Rundwanderung ab Tamaimo

über den Montaña de la Hoya nach Santiago del Teide

»Da vorne geht es los!« Kaum sind wir von Chío her über die TF82 in Tamaimo hineingefahren, kündigt Annette auch schon den Startpunkt unserer nächsten Wanderung lauthals an. Rund zwei Sekunden später steht unser Berlingo auf einem der vielen Parkplätze am Straßenrand.

Während sich Hans-Werner und Marlis fragend umschauen, was eigentlich los ist, sind Annette und ich uns einig: so schnell haben wir noch nie den Ausgangspunkt einer Wanderung gefunden.

Statt der im Rother (Tour 26) genannten 150 Meter müssen wir so nur wenige Meter zurücklaufen, um in die genannte, ansteigende Calle La Rosa zu gelangen. Drei Minuten später haben wir uns das erste Mal verlaufen - auch das ist Rekord. Nachdem wir also zunächst an dem beschriebenen Camino vorbeilaufen und gute 15 Höhenmeter weiter oben von drei Spaniern zurückgeschickt werden,

finden wir beim zweiten Versuch den richtigen Abzweig und kreuzen damit die richtige Stelle des im Rother genannten Wasserkanals. Danach aber können wir den Wanderführer beiseitelegen beziehungsweise wegstecken, weil der Wanderweg (nach Arguayo) ab da leicht zu finden ist.

Schon bald eröffnet sich uns ein schöner Ausblick auf Tamaimo und weiter bis ins Teno-Gebirge. Doch auch die kleinen Sachen am Wegesrand sollten nicht vergessen werden, kommen wir doch immer wieder an blühenden Wolfsmilchgewächsen vorbei.

Etwa zehn Minuten nach dem Kanal gabelt sich die Steinmauer. Hier halten wir uns links und steigen weiter bergan. Sehen wir rechts von uns die Montaña del Ángel, können wir schon vor uns den Weg nach Arguayo erahnen. Bis wir schließlich die Hochfläche neben der Montańa del Ángel erreichen und auf eine Pflasterstraße treffen.

Aufstieg nach Arguayo

Wir folgen der Pflasterstraße 50 Meter bis zu einer Asphaltstraße, halten uns links und biegen weitere 50 Meter weiter, in einer Rechtskurve, auch schon wieder von der Straße in einen Camino ab.

Verpasst man den Abzweig, ist es nicht weiter tragisch, weil auch die Straße in einem Bogen nach Tamaimo führt. Allerdings mit dem Unterschied, dass die Strecke länger ist und ein Stück weit entlang der breiten TF375 verläuft.

Apropos länger: Als wir den schönen und zum Ende hin etwas steilen Camino bewältigt haben und nach insgesamt einer Stunde den Ortsrand von Arguayo erreichen, schaut Marlis skeptisch. Als sie meint, dass es bald wieder zurück nach Tamaimo gehen müsste, da die Wanderung ja nur anderthalb Stunden dauern solle, muss Annette lachen.

Denn nein, die Wanderung mit nur eineinhalb Stunden (in der Höllenschlucht) hatten wir um einen Tag verschieben müssen. Dass die Ersatzwanderung auch nur so kurz sei, hatte hingegen niemand behauptet. Oder, wie Annette antwortete: »Ähm, nein, diese Wanderung ist vier Stunden lang - sagten wir das nicht?«

Aber: es sind vier Stunden, die sich wirklich lohnen. Denn anders als bei vielen Rundwanderungen, die wir von daheim kennen, ist hier jeder Abschnitt für sich etwas ganz Besonderes, da die Wanderung durch vier unterschiedliche Landschaften führt.

Zudem haben wir mit dem Aufstieg von Tamaimo (570 m) nach Arguayo (905 m) schon einen Großteil der Höhenmeter bewältigt. Ins Tal umzukehren, macht damit keinen Sinn. Wohl aber, eine erste Rast einzulegen, wozu sich der Platz vor der Kirche hervorragend eignet.

Montaña de la Hoya

Nachdem wir das Töpfermuseum von Arguayo und, etwas weiter, eine Bushaltestelle passieren, kreuzen wir nahe eines Denkmals erneut die TF375 und kommen auf einen steilen Zementweg, der von Wasserleitungen begleitet wird.

Bald aber haben wir den höchsten Punkt der Wanderung(990 m) erreicht und eröffnet sich uns, nach einer Rechtsbiegung, eine schöne Aussicht auf das Santiagotal und die Westküste von Teneriffa.

Da der Camino ab dort immer nur wenige Meter bergab und dann gleich wieder bergauf führt, ist dieser Abschnitt selbst für ungeübte Wanderer leicht zu meistern. Mal abgesehen davon, dass einen die ungewöhnlich geformten Felsen am Westhang der Montaña de la Hoya eh von jeder Anstrengung ablenken und wir uns auch hier an den vielen blühenden Wolfsmilchgewächsen erfreuen können.

So ist schon allein dieser eine Abschnitt durchaus einen Ausflug wert - wenn nicht als Wanderung, so doch zumindest als Spaziergang ab Arguayo.

Nach gut 20 Minuten auf dem Camino erreichen wir einen kleinen Felsrücken. Sehen wir links von uns immer noch auf das weite Santiagotal, erblicken wir vor uns das Dorf Las Manchas und die als Kegel hoch aufragenden Montaña Bilma (1372 m). Das einzige, was die idyllische Landschaft trübt,

ist der Straßenlärm, der von der TF82 hoch schallt. Das kann uns aber nicht daran hindern, eine Rast einzulegen, bevor es hinab ins Tal geht. Wobei das Schöne am Abstieg ist, dass der Lärm allmählich abebbt und wir erneut in eine ganz andere Landschaft kommen.

