Bilderbuchwetter, das Wort beschreibt wohl am besten, mit was uns das Bergland Teneriffas gerade beim Vulkan Samara bei unserer ersten Tour durch den Teide-Nationalpark empfängt. Die Stimmung ist ausgelassen, munter, unternehmenslustig. Ganz gleich, wie man es nennt, heute wollen wir jede Menge sehen und haben uns entsprechend viel vorgenommen.
Ohne natürlich die kleinen Zwischenstopps zu vergessen, die sich an den Aussichtspunkten innerhalb des Nationalparks ergeben. So haben wir kaum die Grenze zum Park überquert, als wir den ersten Halt beim Montaña Samara einlegen.
Aussicht vom Mirador Samara zum Teide
Eigentlich wollen wir ja nur ein wenig die frische Luft und die Aussicht auf den schneebedeckten Teide genießen. Als wir aber eine Infotafel auf dem Parkplatz studieren und lesen, dass der Samara Vulkan einen interessanten Krater haben soll,
der aus einer einzelnen pyroklastischen Eruption mit verschlackter Lava entstanden ist (?), beschließen wir, uns den Krater aus der Nähe anzuschauen. Schließlich sind es nur ein paar Meter bergauf und kann es ja kaum schaden, sich in der wunderschönen Landschaft zu bewegen. Also flugs die Jacken aus dem Auto geholt und los!
Nachdem wir zunächst an gelblich leuchtenden Pinien vorbeikommen, kommen wir bald zum Fuß des Vulkans. Hier wird der Weg deutlich steiler, wobei die Schwierigkeit jedoch vor allem darin liegt, dass der Boden stellenweise nur wenig Halt bietet und wir über die abgerundeten Kiesel ab und zu etwas wegrutschen. Insgesamt aber ist der Aufstieg in 15 bis 20 Minuten gut zu meistern.
So finden wir uns schon bald am oberen Rand des Kraters. Er gleicht tatsächlich einer Art Mulde, in der etwas Gewaltiges durchgeflossen ist. Doch müssen wir zugeben, dass unser ungeübtes Auge hierin nicht mehr gesehen hätte, als in den vielen anderen Vulkanen, in denen später kleine Barrancos entstanden sind.
Zumindest aber ermöglicht uns der Gipfel des Montaña Samara einen guten Blick über das Teno-Gebirge mit dem Vulkan Negro, der sich von hier aus betrachtet fast wie ein Monolith aus der Landschaft erhebt.
Da es auf dem Gipfel recht windig ist (immerhin befinden wir uns auf gut 1.900 Meter), treten wir bald den Rückweg zum Auto an. Was wir bei unserer Freude, schon ein erstes schönes Erlebnis gemacht zu haben, nicht wissen: auf dem Parkplatz erwartet uns eine gar nicht so schöne Überraschung.
Tja, ein Spaziergang am Vulkan Samara mit wenigen Minuten, davon die meiste Zeit in Sichtweite des Parkplatzes, hat gereicht. Unser Leihwagen ist aufgebrochen. Mit irgendeinem Gegenstand haben die Gangster das Fenster bis zum Bersten unter Spannung gesetzt. Danach ging wohl alles ganz schnell: nach hinten durchgegriffen, die Abdeckung weggeschoben bzw. die Rückenlehne vorgezogen, beide Rucksäcke geschnappt und danach L’Tour - nichts wie weg.
Damit ist nun guter Rat teuer und fallen uns eine ganze Menge »hätte« ein, welche dies hätte verhindern können. Nun sind wir aber alle vier an dem Unglück schuld. Dem nicht genug, findet sich auf einmal kein Deutscher mehr auf dem Parkplatz und bekommen die Spanier, welche uns zu helfen versuchen, keinen Handyempfang. Also rein ins Auto und zurück zur Finca. Neben etwas Bargeld, dem Wanderproviant und meiner Ersatzkamera befindet sich nämlich auch der Schlüssel zu unserem Casa Azul in einem der Rucksäcke.
