem Abstecher besuchen wir einen alten Steinbruch. Dieser ist privat und, natürlich, von Stacheldraht umgeben. Wir setzen uns darüber hinweg und laufen zur Abbaugrube. Hier wird eigentlich Granit für Küchenplatten abgebaut.

In einem Bereich wurde der Abbau jedoch gestoppt. Hier sehen wir fest eingeschlossenes Konglomerat in der Granitwand. Bernard hat es also geschafft. Mit sechs Beweisen konnte er uns glaubhaft machen, dass hier vor zwei Milliarden Jahren ein gewaltiges Ereignis stattgefunden haben muss. Und wir haben auf einer Runde von 79 Kilometern eine wunderschöne wie auch hochinteressante Wissenstour von ihm geboten bekommen.

Eindrücke vom Vredefort Dom in Südafrika

Nun wird es wirklich Zeit für die Rückfahrt. Wir haben noch einen Termin an einer Schule, wo am Abend ein Musikfest stattfindet. Leider werden wir von unvorhergesehenen Umleitungen schikaniert. Diese leiten uns durch die Townships außerhalb Carletonville. Womit bei solchen wilden Wellblechdörfern keiner rechnet, sind nicht beschilderte Humps auf der Straße. Auch auf zwei der sonst üblichen drei Warnstreifen auf der Straße hat man hier verzichtet. Dank Lars' Vollbremsung und dem folgenden Schlag sind wir plötzlich alle wieder hellwach. Glück gehabt; Auto fährt noch! So können wir flugs Sonja abholen und sofort weiter zur Schule düsen.

Karte zum Deep Impact

Sechs Beweise für den Einschlag eines Meteoriten

  1. Steinhaufen mit Material aus dem Erdinneren
  2. schräg gestellte Gesteinsschichten
  3. Tannenmuster auf Felsbrocken
  4. Kraterrand bei Tierfontein
  5. Höhle mit Konglomerat
  6. Steinbruch mit eingeschlossenem Konglomerat

Anfahrt und Charakter der Runde durch den Vredefort Dome

Die Anfahrt erfolgt ab Johannesburg über die A1 in südlicher Richtung. Beim Rastplatz »R59 Diesel Depot«, abfahren und der R59 bis nach Parys folgen.

Alternative Anfahrt ab Johannesburg über die A12 Richtung Westonaria. Auf Höhe Carletonville bzw. bei Fochville auf die R500 abfahren und dieser nach Süden bis Parys folgen.

Ausgangspunkt Parys (ca. 1380 m)
Koordinaten S 27.4500, E 26.9038
Distanz gut 80 km
Voraussetzungen Die Strecke ist ohne Allrad möglich. Bei Tierfontein ist ein hoher Achsstand von Vorteil, kurze Strecken können hier aber auch zu Fuß zurückgelegt werden.
Festes Schuhwerk ist generell von Vorteil, Sonnenschutz nicht vergessen.
Einkehr Wenige Gasthäuser entlang der Strecke, etwas Proviant und reichlich Wasser sollte mitgenommen werden.
GPS-Daten Rundfahrt-Vredefort-Dome.gpx

Karte Vredefort Dome

Höhenprofil

Bei einem Klick auf die Symbole in der Karte vom Vredefort Dome öffnet sich ein Bild vom jeweiligen Ort. Wo mehrere Punkte nah beieinander liegen, werden diese zu einem Cluster zusammengefasst. Mit einem Klick auf diese roten Cluster wird der jeweilige Ausschnitt der Karte vergrößert, sodass die Symbole voneinander wegrücken und einzeln aufrufbar werden.

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