Die Zugfahrt von Bangkok nach Surat Thani zählt zu den beliebtesten Reisestrecken in Thailand. Am schnellsten legt der morgendliche Expresszug die Strecke in knapp 9 Stunden zurück. Touristen nutzen in aller Regel einen der Nachtzüge. Sie bieten den Vorteil, dass man sich eine Nacht im Hotel sparen und nach der Ankunft schon gleich etwas unternehmen kann.
Warum ich mit dem Nachtzug von Bangkok nach Surat Thani fahren musste, hatte sich mir bis nach Abfahrt des Zuges nicht wirklich erschlossen. Erst als der Zug die Hua Lumpong Railway Station - das ist der Hauptbahnhof von Bangkok - verlassen hat, versucht es Annette zu erläutern: »Beim Khao Sok Nationalpark gibt es keinen Flughafen. Wären wir geflogen, müssten wir anschließend fünf Stunden mit dem Bus fahren. Mit der Fahrt zum Flughafen und dem zwei Stunden vorher da sein wären wir auch nicht viel schneller gewesen.« Als ich skeptisch bleibe, versucht sie es mit einer zweiten Erklärung: »Ich wollte einmal mit dem Nachtzug durch Thailand fahren.« Letzteres klingt glaubwürdig.
Zugegeben, ein Abenteuer ist die elf Stunden lange Fahrt allemal. Und das angefangen bei der Suche der Plätze, die für uns im Wagen 10 reserviert waren. Sie zu finden, ist eigentlich einfach. Denn der Weg dorthin führt nacheinander an den Wagen Nummer 15, 14, 13, 12 und 11 vorbei. Was kommt nach 11? 10, was denn sonst? Also rein in den Waggon und die Koffer sicher verstaut, bevor es zu voll in dem Waggon wird.
Aber leider ist es doch nicht ganz so einfach. Denn es gibt eben nicht nur Wagen Nummer 10, sondern außerdem noch die Wagen 10/1 und 10/2. Wem es auch so ergeht wie uns, empfehlen wir, wieder auszusteigen und über den Bahnsteig zum richtigen Wagen zu laufen. Andernfalls erwartet einen eine Art Hindernislauf um die von beiden Seiten abwechselnd in den Gang ragenden Gepäckgitter.
Endlich am richtigen Platz angekommen, sichern wir erneut unser Gepäck. Der Schaffner bemerkt zwar, dass er gleich nebenan - das ist in dem Fall zwischen den Waggons - schläft. Aber eben, auch er schläft während der langen Fahrt. Wie wir befestigen auch die meisten anderen Reisenden ihre Koffer an den Stangen der Gepäckfächer. Während diese in der Regel dafür Fahrradschlösser verwenden, nutzen wir Ketten und zwei Zahlenschlösser mit je vier Ziffern. Dies hat den Vorteil, dass man den Trolley an zwei Griffen befestigen kann. Unsere Wertsachen sowie die komplette Kameraausrüstung haben wir dann bei uns auf der Liege behalten. Besser als erwartet ist der Komfort im Nachtzug.
So werden neben verschiedenen Getränken (der Schaffner wollte uns mehrfach Bier verkaufen) eine Auswahl an Abendessen angeboten. Glaubt man dem Siegel der staatlichen Gesundheitsbehörde, soll dies bei der (staatlichen) Eisenbahn von sehr hoher Qualität sein. Wir wissen es nicht, können aber gerne bestätigen, dass das Frühstück inklusive der Pommes Frites als Beilage durchaus brauchbar ist.
Gestaunt haben wir schließlich, wie schnell die Schaffner aus den Sitzen das eine und aus einer Klappe darüber das zweite Bett herrichten. Einigermaßen bequem sind sie auch, sodass wir tatsächlich ein paar Stunden schlafen konnten, eh die Fahrt am nächsten morgen in Surat Thani endete.
Abenteuerliche Fahrt mit dem Nachtzug von Bangkok nach Surat Thani im Süden von Thailand.