Wieder bei der Finca, bekommen wir vom Gärtner einen Ersatzschlüssel. Da er den Vermietern Bescheid gibt, meldet sich der Junior bald bei uns (nachdem die Visa-Card gesperrt ist). Nachdem er uns erzählt, dass wir ungeschickt waren, empfiehlt er uns, nicht zur Polizei zu gehen. Da diese genug anderes zu tun hätte, würde sie das nicht interessieren und gäbe es auch keine Chance, die Sachen wieder zu bekommen. Für den Ersatzschlüssel reiche es, wenn wir ihm fünf Euro geben.
Ebenfalls keine oder nur geringe Chancen sieht der Mitarbeiter von Bahia-Rent-a-Car. Seine erste Bemerkung am Telefon: »Oh, diesmal die vordere Scheibe ...« Weit blicken lässt, dass Glasbruch nicht in der Versicherung eingeschlossen ist. So kassiert er, als er mit einem klapprigen Polo (der rechte Teil der hinteren Rückenlehne ist defekt) zu uns fährt, zunächst 300 Euro Selbstbeteiligung ab, bevor die Wagen getauscht werden.
Die Polizeistation von Playa de las Américas ist leicht zu finden. Als einzige Hilfe können uns die Beamten jedoch nur eine Telefonnummer geben (902102112), bei der unsere Anzeige auf Deutsch angenommen wird. Vorausgesetzt, die Dolmetscher sind nicht alle im Gespräch. Als wir, wieder bei der Finca, nach etwa zwei bis drei Stunden endlich durchkommen, fragt eine Frau aber alles ganz genau ab (Passnummer bereithalten) und gibt uns eine Nummer, unter der wir die Anzeige in las Américas binnen drei Tagen abholen können.
Das tun wir am nächsten Nachmittag, wobei wir eine halbe Stunde warten müssen, ohne dass die Beamten auch nur irgendetwas gearbeitet haben - ich habe sie durch ein eigentlich zugehängtes Guckloch beobachten können. Bis ich dann von einem anderen Polizisten einen Rüffel kassiere und wir einen Moment später bedient werden, das heißt, unsere Anzeige x-fach ausgedruckt und von mir unterschrieben wird.
Wieso so etwas passiert? Natürlich wissen wir, dass man keine Wertgegenstände im Auto lässt. Genauso, wie jeder weiß, dass eine Sprudelflasche übersprudeln kann, wenn man nicht aufpasst. So wird es also immer wieder Momente geben, in denen man arglos unterwegs ist. Da das ganz besonders für die Morgenstunden gilt, in denen der Urlauber unternehmenslustig ist, ohne dass er schon überall an Bosheiten denkt, sind vor allem in dieser Zeit Banden unterwegs, welche nur auf Wanderer warten, die zum Beispiel »nur mal schnell ein paar Meter laufen wollen«.
Da diese Banden täglich unterwegs bzw. auf der Suche nach Fahrzeugen mit nicht einsehbarem Kofferraum, Jacken auf der Rückbank (es müssen keine Wertgegenstände im Auto liegen, sondern es reicht der Verdacht) sind, bräuchte es nur ein paar Lockvögel, um sie dingfest zu machen.
Weil der Einbau von Pkw-Scheiben aber genauso einen Wirtschaftszweig darstellt wie das erbeutete Bargeld, hat auf Teneriffa keiner großes Interesse daran, die Diebe zu schnappen. Der Hinweis, dass es sich nicht lohne, eine Anzeige zu erstatten, ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Insel einzig an einer offiziell niedrigen Quote interessiert ist.
Was kurzsichtig und dumm ist. Denn was z.B. uns betrifft, haben wir ab dem Tag drauf verzichtet, in feinen Restaurants Essen zu gehen, sondern uns in der Finca selbst superlecker versorgt. Genauso wie wir die geplanten Einkäufe von Klamotten und Mitbringsel haben ausfallen lassen. Als Folge haben wir im Urlaub insgesamt deutlich weniger Geld ausgegeben als eingeplant war.