Gilpin Trail | Vogelbeobachtung auf Tobago

Wanderung in den Regenwald von Tobago

Früh morgens, um 5.30 Uhr, holt uns Edith bei unserem Strandhotel auf Tobago zur Tour in den Regenwald von Tobago ab. Es ist noch dunkel, aber da die Fahrt bis zum Gilpin Trail bzw. dem Ausgangspunkt an der Roxborough-Parlatuvier Road eine Stunde dauert, ist es besser, möglichst früh aufzubrechen. Schließlich sind die meisten Vögel Frühaufsteher und damit in der Mittagszeit nur wenig aktiv.

Video zur Wanderung auf dem Gilpin Trail

Ausflug in den Regenwald von Tobago. Wanderung auf dem Gilpin trail durch eines der ältesten Naturschutzgebiete in der westlichen Hemisphäre.

Start des Ausflugs mit Frühstück

Beim Ausgangspunkt angekommen, richtet Edith erst einmal ein kleines Frühstück. Statt Omelette mit Speck und Kartoffelpuffer gibt es heute mit Schinken und Käse belegte Sandwiches - eine schöne Abwechslung, wie wir finden. Dazu einen Schluck Kaffee, um die Müdigkeit zu vertreiben,

und schon brechen wir in den seit 1765 geschützten Regenwald des Tobago Main Ridge Forest Reserve auf. Wobei Regenwald etwas zu viel gesagt ist. Zumindest erleben wir den Wald ausgesprochen trocken, sodass wir auf Gummistiefel verzichten können.

Schon nach wenigen Metern auf dem Gilpin Trail sind wir von der Wildnis beeindruckt. Von dem Hurrikan im Jahr 1963 hat sich der zuvor rund 50 hohe Regenwald zwar noch nicht völlig erholt (die Baumkronen sehen wir etwa 30 Meter über uns), das aber gibt vielen anderen Pflanzen die Möglichkeit, schon knapp über dem Boden zu gedeihen.

Wenn das Blätterdach so dicht wie vor dem Hurrikan wird, werden sie verschwinden. Wie groß der Kampf ums Licht ist, zeigen uns die Baumstämme, die in den unteren Bereichen keine Äste bilden, sondern schnurstracks nach oben wachsen und sich erst in der Höhe verzweigen - um anschließend als Unterlage für Bromelien und andere Epiphyten zu dienen.

Auf dem Gilpin Trail

Vogelbeobachtung mit Mot Mots und Prachtpipra

Der Weg auf dem Gilpin Trail ist ein langsamer. Denn wer durch den Regenwald hindurch hastet bzw. sogar der, der ein gemächliches Tempo anschlägt, wird kaum einen Vogel noch irgendwelche andere Tiere entdecken. Sie sind einfach zu gut getarnt und haben zu viele Versteckmöglichkeiten in der dichten Vegetation.

So also bleibt Edith alle paar Meter stehen, um nach irgendwelchen Vögeln zu lauschen und zu suchen. Es ist ein mühseliges Unterfangen. Und doch habe ich schon bald Glück, einen kleinen schwarzen Vogel mit blauem Rücken und rotem Scheitel zu entdecken. Es ist ein Prachtpipra, erklärt Edith. Als er zu einem Busch fliegt, können wir ihn gut verfolgen. Dann aber verschwindet er im grünen Dickicht.

Nachdem sich bereits ein kleiner Frosch durch sein lautes, vogelähnliches Gequake verraten hat, zeigt sich uns eine große Krabbe im Bachbett. Ebenso begleiten uns zwei Mot Mots und ein paar weitere Vögel, die so schnell durch das Bild huschen, dass wir ihnen mit den Augen kaum folgen können. Verwehrt bleibt uns hingegen eine gute Sicht auf die Papageien des Regenwaldes.

Ihr Gekrächze ist gut zu hören, doch sitzen die grün gefiederten Vögel so hoch oben in den Baumkronen, dass sich nur erraten lässt, ob es sich um ein paar Federn oder doch nur um Blätter handelt. Von einem weiteren Vogel, der brav auf Ediths Lockrufe antwortet, ohne sich auch nur einen Moment blicken zu lassen, wollen wir gar nicht erst reden ...

Da finde ich es doch schöner, bis zum Wasserfall zu spazieren und sich nach einer kurzen Pause über die eigentlich gesperrte Brücke zu trauen, um einem anderen Guide zu beweisen, dass man das Becken des Gilpin Wasserfalls genauso schön fotografieren kann (-: Eine Überraschung erleben wir schließlich auf dem Rückweg: nachdem wir nahe des Wasserfalls zwei junge Kolibris bei ihren ersten Flugversuchen beobachten, zeigt uns Edith ein Kolibrinest.

Es ist so winzig, dass ein Farnblatt reicht, um es vorm Regen zu schützen. Hier gilt es, sich möglichst ruhig zu verhalten und reichlich Abstand zum Nest einzuhalten. Andernfalls kann es gut passieren, dass sich die Mutter unsichtbar in der Umgebung versteckt und wartet, bis die Luft rein ist. Mit der nötigen Geduld aber kann man Glück haben und das Weibchen beim Füttern beobachten.

Mit diesem stillen wie einmaligen Erlebnis kehren wir zurück zur Schutzhütte, lästern über einen anderen Reiseleiter, der seinen Kollegen nur gegen Geld verraten will, wo er welches Vogelnest gesehen hat, und freuen uns auf die Erfrischung, die Edith in der Kühltasche mitgenommen hat. Schließlich aber geht es mit der schönen Gewissheit zurück ins Turtle Beach Hotel, dass wir auch diesen Tag besser als die meisten anderen Gäste genutzt haben.

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