Punkt acht Uhr werden wir am nächsten Morgen abgeholt. Nachdem noch zwei weitere Gäste im Kleinbus zugestiegen sind, geht es auch schon los zur Anlegestelle der Boote nach Ko Raya (auch Ko Racha) und Ko Phi Phi. Nach nur 20 Minuten dort angekommen, werden wir ebenso zügig einem der Speedboote zugeteilt.
Kenntlich wird dies durch verschieden farbige Bändel gemacht, die wir ums Handgelenk binden sollen. Dass der Knoten nicht gleich gelingt, ist kein Problem. Denn eh wir in die Andamen-See stechen, dauert es noch anderthalb Stunden; Zeit genug, um sich zu überlegen, ob man sich die angebotenen Schwimmflossen leihen will.
Nach der Sicherheitseinweisung und dem Hinweis, dass man die Flossen auch nutzen könne, um Quallen wegzutreten, starten wir schließlich. Es ist kurz vor zehn Uhr. Es regnet. Während einige Tagesausflügler betrübt gucken, kann uns das jedoch nicht wirklich beeindrucken; so sind wir auf unserem Boot schließlich die einzigen, die bei jeder hohen Welle strahlen.
Erst auf Ko Raya erfahren wir dann, dass die Stimmung auf unserem Boot noch relativ gut war. So haben mehrere junge Asiatinnen auf einem zweiten Boot versucht, ihre Schirme aufzuspannen, eh sie sich in ihr nasses Schicksal ergeben hatten. Dabei dauert die Überfahrt nur 30 Minuten und wird das Gepäck von Crew gut gegen Nässe geschützt.
In der Patok Bay, der größten Bucht von Ko Raya angekommen, zählt der Reiseleiter auf, was es hier alles für Möglichkeiten gibt: »You can do swimming, You can snolkeling, You can lelaxing ...« Ja, unsere thailändische Aussprache - etwa beim Bestellen im Restaurant - ist auch nicht besser.
Die Patok Bay ist zugleich die Bucht mit den meisten Einrichtungen. Neben mehreren Restaurants und Bars wird die Bucht von einer Eisdiele, einem Minimarkt und Geldautomaten, verschiedenen Massagesalons und der weitläufigen Anlage vom Hotel The Racha gesäumt. Unser Ziel befindet sich jedoch auf der anderen Seite der Insel: das Ban Raya Resort.
Wer Kokosnusspalmen liebt, wird sich im Ban Raya Resort und Spa sicher wohl fühlen. Denn das Herzstück der Gartenanlage bildet ein Palmenhain. Die Wege drum herum sind so angelegt, dass man dennoch sicher hinab an die Konkare Bay oder hinüber zum Pool spazieren kann.
Wer den Umweg über die Bucht zum Pool nimmt, tut zudem etwas für seine Gesundheit. Zum einen, weil der Weg dann logischerweise länger ist, zum anderen, weil sich das Ban Raya Resort und der hübsch in die Anlage integrierte Pool einige Meter oberhalb vom Meer befinden.
Um den oberen Teil des Palmengartens sind die Zimmer untergebracht. Dabei befindet sich direkt neben unserem Zimmer (Nr. 23) der Massagesalon des Resorts. Zu den Angeboten zählen Fuß-, Rücken-, Kopf- und Gesichtsmassagen mit und ohne Öl, Bürstenmassagen und verschiedene kleinere Anwendungen. Da die Preise doppelt so hoch wie auf Phuket sind, haben wir allerdings auf eine Massage im Hotel verzichtet.
Stattdessen haben wir uns bei einem Openair Massagesalon im Ort mitten auf der Insel verwöhnen lassen. Eine luxuriöse Einrichtung mit künstlichen Bachlauf, Klimaanlage und anderem Schnickschnack gibt es dort zwar nicht. Dafür aber kann man während der Massage dem Wind und Gesang der Vögel lauschen.
