Die Umlaufkabinenbahn am Rosskopf zählt zu den wenigen Liften in Südtirol, die auch Anfang Oktober geöffnet haben. Anstelle des alternativen langen Anstiegs schweben wir so mit einer der Gondeln mühelos von der Talstation hoch auf den Hausberg von Sterzing. Nach wenigen Minuten erreichen wir die auf 1860 Meter über dem Meer gelegene Bergstation und eröffnen sich uns verschiedene Möglichkeiten zum Wandern.
Sowie wir uns kurz orientiert haben, kehren wir der Bergstation den Rücken und folgen der Beschilderung des Weg Nr. 19 Richtung Monte Cavallo und Steckholz. Wo sich der Wanderweg nach 200 Metern gabelt, halten wir uns rechts. Damit kreuzen wir bald die Trasse vom Skilift Stock und die Piste der Favorite-Abfahrt. Gleich danach kreuzen wir außerdem den Fahrweg zum Sterzinghaus und gelangen zur Kastellacke.
Leider erwischen wir bei unserer Tour herbstliches Nebelwetter. Wie tags zuvor bei unserer Gratwanderung über den Saxner bleibt uns damit die Aussicht verwehrt. So verweilen wir kurz bei dem kleinen See, eh wir links auf den Wanderweg 19A zu den Vallmingalmen wechseln. Damit geht es über mehrere Stufen in den Wald hinein und weiter auf einem steinigen, aber breiten 6-Almen-Weg ins Tal des Vallmingbachs. Da der Nebel nicht bis auf den Waldboden herunterreicht, versöhnt uns das glänzende Herbstlaub für das bislang fehlende Panorama.
Im Abstieg erfahren wir, dass die Bauern lange Zeit die hier häufigen Latschen, also Kiefern, als Unkraut betrachtet haben. Da diese als Pionierarten leicht auf offenen Flächen aufkommen, überwucherten sie gerne die Weiden. Erst, als es eine Methode gab, aus den Latschen Öl zu ziehen, setzte ein Umdenken ein. Dazu wurden die Latschen großflächig abgeholzt, Äste und Nadeln zerhackt und in einem Kessel erhitzt. Sowie sich der ölhaltige Dampf abkühlt, trennen sich Wasser und Öl. Um ein Kilogramm Öl zu gewinnen, wird eine Vierteltonne Nadeln benötigt.
Wo unser Pfad in den Fahrweg mündet, halten wir uns links, überqueren den Vallmingbach und haben einen Steinwurf weiter die Vallmingalmen erreicht. Für eine Einkehr stehen dort die Bergwirtschaften Jörgner Kaser, Walter Kaser und Baron Kaser. Da bei unserer Wanderung nur die mittlere geöffnet hat, fällt die Entscheidung wie von selbst. Angesichts immer noch herbstlicher Tristess ist es nun umso schöner, sich bei einer deftigen Speckknödelsuppe oder einem Gulasch, vor allem aber einer heißen Tasse Milchkaffee aufzuwärmen und die Hüttenatmosphäre zu genießen.
Anschließend folgen wir dem Pfad ab der Baron Kaser in westlicher Richtung an den Vallmingbach. Eine Brücke fehlt in diesem Bereich. Doch im Bachbett liegen mehrere große Steine, die eine trockene Überquerung erlauben. Jenseits des Bachs schwenkt der Wanderweg nach Süden und führt uns erst sachte, dann etwas stärker ansteigend durch den hier reizvollen Bergwald. Im oberen Bereich befinden wir uns plötzlich oberhalb des Nebels und öffnet sich die Sicht über das Tal zum hohen Gschleier. Mit 2212 Meter über dem Meer überragt sein Gipfel den Rosskopf bzw. Monte Cavallo (2189 m) nur unwesentlich. Wo wir den Ostgrat erreichen, bietet sich rechts ein Abstecher auf den höchsten Punkt des Rosskopfs. Da wir hierfür nochmals gut 200 Höhenmeter leisten müssten, nehmen wir jedoch den direkten Weg zum Sterzinghaus und vor dort zurück zur Bergstation.
Die spätere Rückkehr ins Tal könnte kinderleicht sein. Einfach in die nächste Gondel der Seilbahn hocken und gemütlich hinunter zur Talstation schweben. Leider jedoch hat einer in unserer kleinen Gruppe etwas Bammel vor allem, was einfach so in der Luft hängt. Dass die Gondeln nach wenigen Metern im Nebel macht es nicht besser. Kurzum: mein Vater drängt uns dazu, den Wanderweg 19 hinunter ins Tal zu nehmen. Mein Hinweis, dass es bis dort unter ganz schöne Meter bergab geht, verhallt ohne Wirkung. So also folgen wir dem breiten Schotterweg in einem weiten Bogen über die Trasse der Umlaufbahn hindurch in den Wald.
Wo der Weg 19 links auf einen steilen Wurzelpfad abzweigt, laufen wir jedoch geradeaus weiter. Gleich, nachdem wir den Bach Herrntisch gekreuzt haben, treffen wir auf den Weg Nr. 23 treffen. Leider ist dieser 400 Meter weiter wegen Vermurung gesperrt, sodass wir über die Rodelbahn umgeleitet werden. Diese ist technisch sehr einfach zu begehen, beinhaltet aber natürlich ebenso viele Höhenmeter bergab. Nach gut sieben km und rund 850 Höhenmetern ab der Bergstation aber haben wir es geschafft und können wir auf einen zum Schluss hin anstrengenden, aber schönen Ausflug zurückblicken.
Von der Brenner-Autobahn bei Sterzing zum Ortszentrum abfahren. Weiter über die SS44 und SS12 Richtung Lurx bzw. einfach den Schildern zu den Bergbahn Ladurns der Neue Rosskopf GmbH folgen.
Ausgangspunkt | Parkplatz der Bergbahnen Ladurns (980 m) Bergstation Rosskopf (1.840 m) |
Koordinaten | N 46.90460, E 11.42970 (Parkplatz) |
Seilbahn | Betriebszeiten der Seilbahn am Rosskopf |
Gehzeit | 4 bis 4.30 Stunden |
Distanz | 12 km |
An-/Abstiege | ca. 440/1.100 HM |
höchster Punkt | Ostgrat vom Rosskopf (1.980 m) |
Anforderungen | T2, die Runde am Rosskopf nutzt sowohl breite Wirtschaftswege als auch schmale und relativ steile Pfade, die etwas Trittsicherheit erfordern. |
Einkehr | Einkehrmöglichkeiten bestehen bei der Bergstation Rosskopf sowie während der Rundwanderung bei den Vallmingalmen und dem Sterzingerhaus. |
GPS-Daten | Wanderung Rosskopf Sterzing gpx |
KML-Daten | Wanderung Rosskopf Sterzing kml |