Am späten Nachmittag erreichen wir die Caroni Sümpfe. Das heißt, bis direkt in den Sumpf kann man mit dem Wagen (zum Glück) nicht fahren, sondern nur bis zu einem Bootsanleger, der über einen Kanal mit den Sümpfen verbunden ist.
Die Boote selbst bieten reichlich Platz und außerdem haben wir das Glück, ganz vorne sitzen zu dürfen, sodass wir uns auf eine schöne Tour mit freier Sicht freuen können.
Eindrücke von einer Bootsfahrt durch die Caroni-Sümpfe an der Westküste von Trinidad.
Wobei wir überrascht sind, wie schnell es schon etwas zu sehen gibt: es ist ein Blaureiher, der am Ufer durchs seichte Wasser stapft und nach seinem Abendbrot stochert. Was alles auf seinem Speisezettel steht, wissen wir natürlich nicht. Wohl aber, dass sich ein Schwarm Vieraugenfische in acht nehmen sollte, die uns gleich danach passieren.
Die Gefahr könnten die Zahnkarpfen zumindest erkennen. Denn eine querliegende Scheidewand teilt ihre Augen in zwei Hälften mit je einer Pupille, sodass sie gleichzeitig über und unter Wasser sehen können. So etwas wünscht man sich doch für seinen nächsten Schnorchelgang, um die lästigen Zusammenstöße mit anderen Leuten zu vermeiden.
Eine Viertelstunde später kommen wir in die Sümpfe. Der Übergang vom Kanal zum natürlichen Gewässer ist fließend. Sind es erst vereinzelte Bäume, die auf beiden Seiten von uns stehen, finden wir uns bald unter einem dichten Blätterdach der Mangroven wieder.
Fische können wir in dem trüben Brackwasser der Caroni Sümpfe, dem Caroni Swamp, zwar keine mehr finden, dafür aber jede Menge Krebse, die an den Stützwurzeln der Mangroven klettern und hängen. In der Ferne erspähen wir zudem die ersten Scharlachroten Ibisse, die vorm Sonnenuntergang das Ziel unserer Ausflugs sein werden.
Zuvor aber herrscht auf einmal Aufregung im Boot. Der Bootsführer hat eine Baumschlange über uns entdeckt. Während die einen noch zusammenzucken, greifen andere rasch zu ihrer Kamera, um das im Geäst schwierig zu erkennende Reptil abzulichten. Erst, als alle ihre Aufnahme im Kasten haben,
fahren wir weiter - um kurz darauf bei einer zweiten, deutlich besser zu sehenden Baumschlange die Prozedur zu wiederholen. Ein schönes Erlebnis, denn bisher hatten wir von Baumschlangen immer nur gehört, ohne eine in freier Wildbahn beobachten zu können.
Ehrlich gesagt, die Fahrt zu den Scharlachroten Ibissen durch die Caroni Sümpfe hatten wir uns etwas anders vorgestellt. Wenn wir an unsere Fahrt durch den Nationalpark Los Haitises denken, wo wir ganz nah an den Felsen mit den Albatrossen, Pelikanen und Adlern heranfahren konnten, sind wir etwas enttäuscht von dem großen Abstand zwischen unserem Boot und dem Schlafplatz der Ibisse.
Zu verdanken haben wir dies Wilderern, welche die Ibisse lange Zeit wegen ihrer Federn gejagt haben. Zeitweise hat dies sogar dazu geführt, dass die Vögel ihre Brutstätten auf Trinidad aufgegeben hatten, um ihre Jungen in unzugänglicheren Gebieten von Venezuela aufzuziehen.
Auch wenn die Regierung konsequent gegen Wilderei vorgeht und die Vögel inzwischen wieder sicher auf den kleinen Inseln im Caroni-Sumpf schlafen und brüten können, nehmen die Ibisse leider immer noch Reißaus, wenn sich ihnen ein Boot nähert.
Um dies zu vermeiden, steuern die Ausflugsboote bereits vor der Ankunft der ersten Scharlachroten Ibisse die Bereiche an, von denen sich die Schlafplätze zumindest in etwa Beobachten lassen. Zur Sicherheit setzt unser Ranger das Boot zusätzlich ein Stück zurück, sodass sich der hintere Teil unter den Zweigen der Mangroven befindet.
Noch ehe wir die ersten Ibisse sehen, fliegt ein Adler über uns hinweg - ein erfolgreicher Jäger, wie der Fisch in seinen Fängen beweist. Auch einige andere Vögel passieren das Boot, ohne dass sie sich mit der Kamera einfangen lassen. Wie sie heißen, kann ich leider nicht sagen. Nur, dass sie sehr flink und nicht allzu groß sind. Solange es taghell ist, zeigen sich in der Ferne nur wenige der begehrten Ibisse.
Als kleine rote Punkte fliegen sie die Insel direkt vor uns an und sind nach ihrer Landung schon kaum mehr zu finden. Erst bei einsetzender Dämmerung ziehen große Schwärme Scharlachroter Ibisse über den Caronisumpf hinweg, bis es um den Schlafplatz nur so von ihnen wimmelt und sich die Bäume auf der Insel zusehends rot färben. Ein Schauspiel, das auch aus der Ferne einfach toll ist und uns einen schönen Abschluss unseres Trinidadausflugs beschert.