Das Frühstück im Ban Raya ist typisch thailändisch. Damit dominieren auch hier Reisgerichte und andere Speisen, die mein Magen eigentlich erst ab dem Mittag akzeptiert. Es gibt aber auch Toast, Spiegel- und Rührei sowie (Erdbeer-) Marmelade und Cornflakes. Wie das Abendessen ist, können wir nicht sagen, da wir außerhalb vom Hotel sehr gut und deutlich günstiger gegessen haben.
Einzig an Silvester haben wir am All-You-Can-Eat-Dinner teilgenommen. Dieses besteht zu einem Großteil aus Meeresfrüchten wie Muscheln und Schrimps, gegrilltem Huhn und einer Auswahl an unterschiedlich scharfen Gemüse- und Currygerichten. Die an Silvester All-You-Can-Drink-Getränke (Fassbier, Cola und Sprite) gibt es übrigens erst nach dem Essen.
Schön finden wir, dass sich das Personal sehr zurückhält. So hat uns niemand einen Tauchausflug, eine Massage oder sonstige Sachen versucht aufzuschwätzen. Wer Ruhe sucht und auch mal ein paar Stunden nur für sich haben möchte, ist ebenfalls gut im Ban Raya aufgehoben.
Zumal in der Konkare Bucht nur ab und zu Boote zum Schnorcheln oder Tauchen halten, aber hier niemand an Land geht. Wem bei all der Ruhe der Lesestoff ausgeht, findet dann bei der Rezeption eine kleine Bücherei mit allerlei Romanen und Krimis, welche andere Urlauber hier zurückgelassen haben.
Eindrücke vom Ban Raya Resort auf Ko Raya nahe Phuket.
Die Konkare Bay ist eine der kleineren Buchten auf Ko Raya. Im Süden der Insel gelegen, gilt sie zugleich als die schönste Bucht, um zu Schnorcheln. Da sich die ersten Korallen nur wenige Meter vom schattigen Strand befinden, kommen die bunten Fische bis fast ans Ufer. So sehe ich mich bei unserem ersten Schnorchelgang augenblicklich von einem Schwarm gestreifter Fische umringt.
Ohne Scheu kommen sie immer wieder zu mir geschwommen, um zu sehen, was ich in der Hand halte. Diese Neugierde erklärt sich daraus, dass auf der Insel extra Fischfutter angeboten wird, mit dem die Taucher ins Wasser gehen. Als sie bei mir nichts finden, beginnen sie an meiner Hand zu knabbern ...
Schnorcheln in der Unterwasserwelt der Insel Ko Raya
Nach kurzer Zeit verlieren sie das Interesse an mir und meine kleine Kamera, sodass ich freie Sicht auf die weniger zutraulichen Fische bekomme. Einige haben Annette und ich auch schon bei den Seychellen und bei Mauritius gesehen. Sie exakt zu bestimmen, gelingt uns dennoch nicht. Wohl aber sind es wieder einige Doktorfische, ein Flötenfisch und verschiedene Zackenbarsche dabei.
Auch einen blauen Seestern entdecken wir sowie dunkelblaue Korallen, die sich alle paar Sekunden zusammenziehen, um sich gleich darauf wieder zu öffnen. Leider hat der Tsunami von 2006 große Teile der Riffe beschädigt, allmählich aber erholen sich die Korallen wieder, sodass man heute schon wieder wie in einem großen Aquarium schwimmen und sich an der Artenvielfalt unter Wasser erfreuen kann.
Die Siam Bay ist durch eine Halbinsel von der Patok Bucht getrennt. Da auch sie nach Norden zum Festland von Thailand ausgerichtet ist, sind die Wellen hier meistens niedrig. Entgegen der Beschreibung in unserem Reiseführer steht heute anstelle der genannte Holzhütten ein in mehrere Teile unterteiltes und entsprechend weitläufiges Hotel am feinsandigen Strand.
Ebenfalls entgegen der uns bekannten Beschreibung ist dieser weitläufig und ideal geeignet, um in der Bucht zu baden. So besitzt die Siam Bay einen deutlich größeren Flachwasserbereich als die Buchten im Süden und erschweren nur wenige Steine den Gang ins seichte Wasser.
