Im Passeiertal auf dem Schildhöfeweg

Wandern bei Saltaus im Tal der Passer

Unsere zweite Reise nach Südtirol führt uns in das Passeiertal. Hier ist die Heimat des Tiroler Volkshelden Andreas Hofer. Bis heute gilt es als eines der urigsten und landschaftlich vielfältigsten Täler Südtirols. Eingerahmt wird das Passeiertal von den Sarntaler Alpen im Osten und der Texelgruppe im Westen.

Auf dem Talgrund bildet die Passer einen der größten Zuflüsse im Oberlauf der Etsch. In diese mündet sie in Meran, von wo aus sich das Tal weiter nach Norden erstreckt. Vorderpasseier ist geprägt durch eine mediterrane Vegetation mit Weinreben und Obstplantagen.

Das Passeiertal bildete wegen seiner Nord-Süd-Ausrichtung schon im Mittelalter einen bedeutenden Fernhandelsweg. Saumpfade verbanden es damals mit dem Ötztal und mit Sterzing, während St. Leonhard als strategisch wichtigster Handelsort eine frühe wirtschaftliche Blütezeit erlebte. Dort wurden die Waren umgeschlagen, Wagen ausgebessert und die Pferde gewechselt. Anstelle der Pfade führen heute natürlich Straßen über die Bergpässe.

Dabei ist das Ötztal nur in den schneefreien Sommermonaten über das Timmelsjoch anfahrbar ist. Zum Leidwesen der Anwohner hat sich die Straße zwischen Meran und Sterzing zu einer beliebten Panoramaroute entwickelt. Lange Staus stehen somit auf der Tagesordnung. Hie und da sind die engen Dörfer zwar untertunnelt. Bei anderen Orten befinden sich die Tunnel jedoch noch in der Planung. So auch bei Saltaus, unserem Ziel im Passeiertal.

Auf dem Schildhöfeweg im Passeiertal

Start an der Kapelle zur Heiligsten Dreifaltigkeit

Wir erreichen Saltaus zur Mittagszeit. Die Türen zu unserem Hotel sind verschlossen. Doch damit hatten wir gerechnet und uns entsprechend vorbereitet. Wir lassen das Auto einfach auf dem Hotelparkplatz stehen und starten unsere erste Wanderung auf dem Passeier Schildhöfeweg. Bei der Kapelle zur Heiligsten Dreifaltigkeit beginnt die Tour. Eingepfercht zwischen dem Alpenhof und dem Schildhof Saltaus wirkt das Kirchlein etwas verloren. 1693 ließ Valentin Bernhard, der Inhaber des Schildhofs Saltaus, auf eigene Kosten erbauen. Und auch wenn die Kapelle klein ist, so besaß sie im 18. Jahrhundert einen eigenen Seelsorger. Sie ersparte den Saltauern und den Riederbergern die beschwerlichen Kirchgänge in das siebeneinhalb Kilometer entfernte St. Martin.

Privilegien und Pflichten der Schildhöfe

Zur Mittagszeit steht die Kapelle im Schatten des burgähnlichen Schildhofes Saltaus. Dieser ist einer der ältesten Gastbetriebe und zugleich der eindrucksvollste Schildhof im Passeiertal. 1317 erhielt sein damaliger Besitzer, Egno von Saltaus, als Zolleinnehmer die Privilegien eines Schildhöflers. Er war einer von sieben fürstlichen Amtsträgern, denen Graf Heinrich von Tirol besondere Privilegien verliehen hatte.

Die Schildhöfler stiegen durch die Amtswürde in den niederen Adelsstand auf und waren von der Steuer befreit. Im Gegenzug verpflichteten sie sich dazu, innerhalb Tirols mit Waffen und zu Pferd zu dienen. So sicherten sie im Sinne der Grafen auf Schloss Tirol die wichtigste Nord-Süd-Verbindung über den Jaufenpass.

