Zwei Stunden nach unserem etwas wehmütigen Abschied vom Pleanprai Rafthouse erreichen wir das touristische Zentrum vom Khao Sok Nationalpark. Gegründet wurde der Nationalpark am 22. Dezember 1980 mit einer Größe von zuerst 645 km².
Nur wenige Tage später wurden die Grenzen des Parks verschoben, um nach der Fertigstellung des Ratchaprapha-Staudamms einen Teil der Nationalparkfläche zu fluten. Heute umfasst der Khao Sok Nationalpark eine Fläche von 739 km².
Kennzeichnend für den Park sind, im Norden, ein Monsunwald mit länger anhaltenden trockenen Perioden und, im Süden, ein immergrüner Regenwald. Durch die Unterschutzstellung der Flächen haben die Rodungen im Wald stark abgenommen, wodurch die Zukunft des Regenwalds gesichert scheint.
Bekannter ist der Khao Sok Nationalpark in Thailand jedoch durch seine Wasserfälle und die reiche Tierwelt. Neben Langschwanz-Makaken fallen die farbigen Libellen und zahlreiche Schmetterlinge auf. Wer etwas genauer hinsieht, entdeckt außerdem Agamen und Flugdrachen.
Am Eingang zur Art’s Riverview Lodge verspricht ein Schild den ankommenden Gästen, dass die Lodge die beste Wahl für Naturliebhaber sei. Auch wenn wir kein Freund von Superlativen sind, so stimmen wir doch gerne zu, dass die Art’s Riverview wunderschön an einem Fluss gelegen ist.
Genauso schön finden wir, dass sich die einzeln stehenden Hütten von etlichen Bäumen umgeben sind, sodass wir von unserem Zimmer durch einen schmalen Waldstreifen aufs Wasser des Flusses Sok schauen können.
Augen auf heißt es beim Spaziergang zum Restaurant der Lodge. Denn nahe dem Fluss leben sehr viele Agamen und andere kletternde Reptilien. Gemein haben sie alle, dass sie sich sehr gut tarnen können. Hat man erstmal ein paar entdeckt, findet man sie jedoch bald überall. Das Highlight aber sind die Affen,
die am späten Nachmittag regelmäßig zu Besuch kommen und auf der anderen Seite des Flusses herumtollen. Es sind Langschwanz-Makaken, die sich gegenseitig über die Felsen jagen, um gleich darauf wieder friedlich beieinander zu sitzen. Von den Jüngeren landet bei dem ständigen hin und her auch ab und zu einer im Wasser.
Im Gegensatz zum Pleanprai Rafthouse wird in der Art’s Riverview Lodge á la carte gegessen. Wobei die Preise trotz der entlegenen Lage der Lodge auch hier so günstig sind, dass ich überlege, ob eine Portion Huhn mit Cashew-Kerne, Reis und etwas Gemüse zum satt werden reicht.
Eine leckere halbe Stunde später weiß ich dann: ja, es reicht voll und ganz. Vor allem dann, wenn es als Dessert noch einen Teller voll Ananas-Scheiben gibt.
Am späten Abend können wir jedem nur empfehlen, sich noch eine Weile auf dem Balkon oder der Terrasse aufzuhalten. Denn sobald es dunkel wird, erfüllen erst die Zikaden, dann die Grillen, verschiedene nachtaktive Vögel und - natürlich - die Affen die Luft mit allerlei Geräuschen.
Dieses tierische und zugleich beruhigende Konzert im Khao Sok ist es dann auch, bei dem wir rasch einschlafen. Und erst wieder aufwachen, als Annette hört, wie die Langschwanz-Makaken durch den Fluss auf die Seite Lodge kommen, um die Terrassen nach Essbarem abzusuchen.
Eindrücke von der Art's Riverview Lodge im Khao Sok Nationalpark.
Am nächsten Morgen brechen wir direkt nach dem Frühstück auf. Der einzige Programmpunkt des Tages: geführte Wanderung durch den Nationalpark. Ein kleines Mittagessen und Wasser sind inklusive, wobei sich uns erst einmal die Frage stellt, wie viele Flaschen wir denn etwa brauchen werden?