Am Fuße der Moñtana de la Hoya gabelt sich der Camino bei ein paar Kiefern. Hier folgen wir dem Hauptweg (geradeaus) und durchqueren zehn Minuten später ein junges, karges Lavafeld. Immer wieder sehen wir Eidechsen, die vor uns in die Lücken der aufgeschichteten Steinmauer huschen. Dennoch fällt uns das Vorankommen im fast ebenen Gelände schwerer,

da der Camino in diesem Abschnitt aus abgerundeten Lavasteinen besteht, die unter unserem Gewicht nachgeben. Besonders gilt dies für einen Bereich, in dem der Weg direkt nacheinander zwei Pisten kreuzt (ein Teil des Weges ist verschüttet, sodass man besser einen Bogen über die zweite Piste läuft).

Santiago del Teide

Als der Camino schließlich in die TF375 mündet und ich mich nach meinen Eltern umdrehe, wird mir außerdem klar, warum es »Santiago del Teide« heißt. Denn hinter uns haben wir freie Sicht auf den Pico del Teide. Von hier sind es nur noch ein paar Meter bis Santiago.

Zumindest, wenn man der Hauptstraße folgt. Schöner aber ist es, über den im Rother beschriebenen Umweg in die Stadt zu wandern. Landschaftlich ändert sich dabei zwar nichts, aber dafür muss man auch nicht fortwährend auf den Verkehr achten.

Drei Stunden ab dem Start in Tamaimo erreichen wir Santiago del Teide und sind dann, da es mittlerweile warm geworden ist, alle ein wenig geschafft. Ist aber auch nicht weiter schlimm, weil es in Santiago genug Bars und Restaurants gibt, die auf durstige Wanderer warten.

So also gönnen wir uns eine ausgiebige Pause mit Trinken, Kuchen und zum Abschluss einem Eis, bevor wir die letzte Etappe der Wanderung in Angriff nehmen.

Durch den Barranco de Santiago zurück nach Tamaimo

Die letzte Etappe führt uns entlang der TF82 Richtung Tamaimo (leicht bergab). So wie wir eine Tankstelle hinter uns gelassen haben, biegen wir nach rechts in den Barranco de Santiago

bzw. auf den Wanderweg PR TF 65 (gelbweiß), der nach 7.720 Metern oder zweieinhalb Stunden bei Los Gigantes endet. Ja, gut, wer sonst keine Hobbys hat...

Genauso lassen wir gut zehn Minuten weiter die Aufstiegsmöglichkeit zum Risco Blanca auf der rechten Seite liegen und orientieren uns stattdessen an der Tallinie des in Teilen trocken gefallenen Barrancos. Damit wandern wir durch eine Landschaft, welche in uns ein Gefühl wie in einem alten Wildwestfilm weckt.

Die rauen Berge, die zerklüftete Schlucht, die runden Büsche - alles passt. Es fehlt eigentlich nur, dass ein Heuknäuel über den Weg rollt. Stattdessen begegnet uns ein Reiter mit Cowboyhut und Stiefel - wow! Wir sind im wilden Westen!

Gerne hätten wir den Reiter gefragt, an welcher Stelle es über den Barranco geht. Denn leider ist im Wanderführer ein großer Dreschplatz genannt, den wir nirgends entdecken können. So also laufen wir weiter, bis wir die letzte Serpentine vor Tamaimo hinter uns gelassen haben und laufen dann einfach an einer geeigneten Stelle durch den Bach.

Wahrscheinlich erwischen wir sogar die im Rother gemeinte Stelle, da der Barranco anschließend deutlich gegenüber den Wanderwegen abfällt und wir weiter unten einen tiefen Einschnitt durchqueren müssten.

Sei es drum. Nach ziemlich genau fünf schönen Wanderstunden inklusive der Pausen kommen wir wieder bei unserem Auto an. Alle sind wir erschöpft und freuen uns auf das Abendessen in der Finca Palo Alto.

Video zur Wanderung über Arguayo nach Santiago del Teide

Wanderung ab Tamaimo über Arguayo nach Santiago und zurück durch den Barranco de Santiago.

Anforderung und Wanderkarte Tamaimo - Barranco de Santiago

Die Anfahrt erfolgt über die Autobahn TF-1 Adeje - Santiago del Teide. Bei Chío auf die TF82 abbiegen und der Landstraße nach Tamaimo folgen. Parkmöglichkeiten befinden sich direkt an der Durchgangsstraße von Tamaimo. Die Anreise mit öffentlichen Bussen ist möglich. Der Einstiegspunkt in die Wanderung befindet sich dann zwischen den beiden Haltestellen »Malpais« im Süden von Tamaimo.

Anmerkung: nachdem wir die Wanderung absolviert haben, wurde hier die Küstenautobahn TF-1 nach Westen erweitert. Der Landschaftsgenuss ist damit abschnittsweise ruiniert. Das schönste Stück entlang dem La Hoya blieb durch den Tunnelbau jedoch erhalten. Die alten Wege werden durch Tunnel auf die andere Seite der Autobahn geleitet.

AusgangspunktAbzweig von der TF-82 in die Calle la Rosa
KoordinatenN 28.2660, W 16.8179
Gehzeit3 bis 4 Stunden
Distanz10,7 km
Anstiegeca. 550 HM
GradT2
Einkehrin Arguayo und Santiago del Teide
GPS-DatenWanderung Tamaimo gpx
KML-DatenWanderung Tamaimo kml

Wanderkarte zur Rundwanderung nach Santiago del Teide

Höhenprofil

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