Allein schon am Schildhof Saltaus erkennen wir, dass die privilegierten Höfe nur wenig mit einem einfachen bäuerlichen Anwesen gemein haben. Als wehrhafte Bauten und mit einer gewissen Vornehmlichkeit heben sie sich deutlich von den sonst einfachen Bauernhöfen ab. So verleiht der markante Stufengiebel dem Schildhof Saltaus mehr das Antlitz einer Burg als einem Bauernhof. In der Endphase der Tiroler Freiheitskämpfe von 1809 bezog Andreas Hofer hier für einige Tage sein Hauptquartier. Heute ist in dem geschichtsträchtigen Gebäude das Hotel Salthauserhof untergebracht.

Kaffeepause im Radl Stadl

Nach der langen Fahrt wollen wir erst einmal zur Ruhe kommen und gemütlich Kaffee trinken. Das Dorf Saltaus umfasst ein breites Angebot an Pensionen, Ferienwohnungen und Hotels. Was fehlt, ist ein einfaches Café im Ort. Wir hoffen auf eine Möglichkeit auf dem Campingplatz unterhalb der Hirzer Seilbahn.

Ein Schild am Weg weist jedoch auf das Radl Stadt hin, ein neues Café nah an der Passer. Wir finden Platz auf der Terrasse mit Aussicht in das Tal und gönnen uns erst einmal zwei Saftschorle, zwei Latte macchiato und für jeden einen leckeren Zwetschgenkuchen.

Obstplantagen entlang der Passer

Südtirol ist bekannt für seine Obstplantagen. Laut der Werbung bescheren die vielen Sonnentage den knackigen Früchten eine besonders hohe Qualität. Vom Radl Stadl aus folgen wir dem Weg zwischen Passer und Campingplatz und queren den Fluss erst nach 200 Metern bei der Rad- und Fußgängerbrücke. Rechts der Brücke ist der Zugang zum Flussbett möglich. Links geht es entlang der Passer zu den ersten Obstplantagen. Die niederstämmigen Bäumchen ähneln nur entfernt dem Apfelbaum in unserem Garten. Sie sehen aus wie robuste Sträucher. Das erleichtert das Ernten ungemein. Dazu hängen sie brechend voll mit saftigen, makellosen Früchten. Auch in dieser Disziplin zieht unser Apfelbaum den Kürzeren. Jedoch wird unser Baum jedes Jahr von Meisen bewohnt.

Und auch wenn die Meise nicht jeden Wurm findet, der sich in einem der Äpfel dick und rund frisst, nehmen wir ihr das nicht übel. Wir lassen ihre Nisthilfe im Baum hängen und freuen uns auf ein Wiedersehen. Hier in Südtirol sehen und hören wir keine einzige Meise. Was soll sie hier auch? Sie findet auf den Plantagen kaum Insekten. Das ist dann wohl die Kehrseite der Medaille. Umweltaktivisten prangern den Einsatz einiger verschiedener Pestizide im Obstbau zwar an, werden aber mit Klagen überzogen und per Gericht mundtot gemacht. Profit findet keinen Platz für eine Meise oder sonstige Singvögel. Bis auf das Gezwitscher von einigen Sperlingen direkt bei den Häusern umgibt uns in Südtirols Obstplantagen vor allem eines: Stille.

Wir sind auf dem offiziellen Radweg nach St. Martin, weshalb gegenseitige Rücksichtnahme angesagt ist. Bis zur nächsten Brücke sind es gut anderthalb Kilometer. Dort überqueren wir ein zweites Mal die Passer und folgen sogleich dem Radweg nach rechts.

Knapp 200 Meter weiter steht links ein Heckenstreifen, vor dem ein Pfad hinauf zur Straße führt. Nach links versetzt, befindet sich jenseits der Straße die Zufahrt zum Schildhof Granstein. Bei dem Hof finden wir auch wieder Schilder, die auf den Schildhöfeweg hindeuten.