»Eineinhalb Flaschen pro Person«, antwortet Adam. Bereits zuvor hat er uns empfohlen, festes Schuhwerk zu tragen. Denn zum Teil sind die Pfade im Nationalpark oft feucht und damit rutschig. Außerdem - ganz wichtig - sollen wir an Badesachen denken.
Zunächst gleicht die Tour jedoch eher einem gemütlichen Spaziergang, der uns von der Lodge in den nahen Ort und weiter entlang einer Kautschukplantage zum offiziellen Eingang in den Nationalpark führt. Um den Eintritt müssen wir uns nicht kümmern, wohl aber muss sich jeder in einem Buch eintragen.
Die Parkverwaltung will dadurch sicher stellen, dass keiner unbemerkt - und womöglich in einer Notsituation - im Park zurückbleibt. Aber das kennen wir auch von Costa Rica und vom Clearwater Lake in Kanada.
Meine Sorgen sind allerdings ganz andere: zum einen entdecke ich einen Nektarvogel, der leider so flink ist, dass ich ihm kaum mit der Kamera verfolgen kann. Und als ich ihn doch endlich scharf ins Visier bekomme, ist der größte Teil des ohnehin winzigen Vogels durch ein Blatt verdeckt.
Als nächstes versuche ich mein Glück mit einem Reiher, der mir schon am Tag vorher abgehauen ist und auch diesmal viel zu bald das Weite sucht.
Aber wozu jammern? Adam geht es nicht viel besser. Zwar schafft er es, einen Flugdrachen vom nächsten Baum zu pflücken. Als er uns vorführen will, wie gut diese Reptilien durch die Luft segeln können, landet dieser nach zwei Runden auf der Bluse einer erschrockenen Holländerin ...
Während wir erwarten, dass sich das arme Tier als nächstes unter den Stoff flüchtet, gelingt es ihm jedoch, das Reptil nochmals zu packen und hoch in die Luft zu werfen. Diesmal klappt es, sodass der Flugdrache in einem weiten Bogen zurück an seinen Baum segelt.
Unser erste Ziel im Khao Sok Nationalpark ist der Wing Hin Wasserfall. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einigen Stellen vorbei, an denen Elefanten einen Abhang hinunter auf den Weg gestiegen sind. So, wie es aussieht, könnten sie aber auch einfach aus dem Dickicht gefallen sein.
Denn teilweise steigt das Gelände direkt neben dem Weg mehrere Meter fast senkrecht an. Hier tagsüber einem Elefanten zu begegnen, ist jedoch unwahrscheinlich, da die Tiere diesen Bereicht des Parks nur in der Nacht aufsuchen. Offensichtlich haben sie mit Menschen keine guten Erfahrungen gemacht.
Eine Stunde, nachdem wir den Eingang passiert haben, bzw. nach 2,8 km vom Besucherzentrum erreichen wir den Wing Hin Wasserfall. Okay, der Begriff Wasserfall ist doch etwas schmeichelnd, da das Wasser tatsächlich nur wenige schräg über und um ein paar Felsen herum rauscht.
Schön anzusehen ist er aber allemal. Aber nur anschauen wäre ja Schade. Also Schuhe, Shirt und Shorts ausgezogen und ab ins Wasser!
Auch wenn die Trails im Khao Sok Nationalpark zum größten im Schatten verlaufen, ist es doch schön, sich in dem klaren Wasser zu erfrischen. An die Kälte (es ist nicht wirklich kalt) gewöhnen wir uns rasch, sodass wir pudelwohl eine kleine Runde durch das Becken unterhalb des Wing Hin Wasserfalls schwimmen. Schließlich packt uns der Ehrgeiz: entgegen der Strömung versuchen wir, durch die Stromschnellen zu schwimmen.
Was leicht mit Blessuren enden kann. Denn neben den Felsen links und rechts der Engstellen gibt es weitere Felsen, die sich unter der Wasseroberfläche befinden. Sie liegen zu tief, als dass man sie in dem tosenden Wasser gut sehen kann. Ihre Spitzen sind zu hoch, als dass wir drüber hinweg schwimmen könnten. Sie sind, beides zusammengefasst, ziemlich gemein.
