Am ersten und einzigen vollen Tag auf Yao Yai sollten wir direkt nach dem Frühstück von einem Boot abgeholt werden. Das dachten wir zumindest. Stattdessen holt uns ein Fahrer ab und geht es mit dem Jeep quer über die Insel zu einem größeren Fähranleger. Den Grund für diese Änderung sehen wir vor Ort:
es herrscht Ebbe, sodass einige kleinere Boote auf dem Meeresboden liegen. Es sind sicher 200 Meter, bis das Wasser tief genug für unser Langschwanzboot ist. Kaum sind wir an Bord, legen wir auch schon ab und starten unseren Ausflug in die östliche Phang Nga Bay.
Weltbekannt wurde die Phang Nga Bay durch den James Bond Film »Der Mann mit dem goldenen Colt«. Allen voran natürlich die schiefe Insel Khao Phing-Kan und die Felsnadel Khao Ta-Pu, die als James-Bond-Island werbewirksam vermarktet und nicht zuletzt dadurch förmlich überrannt wird.
Dabei gibt es in der als Nationalpark Ao Phang Nga geschützten Bucht zahlreiche weitere Kalksteinfelsen (insgesamt 42), die ebenfalls einen Ausflug lohnen.
Vorausgesetzt natürlich, das Wetter spielt mit, was bei unserem Start leider nicht ganz der Fall ist. So sehen wir die Inseln der Phang Nga Bay zwar in der Ferne, doch ist es zu diesig, als dass sich schöne Aufnahmen machen ließen. Erst als wir näher kommen, heben sich die Felsen vor dem grauen Himmel ab, sodass die vielen Farben des Gesteins deutlich in Erscheinung treten.
Als wir an einer uns leider unbekannten Insel vorbeikommen, erweist sich das trübe Wetter dann sogar als kleiner Vorteil. Denn bei Sonnenlicht wären die Kontraste viel zu stark, als dass wir vom Boot in die zum Meer hin offenen Tropfsteinhöhlen hineinschauen könnten.
Die Entstehung der Felseninseln haben wir Korallen zu verdanken, die in der Andamanensee und dem Gebiet vom Khao Sok Nationalpark riesige Riffe gebildet haben. Später wurden sie durch Sedimente verdeckt, sodass sie sich unter dem zunehmenden Druck verfestigt haben.
Über die Meeresoberfläche kamen sie schließlich, als die Indische Platte in Asien eintraf und, neben dem Himalaja, auch einige andere Bereiche nach oben drückte - wenn auch im wesentlich geringerem Umfang. So ragen heute einige Inseln bis zu 350 Meter in die Höhe, während es andere kaum über die Wasseroberfläche schaffen.
Nach den ersten schönen Eindrücken von der Phang Nga Bucht gehen wir bei Koh Hong von Bord. Koh Hong bedeutet soviel wie Zimmerinsel. Warum, sehen wir später, denn unser erster Halt ist am Pelay Beach, dem beliebten Strand von Ko Hong. Beliebt deshalb, weil es auf der Insel keine Hotels gibt, sodass der feinsandige Strand
- bis auf den Hütten der Parkverwaltung - unverbaut ist. Zudem wird der Strand durch einen aus dem Meer ragenden Felsen natürlich in zwei Bereiche unterteilt: am lang gezogenen Strand links davon parken die Boote, in der Bucht rechts davon wird geschwommen.
Ungefähr in der Mitte der Badebucht folgen wir dem Nature Trail in den Wald. Er dient zugleich als Fluchtweg, falls ein Tsunami Koh Hong bedroht. So erfahren wir, dass nach dem Tsunami vom 26. Dezember 2004 mehr als 50 Verletzte über diesen Pfad bis zu einer ca. 200 Meter entfernten Felswand gebracht wurden. Viele weitere flüchteten sich aus Angst vor weiteren Wellen hierher. Der Bereich am Felsen ist zwar nicht viel höher als der Strand. Durch die Küstenvegetation aber wird die Wucht der Wellen verringert.
Am späteren Vormittag wurden die Verletzten von Booten, die sich weiter draußen auf dem Meer befanden und Tsunami deshalb heile überstanden, zum Festland gebracht. Beim Rückweg zum Strand passieren wir dann eine Stelle, bei der drei Wracks liegen. In Erinnerung an die Kraft der Natur wurden sie nach dem Tsunami liegengelassen, wo sie allmählich verrotten.
Wieder am Pelay Beach angekommen, gönnen wir uns eine Pause unter einem der wenigen direkt am Strand stehenden Bäume. Schließlich aber greifen wir zu Schnorchel und Taucherbrille. Ob es sich lohnt?
So gibt es in der Nähe der Felswand zwar ein paar Felsbrocken, bei denen wir ein paar tropische Fische entdecken. Da die Bucht sandig ist, wird das Wasser jedoch schnell trüb. Aber gut, schön ist es hier dennoch.
Wieder an Bord, dauert die nächste Fahrt nur wenige Minuten. Genau genommen, fahren wir nur um ein paar Felsen von Koh Hong herum, bevor wir eine Lücke zwischen hoch aufragenden Felsen ansteuern. Wie durch einen Kanal verbindet dieser enge Durchgang das Meer mit einer Lagune.
Im Schritttempo fahren wir hinein. Das müssen wir auch. Denn der Durchlass ist zu eng, als dass zwei Boote sicher aneinander vorbeifahren können. Und außerdem ist das Meer hier sehr flach.
Nachdem wir die Engstelle hinter uns liegt, erkennen wir, woher die Zimmerinsel ihren Namen hat. Auf allen vier Seiten ist die Lagune von hohen Felsen umgeben. Dadurch entsteht tatsächlich der Eindruck, in einem Zimmer zu stehen. Oder besser: zu fahren. Denn ganz allmählich tuckert unser Boot eine Runde durch das seichte Gewässer.