Beim Schildhof Granstein

Mit rot leuchtenden Geranien an den Balkonen bildet der Schildhof Granstein ein Hofidyll mit zwei schönen Wohnhäusern. Die Lage bietet einen traumhaften Blick in das Passeiertal. Der erstgenannte Besitzer aus dem Jahr 1284 war Friedrich von Weingart. Er diente erst als Zollpächter am Lueg am Brenner. Später war er Zöllner und Richter in Passeier. Den Namen Granstein erhielt der Hof im 16. Jahrhundert durch einen neuen Bewirtschafter.

In seiner Folge wechselten die Adelsfamilien, welche den Hof belehnten. Im Jahr 1800 kam der Schildhof schließlich in den Besitz der Familie Haller. Kurz darauf wurde der Schildhof Granstein zu einem freien bäuerlichen Besitz. Leider zerstörte 1915 ein Brand die alten Hofgebäude. Auf den Wiederaufbau eines hübschen Turmbaus wurde verzichtet. Er ist leider nur durch mündliche Überlieferung bekannt.

Beim Schildhof Granstein wechselt der Wanderweg von der Fahrstraße auf einen Wiesenpfad. Wir folgen weiter dem Schildhöfeweg und befinden uns nun außerdem auf dem Wanderweg 2A nach Saltaus. Der Wald- und Wiesenpfad führt uns immer weiter den Berg hinauf und mündet nach 700 Metern in die nächste Fahrstraße. Dort eröffnet sich uns eine Fernsicht in das nördliche Passeiertal. Wer genau hinschaut, erkennt bei St. Leonhard auch die Jaufenburg.

Sie war zeitweise der Gerichtssitz des Passeiertals. Neben der eigentlichen richterlichen Gewalt waren die Gerichte früher auch mit allgemeinen Verwaltungsaufgaben betraut. Sie erstellten Aufgebote zur Landesverteidigung, führten Instandhaltungsarbeiten durch und trieben die Steuern ein, von welchen sie selbst befreit waren. Im Gegenzug oblag es ihnen, sich um die Armen zu kümmern.

Vom Greinwaldgut zum Schildhof Haupold

Beim Bildstock befinden wir uns über dem Greinwaldgut. Es ist das Geburtshaus von Johannes Evangelist Haller, einer der Persönlichkeiten des Passeiertals, neben Andreas Hofer. Als einfacher Bergbauernbub gelang ihm der einmalige Aufstieg zum Fürsterzbischof von Salzburg. 1895 wurde er mit 70 Jahren Kardinal.

Wir folgen der Fahrstraße in den Wald, bis links ein Pfad hinab nach Saltaus abzweigt. An einem Bären vorbei, kommen wir über dem Schildhof Haupold wieder aus dem Wald heraus. Der Schildhöfler Haupold von Saltaus wurde 1317 vom Landesfürsten für seinen Kriegsdienst von den Steuern befreit. Auch er war Zöllner im Passeiertal.

Sowie wir die Gärten des Schildhofes Haupold passiert haben, folgen wir dem Weg bergab durch die Apfelplantagen bis zurück in das Dorf Saltaus. Wo sich im Ort die Riederbestraße aufteilt, finden wir links auf dem Saltnerweg zurück zur Kapelle zur Heiligsten Dreifaltigkeit.

Wer sich rechts hält, kommt durch die Riederbestraße zum Parkplatz der Hirzer Seilbahn. Wir selbst haben auf der Runde viele schöne Eindrücke vom Passeiertal gewonnen. Nun ist aber auch Zeit, unser Hotel aufzusuchen und einzuchecken.

Hotel Alpenhof in Saltaus

Bei der Suche nach einem Hotel in Saltaus hatten wir uns für den Alpenhof entschieden. Neben der guten Erreichbarkeit war hierfür unsere geplante Hochgebirgstour auf den Hirzer ausschlaggebend. Denn die Seilbahn befindet sich ganz in der Nähe des Hotels, sodass wir das Auto bequem stehen lassen können. Außerdem gibt es im Haus eine Pizzeria, was die Jagd nach dem Abendessen deutlich erleichtern sollte.

