Das Schloss Wolfsthurn ist das einzige Barockschloss in Südtirol. Von seiner malerischen Lage auf einem Hügel in Mareit hat schon der Tiroler Historiker Johann N. Tinkhauser im 19. Jahrhundert geschwärmt. Er nannte es das »schönste Schloss von Tirol«. Allein dafür lohnt sich der Ausflug ins Ridnauntal. Eine erste Burganlage oberhalb von Mareit wurde im 13. Jahrhundert erwähnt.
Ein kurz nach 1200 entstandener Wehrturm war ab 1242 in Besitz der Grafen von Tirol. Zusammen mit einem kleinen Herrschaftsgebiet übergaben sie diesen Rudolphus Lupus als Lehen. Nach dem Aussterben des Adelsgeschlechts der »Wölfe« gelangte die Burg 1574 in den Besitz der Familie von Grebmer. Sie nannten sich fortan die »Edlen von Grebmer zu Wolfsthurn«.
Im frühen 18. Jahrhundert wechselte die Burg in den Besitz der Familie von Sternbach. Franz Andreas von Sternbach haben wir es zu verdanken, dass die alte Wehranlage zu einem prunkvollen Barockschloss umgebaut wurde. Obwohl sich das Schloss bis heute im Eigentum der Familie befindet, stehen die prächtigen Adelsräume Besuchern offen. Auch sind weite Teile des Originalinventars erhalten. So vermittelt uns das Schloss einen einzigartigen Einblick in das Leben der Adligen während der Barockzeit.
Bereits auf dem Fußweg von Mareit hoch zum Schloss Wolfsthurn fällt ein vorspringender Gebäudeteil in der Mitte der hell verputzten Ostfassade auf. Der so genannte Mittelrisalit, hier mit einem Dreiecksgiebel, zählt zu den typischen Gestaltungsmerkmalen des Barock (aber auch der Renaissance). Ebenfalls schön anzusehen sind die geschwungenen Dächer. Sie verleihen den drei Stockwerken eine spielerisch leichte Erscheinung. Fotografen finden damit schon bei der Anreise ein dankbares Motiv.
Seit 1996 beherbergt Schoss Wolfsthurn das Südtiroler Landesmuseum für Jagd und Fischerei. So begegnen wir im ersten Stock des Hauptflügels etlichen heimischen Wildtieren, die in Dioramen ausgestellten sind. Neben historischen Jagdgesellschaften sehen wir eine naturgetreue oder idealisierte Jagdszene mit einem majestätischen Steinadler und seiner Beute.
Kernstück des Museums sind allerlei Jagdutensilien wie verzierte Pulverhörner, Jagdbestecke und Jagdtaschen. Bei unserem Rundgang entdecken wir aber auch einige Exponate des häuslichen Gebrauchs. Dazu zählen Schnupftabakdosen, Pfeifen und Trinkgläser sowie akkurat bemalte Spanschachteln. Zuletzt kommen wir zu einer Reihe Dioramen mit Fischen, die in Südtirol heimisch sind.
Als barockes Juwel gilt der zweite Stock von Schloss Wolfsthurn. Die hier eingerichteten Prunkräume sind im Originalzustand erhalten und vermitteln uns einen Einblick in das adlige Leben im 18. und 19. Jahrhundert. Hier wird uns auch bewusst, welch hohen Stellenwert der Symbolik im Barock beigemessen wurde. So besitzt Wolfsthurn 365 Fenster, 52 Türen, zwölf Kamine und vier Portale. Ob die Zahlen alle so so stimmen, lässt sich für uns natürlich nicht überprüfen.
Zurück im Untergeschoss laden verschiedene Stationen dazu ein, Tiere anhand ihrer Stimmen zu erkennen und ihnen die richtigen Spuren zuzuordnen. Dieser Teil richtet sich in erster Linie an Kinder. Sie können eine Bärenhöhle erkunden, Geweihe dem Alter nach ordnen oder sich darin versuchen, das Heulen eines Wolfes zu imitieren. All dies soll dazu beitragen, dass die Kinder einen besseren Einblick in die Lebensräume der Bergwelt bekommen und diese zu schätzen lernen.