So tasten wir uns teilweise an den Felswänden entlang, um möglichst unbeschadet in das nächst höhere Becken zu gelangen. Ist dies im unteren Ausgang der Stromschnellen noch einigermaßen gut zu schaffen, müssen wir uns bald bei der engsten Stelle mit Kraft gegen das Wasser stemmen. Nur mühsam kommen wir Zentimeter für Zentimeter voran.
Bis sich der Durchlass wieder weitet und wir im nächsthöheren Becken ein paar Züge schwimmen können. Der Versuch, noch weiter hinauf zu gelangen, scheitert schließlich. Zu groß ist die Kraft des Wassers, zu gering der Halt, den die Steine bieten. Aber egal. Lachend geht es dafür umso leichter zurück ins untere Becken.
Wieder trocken und komplett angezogen, staunen wir nicht schlecht über das nächste Wegstück. Es dauert gerade mal eine Viertelstunde, bis wir das nächstes Ziel, den Bang Hua Raet, erreichen. Wie beim Wing Hin Wasserfall gibt es auch hier eine Badestelle. Zugleich sind die Kiesbänke beim Bang Hua Raet der Rastplatz für unser Mittagessen.
Es besteht aus Reis, der zusammen mit etwas Huhn und Gemüse in einem Stück beschichteten Papier eingewickelt wurde. Ein Löffel befindet sich ebenfalls darin. Einfacher geht es kaum und doch: es ist lecker und in der Menge sogar ein bisschen viel.
Da wir ja sonst nichts zu tun haben, hüpfen wir erneut ins Wasser. Das sollte man schon deshalb tun, weil sich einem dann Perspektiven auf die auch beim Bang Hua Reat Wasserfall sehr schöne Flusslandschaft eröffnen, die einem vom Ufer verborgen bleiben.
Neben den schönen Erlebnissen gibt es leider einer weitere Beschäftigung: Blutegel. Zuerst haben wir einen solchen Sauger für eine Raupe gehalten, die sich bei Gefahr (ein Schuh samt Wanderer) abwehrend in die Höhe reckt. Erst später kapieren wir, dass es sich um einen Blutsauger handelte, der am Schuh Halt gesucht hatte.
Nach ihm haben andere Blutegel mehr Glück. So erwischt es erst Annette, dann Adam und mich. Groß was machen müssen wir deswegen allerdings nicht, da wir die lästigen Viecher zusammen mit der Socke von der Haut wegziehen, eh wir ihn bemerken. Der Biss schmerzt und juckt nicht. Aber es blutet und hört erst auf, wenn ein Pflaster (ersatzweise hilft ein Stück Taschentuch) auf der Wunde klebt.
Deutlich schlimmer ergeht es nach uns einem Österreicher. An beiden Füßen und Waden trägt er auf einmal drei, vier Blutegel. Wie man so viele am schnellsten wieder losbekommt? Ganz einfach, indem der Guide seine Zigarette an das Ende der Blutegel hält: »Durch die Hitze machen sie ihren Mund auf und fallen dann runter.«
Erst später erfahren wir, dass in dem Park auf allen Wanderwegen vor Blutegeln gewarnt wird. Um dem effektiv vorzubeugen, reicht es in der Regel aus, neben dem geschlossenen Schuhwerk eine lange Hose und hohe (dicke) Socken zu tragen, in die man die Hosenbeine stopft. Da es im Park meistens warm ist, würden wir es aber auch beim nächsten mal drauf ankommen lassen.
Denn so schlimm sind die Viecher nun auch wieder nicht, als dass man mit langen Klamotten in der Wärme herumlaufen müsste. Zumal der Pfad zum Bang Hua Raet Wasserfall steile Stellen hat, die einen auch in leichten Klamotten zum Schwitzen bringen.
Wanderung durch den Khao Sok Nationalpark mit Eindrücken vom Bang Hua Raet Wasserfall.