Wie wir staunen einige andere Urlauber über diese Besonderheit. Wer will, kann im Zimmer von Koh Hong baden. Auf einen Kopfsprung sollte man allerdings verzichten, da das Wasser an den meisten Stellen nur hüfttief ist.
Eine schöne Alternative ist Koh Hong übrigens für alle, die gerne den Strand aus »The Beach« sehen würden, aber keine Lust spüren, mit einem Tourifrachter nach Ko Phi Phi zu fahren, um gerade mal eine halbe Stunde am mittlerweile arg überlaufenen Strand in der Maya Bay zu verbringen.
Auf der Zimmerinsel sind die traumhaft schöne Lagune und der traumhaft schöne Strand zwar voneinander getrennt. Aber wie gesagt: es ist einfach traumhaft. So mache ich beim Verlassen der Lagune auf unseren Bootsführern den Gefallen, kurz auf einen Stalaktiten zu stehen, der über dem Wasser hängt, eh wir Kurs auf die nächste Insel der Phang Nga Bay nehmen.
Koh Lao Lading ist die zweite Insel, bei der wir von Bord gehen. Der schmale Sandstrand ist klein und bietet uns eine herrliche Sicht auf weitere Inseln in der Umgebung. Diese sind so angeordnet, dass man vom Strand nicht aufs offene Meer sieht. Dadurch kann man das Gefühl bekommen, auf einen großen See zu blicken.
Diese Sicht trägt sicherlich zur Beliebtheit von Lao Lading bei. So verlässt eine Gruppe Ausflügler die Insel, als wir ankommen. Zurück bleibt nur ein provisorisches Restaurant, das verschiedene einfache Gerichte und Getränke anbietet. Die Preise sind trotz der exklusiven Lage ähnlich wie in den Restaurants auf den größeren Inseln bzw. am Festland.
Hatte ich vor dem Ausflug gedacht, dass wir auf einer der Inseln Essen gehen, so werde ich vor Ort überrascht: es wird natürlich nicht in ein Restaurant gegangen, sondern das Mittagessen haben wir bereits mitgebracht.
Dieses besteht aus sechs Frühlingsrollen, zwei portionierten Reisgerichten und sogar Ananas und Wassermelone als Dessert. Sicher kein Luxus, aber lecker und bekömmlich. Einzig der junge Mann, welcher hier sein Restaurant betreibt, tut mir ein wenig Leid.
Als wir zu einer zweiten Bucht von Koh Lao Lading spazieren und einen Blick hinter die idyllische Kulisse werfen, schwindet mein Mitleid allerdings bald. So stehen die Strand-bitte-sauber-halten-Schilder vor dem Restaurant im krassen Kontrast zu dem Unrat, mit dem der Mann den Bereich dahinter vollmüllt. Etwas zu Trinken zu bestellen, kommt für mich nicht mehr in Frage, da ich diesen Umgang mit der Natur nicht auch noch unterstützen möchte.
Viel Zeit, darüber nachzudenken, bleibt nicht. Zum einen, weil eine rund anderthalb Meter lange Schlange bei ihrer Flucht vor einer Katze unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Zum anderen, da wir auch schon wieder aufbrechen, um die nächsten zwei Inseln zu besuchen.
Die letzte Inselgruppe, die wir bei der Phang Nga Bay ansteuern, ist unter den Namen Koh Phak Bia, Ko La Bu Lo und Ko Pa Ku Sia bekannt. Als Besonderheit haben wir vor dem Ausflug gelesen, dass zwei der Inseln über einen Sandstrand fast miteinander verbunden sind. Wie wir uns das vorzustellen haben? Ganz einfach: genauso so, wie es beschrieben ist.
Tatsächlich ist der größeren Insel eine sehr viel kleinere (die an sich nicht viel mehr als ein größerer Felsbrocken im Meer ist) direkt vorgelagert. Dabei wird die kleine Insel so vom Wasser umspült, dass auf ihrer Rückseite ein Strand entstehen konnte. Dabei ist das Meer auf den zwei, drei Metern, die überspült sind, so flach, dass wir nur knietief im Wasser stehen.
Wie bei Ko Hong und Ko Lao Lading bekommen wir auch hier Gelegenheit zum Schwimmen und Schnorcheln - und Fische füttern. So sehen wir uns, kaum dass wir das Boot verlassen haben, von den gelb gestreiften Fischen umringt, die wir auch schon auf Ko Raya gesehen hatten. Wie schon im Khao Sok Nationalpark dient auch hier wieder Reis, der beim Mittagessen übriggeblieben ist, als Fischfutter.
Weniger geeignet finde ich die beiden Buchten zum Schnorcheln. Denn auch wenn es hier sicher einige Fische gibt, so ist die Sicht unter Wasser schlecht - und das auf beiden Seiten des Strands. Grund hierfür ist neben dem sandigen Untergrund der rege Betrieb ankommender und abfahrender Boote, die das Wasser immer wieder aufwühlen.
Als ich dies Annette zurufe, die mir nach ihrer Fütterungsaktion folgt, ratsch ich auch prompt mit dem Fuß über einen scharfkantigen Felsen. Sei es drum, davon lasse ich mir genauso wenig den schönen Bootsausflug verderben wie Annette, die während der Fahrt irgendwo am Boot angeeckt ist, wovon die nächsten Tage ein erst blauer, dann grüngelber Fleck am Schienbein zeugt.
Ausflug in die Phang Nga Bay mit Stopps bei Ko Hong, Lao Lading und Ko Pak Bia.