Der Kurze Domberg ist eine der romantischsten Gassen von Tallinn. Damit sind der Kurze Domberg mitsamt dem darauf folgenden Neitsitorn für jeden, der eine Stadt gerne auf Spaziergängen erkundet, ein absolutes Muss. Zumindest dann, wenn einen steile Anstiege nicht abschrecken. Denn die Gasse führt, wie der Name verrät, von der Unterstadt auf kürzestem Weg hoch auf den Domberg.
Während die Pferdegespanne früher über den Langen Domberg in die Oberstadt fuhren, war der Kurze Domberg seit jeher den Fußgängern vorbehalten. Und selbst die hatten auf dem steilen Weg ihre Mühe. Für einen leichteren Aufstieg wurden im 19. Jahrhundert mehrere Treppen auf dem Kurzen Domberg angelegt. Wenn der Fußweg im Winter vereist ist, wird der Lühike Jalg aber noch immer manch einem Fußgänger zum Verhängnis.
Zum Glück müssen wir uns darüber keine Gedanken machen, sondern können das Flair der Gasse bei sommerlichen Temperaturen genießen. Wer von unten hinaufsteigt, wird zwar sehr bald ins Schwitzen kommen, die schönen, eng beieinander stehenden Häuser und die idyllischen Tore aber entschädigen einen für die Mühe. Bequemer ist es freilich, wenn man sich erst im Café Neitsitorn erholt, um anschließend vom Garten des dänischen Königs den Kurzen Domberg in die Unterstadt hinunter spaziert.
Wenige Schritte nördlich des Turms »Kiek in de Kök« passieren wir einen Stand, bei dem man sich im Sommer im Bogenschießen üben kann. Gleich danach kommen wir auf der rechten Seite durch einen Durchlass der Stadtmauer in den Garten des dänischen Königs.
In den Reiseführern wird der kleine Park als eine wahre Oase beschrieben. Was die Ruhe angeht, stimmt dies zweifelsfrei. Allerdings sollte man unter den mächtigen Bäumen nicht allzu viele Blumen erwarten. Dafür ist es dann doch zu schattig.
Von dem Garten kommen wir zum Eingang des Neitsitorns, dem Jungfrauenturm. Im oberen Teil der Stadtmauer bzw. den Wehrgängen beim Neitsitorn ist das Café Dannebrog integriert. Wenn gerade ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt, ist das Turmcafé ein ideales Versteck vor den Menschenmassen, die dann weite Teile der Altstadt belagern. Denn abgesehen davon, dass es etwas abseits der ausgetretenen Pfade liegt, ist der Aufgang so steil, dass sich viele lieber einen anderen Ort zum Verweilen suchen.
Ganz billig ist der Spaß allerdings nicht. So werden oben im Café relativ hohe Preise nebst einem Eintrittsgeld verlangt. Die Atmosphäre aber ist dies allemal wert, sodass wir unsere Pause mit einer Latte Macchiato in aller Ruhe ganz entspannt genießen können; also nachdem wir merken, dass wir an der Theke bestellen müssen, um etwas zu bekommen.