Während am Ausgang der großen Bucht die Boote mit Tagesausflüglern zum Schnorcheln halten, laden am Strand das Hotelrestaurant und wenigstens zwei Bars zum Verweilen ein. So wurde uns die Siam-Bar im Westen der Bucht empfohlen, welche neben der schönen Aussicht aufs Meer alle Gerichte anbietet, die es in den Restaurants im Inselinnern gibt.
Und das, obwohl die Siam Bar selbst keine eigene Küche besitzt. Der Grund ist einfach: alles, was die Gäste wünschen und das Herz begehrt, wird von den Angestellten umgehend im nächsten Ort bestellt und etwa eine Viertelstunde später serviert. Eine schöne Idee, die dank der kurzen Wege auf der Insel funktioniert.
Eindrücke von Ko Raya bzw. Ko Racha nahe Phuket.
Ko Racha ist nichts anderes als ein zweiter Name von Ko Raya. Dass die Insel zwei Namen hat, ist für Thailand nicht ungewöhnlich. Und bei dieser Insel macht es durchaus Sinn. Denn Ko Racha hat außer den zwei Namen auch zwei Gesichter, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das eine bietet den Urlaubern zwei feine Sandstrände in wunderschönen Buchten, tolle Hotels wie das The Racha und reichlich Komfort. Es ist eine Insel zum sich Wohlfühlen und um ein paar erholsame, schöne Tage zu genießen.
Das andere Gesicht zeigt sich uns das erste Mal an der Ter Bay. Versprechen uns auf dem Weg hinab in die Bucht noch mehrere bunte bemalte Schilder ein hübsches Strandlokal, stehen wir wenig später vor einer offenbar nur sehr kurz betriebenen Barruine. Sehen die meisten Wände noch neu aus, wurde der hintere Bereich mit dem Grill bereits wieder eingerissen. Da sich auch sonst niemand um den Strand in der Ter Bay verantwortlich fühlt, bleibt angeschwemmter Unrat und Müll - darunter sehr viel Styropor - einfach liegen.
Das wahre Ausmaß des Müllproblems von Ko Racha zeigt sich uns jedoch erst bei einem längeren Spaziergang quer über die Insel. Es geschieht, als wir vom Hauptweg abzweigen und über einen auf den ersten Schritten noch ordentlichen Pfad zur Rückseite vom The Racha laufen und von dort weiter zur Siam Bay gehen. Hatten wir beim Aufbruch im Ban Raya gehofft, noch naturbelassene Ecken zu entdecken und Vögel und andere Tiere beobachten zu können, passieren wir stattdessen bald die erste Halde mit Bauschutt.
Einen Steinwurf weiter entdecken wir die zweite, und gleich danach eine dritte Müllhalde. Für uns macht es den Anschein, als wenn immer wieder Thailänder versuchen, auf der Insel etwas aufzubauen, eh sie aus uns unbekannten Gründen scheitern. Sowie ein solcher Fall eintritt, wird augenscheinlich kein Finger mehr gerührt und das Material einfach an Ort und Stelle liegenlassen. Gebrochene Ziegel, Scherben, Kabel und Schläuche, Bauholz - alles finden wir auf Ko Racha haufenweise in die Landschaft gekippt.
Schockiert sind wir schließlich, als wir die ersten wilden Müllhalden entdecken. Teilweise befinden sie sich nur wenige Schritte neben dem Weg. Wie viele solche Müllplätze es hier, haben wir nicht gezählt. Es sind aber genug, dass man praktisch nur auf den Hauptwegen laufen kann, ohne ständig an einem Dreckhaufen vorbeizukommen.
Auf einem Pfad zwischen dem The Racha und der Siam Bay brechen wir unseren Spaziergang ab. Entsetzt müssen wir resümieren, dass die Menschen auf Ko Racha zwar wissen, dass die Menschen wegen der schönen Landschaft der Insel kommen. Dass sie mit der Vermüllung ihr naturgegebenes Kapital vernichten, haben sie aber noch nicht wirklich begriffen.