Von Charlotteville nach Scarborough

Liming, das bezahlte Faulenzen auf Tobago

Nach einem Zwischenhalt bei Speyside bzw. auf einem Aussichtspunkt darüber verlassen wir die atlantische Küste und durchqueren Mainridge, die einzige Bergkette auf Tobago. Als wir eine Baustelle passieren, guckt David kurz runter: »Seht ihr, wie viele Menschen dort arbeiten?« Ja, es sind vier, vielleicht auch fünf Personen auszumachen, welche die Straße ausbessern.

Zugleich verbreitern und verstärken sie die Brückenelemente. »Ja, es sind vier, fünf, die hier arbeiten«, bemerkt David und erklärt: »Normalerweise sind doppelt oder dreimal so viele bei so einer Baustelle. Aber dann arbeiten auch nur vier oder fünf; vielleicht auch nur zwei.« Was der Rest macht? Liming, so nennt man auf Trinidad und Tobago das bezahlte Faulenzen.

Video zu Charlotteville und Scarborough auf Tobago

Eindrücke eines wunderschönen Auflugs auf Tobago mit Stopps in Charlotteville und Scarborough.

Flagstaff Hill und die Aussicht über die nördliche Karibische Küste

Na, das sollte uns mal im Urlaub passieren! Nein, wir fahren weiter auf den Flagstaff Hill, um uns von dort die nördliche Karibische Küste Tobagos mit der großen Man O’ War Bay auf der einen und der felsigen Insel St. Giles auf der anderen Seite anzuschauen. Neben mehreren Bänken fürs nächste Picknick -

die Menschen auf Tobago müssen ganz verrückte Picknicker sein - gibt es hier oben einen Wanderweg, über den man um die Nordspitze von Tobago herumlaufen kann. David: »Die Strecke könnt ihr in etwa vier Stunden schaffen.« Gerne würden wir dieses machen. Leider, leider könnte es dann aber knapp mit dem Tageslicht werden ... (-:

Aussicht von Charlotteville über die Pirate´s Bay

Also wieder zurück zur Verbindungsstraße und weiter durch den dichten, üppig grünen und teils wolkenverhangenen Regenwald nach Charlotteville. Bevor wir jedoch in das wahrlich schmucke Dorf kommen, fährt David nach Cambleton. Neben wenigen, ebenso idyllisch wie auch abseits gelegenen Häusern und Ferienwohnungen befinden sich dort die Reste der Cambleton Battery.

Wie bei wohl allen bekannten Aussichtspunkten wurde auch dieses Fort mit Bänken und einem Pavillon ausgestattet. Außerdem zieren, wenn so etwas denn möglich ist, zwei Kanonen das Fort. Weitaus interessanter aber ist der fantastische Ausblick auf Charlotteville, die Pirate´s Bay und die karibische Küste.

Weniger schön finden wir allerdings die Rauchsäule, die von den Hügeln auf der anderen Seite der Bucht aufsteigt. »Die brennen dort schon seit zwei Tagen den Wald ab«, berichtet uns eine US-Amerikanerin.

Da sie aus Kalifornien kommt, fügt sie besorgt hinzu: »So ein Feuer würde bei uns an nur einem Tag den ganzen Hügel verbrennen.« Doch auch hier ist es während der Trockenzeit alles andere als ratsam, den Wald abzufackeln - wozu auch immer.

Wir verlassen die Szenerie, um an den Strand zu fahren. Wie bei den meisten Stränden auf dieser Seite von Tobago, ist das Meer relativ ruhig. Relativ deshalb, weil das Baden zwar mit mehreren Flaggen untersagt ist, das wohl aber nur, weil sich keiner findet,

der bei dem leichten Wellengang Lust hat, auf die wenigen Urlauber aufzupassen. Sei es drum. Wir wollen eh nicht schwimmen, sondern spazieren lieber entlang der Bucht bis zum Bootsanleger von Charlotteville, wo uns David bereits erwartet.

Das Fort King George bei Scarborough

In einem Rutsch geht es von Charlotteville zurück nach Scarborough. Das heißt, fast, denn bei der Queen´s Bay biegt David nochmals zum Strand ab. Während wir uns noch wundern, meint er nur verlegen, dass er die Bucht bei der Hinfahrt vergessen habe. Wenn er meint? Wir hätten es weder gemerkt noch vermisst,

nehmen den kurzen Halt aber gerne mit. Danach fahren wir aber ohne weiteren Stopp zum Fort King George. Es ist das einzige, was einen guten Erhaltungszustand aufweist. Wobei allerdings vieles von den anderen Festungen Tobagos hierher gebracht oder rekonstruiert wurde.

Nachdem wir den Bell Tank, eine nach oben hin glockenförmige Zisterne mit dem für damalige Verhältnisse gigantischen Fassungsvermögen von 35000 Gallonen oder rund 132500 Liter, passiert haben, kommen wir zum Festungsmuseum und Leuchtturmhaus.

Von außen ist das Gebäude schön anzusehen. Allerdings hat es leider den Makel, dass uns dort ein Musiker auflauert und bedrängt, unsere Herkunft zu verraten. Ungefragt versucht er als nächstes, uns mit einer Litanei gesungener deutscher Wörter zu beeindrucken. Ein sinnloses Unterfangen.

Nach einem Rundgang durch die parkähnliche Anlage fahren wir weiter an den Hafen, wo wir die nächste Überraschung des Urlaubs erleben: das Kreuzfahrtschiff, das wir schon am Morgen vom »Funkturmhügel« aus gesehen hatten, ist die MS Deutschland - das Traumschiff.

Jetzt sind wir mal gespannt, ob es demnächst eine Traumschiff-Folge mit Tobago gibt. Ansonsten aber lohnt der Aufenthalt im Hafen kaum, sodass wir uns bald auf der Weiterfahrt zu den Strände südlich von Scarborough befinden.

Eigentlich dachten wir ja, dass es nach der Hauptstadt direkt zurück zu unserem Hotel geht. Weil wir zwei Tage zuvor bemerkt hatten, dass sogar der Golfplatz »Mount Irvine« nahe dem Fischerdorf Black Rock durch die Trockenheit graubraun geworden ist und David einfiel, dass der einzige grüne Rasen die Golfanlage beim Hilton an der Südküste ist, entschließt er sich aber zu einem Umweg.

Und Tatsache: das Gras auf dem Tobago Plantations Golfplatz sieht noch grün aus. Der hoteleigene, riesige Teich jedoch hat schon einen Großteil seiner Wasserreserve dafür hergeben müssen. Uns ist es gleich. Schließlich gibt es bei uns daheim genug schöne Golfplätze - falls wir je in Versuchung geraten sollen, mit einem Metallschläger auf arme, kleine Bälle einzudreschen.

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