Wir werden sehr nett empfangen. Der Hotelwirt ist leicht verwundert, weil wir zu Fuß ankommen. Dass unser Auto schon eine Weile auf seinem Hof steht, ist ihm entgangen. Aber offensichtlich sind auch leicht verschwitzte Wanderer willkommen. Da ein paar Gäste abgesagt haben, können wir zwischen einem Tiroler Zimmer und einem großen, dafür schlichten Zimmer wählen. Das Tiroler Zimmer ist wunderschön und verströmt mit viel Holz und typischen Bergbildern den erwarteten Flair.

Ein Wermutstropfen ist der kleine Balkon, der leider zur Straßenseite hinaus geht. Saltaus gehört zu den verkehrsgeplagten Dörfern, die noch auf ihre Untertunnelung warten. Wir entscheiden uns also für das größere Zimmer. Es hat zwar weniger Ambiente, befindet sich dafür aber auf der ruhigeren Flussseite. So können wir den Abend bei einem Glas Wein in trauter Zweisamkeit auf dem Balkon ausklingen lassen und den Ausblick ins Grüne und über die Passer zum Hirzer genießen.

Wohlgenuss im Hotel Alpenhof

Das Hotel Alpenhof verfügt über einen ansprechend gestalteten Saunabereich. Wir nutzen diesen an zwei Abenden und sind beide Male alleine. Die Saunalandschaft mit Bio-Kräuter-Sauna, einem türkischen Dampfbad und einer Infrarotkabine, wie auch der Ruheraum, sind liebevoll eingerichtet. So fühlen wir uns auf Anhieb wohl und können unbeschwert entspannen. Auch der Indoorpool mit Panoramafenster in den Garten trifft unseren Geschmack. Anstelle von Chlor wird die saubere Badequalität mit Salzwasser gesichert.

Leider fällt die Pizza im Hotel aus, da der Ofen nur an den Wochenenden angefeuert wird. Der Koch kredenzt zwar Snacks, die durchaus schmackhaft aussehen. Doch wir folgen dem Vorschlag des Hotelwirts und kehren in der Pizzeria am Campingplatz von Saltaus ein. Das Essen dort ist richtig gut und auch die Preise sind moderat. Allerdings sollte man etwas mehr Zeit mitbringen. Denn es kann manchmal dauern, bis die Pizza endlich auf dem Tisch steht.

Das Frühstück nehmen wir im Alpenhof ein. Der Platz auf der überdachten Terrasse wirkt kühl. Dafür aber sitzt man selbst im Spätsommer fast noch in der grünen Natur. Das Büfett bietet alles, was das Herz begehrt. Eierspeisen werden auf Bestellung frisch zubereitet. So erleben wir an allen drei Morgen einen schönen Start in den Tag und können den Alpenhof jedem empfehlen, der ein hübsches Hotel mit wenig Rummel sucht.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Die Anfahrt erfolgt über die Jaufenstraße SS44 von Meran durch das Passeier-Tal. Durch Saltaus fährt man so automatisch hindurch. Rechts vom Ortseingang befindet sich die Hirzer Seilbahn Talstation mit einer guten Anzahl an Parkplätzen. Bequem und umweltfreundlich geht es auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln im Passeiertal. Der Bus fährt ab Meran im Viertel- und Halbstundentakt.

AusgangspunktParkplatz oder Bushaltestelle Hirzer Seilbahn (500 m)
KoordinatenN 46.7288, E 11.1998
Gehzeit2 Stunden
Distanz5,7 km
Anstiegeca. 260 HM
höchster Punktzwischen Greinwaldgut und Schildhof Haupold (665 m)
AnforderungenT2, leichte Wanderung mit ein paar Anstiegen
EinkehrEinkehrmöglichkeiten gibt es in Saltaus am Campingplatz oder im Radl Stadl. Unterwegs sonst keine.
GPS-DatenWanderung Schildhöfeweg gpx
KML-DatenWanderung Schildhöfeweg kml

Karte zur Wanderung im Passeiertal

Höhenprofil

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