Anstelle einer Inselrundfahrt über Tobago haben wir uns für zwei Fahrten entlang der beiden Küstenstreifen entschieden. Die erste führt entlang karibischen Küste, die zweite entlang der atlantischen Küste. Dabei konnten wir beide Termine bereits im Vorfeld mit Sunbird Holidays vereinbaren.
Dies hat den Vorteil, dass wir alleine mit dem Fahrer unterwegs sind und ohne Rücksicht nehmen zu müssen, überall anhalten und so lange Verweilen können, wie wir es wollen. Nachdem wir bei der Einreise nur durch Zufall zum Hotel mitgenommen wurden, müssen wir einzig darum bangen, dass wir auch abgeholt werden.
Pünktlich auf die Minute steht um 8:30 Uhr fest: der erste Ausflug klappt schon mal. Ein etwas schüchtern schauender Taxifahrer macht sich im Eingangsbereich vom Turtle Beach Hotel bemerkbar. Das heißt eigentlich eher davor, weil ihm das Personal den Weg versperrt.
Ja, um einfach ins Hotel hineinspazieren zu können, muss man hier bekannt sein oder zumindest ein All-inclusive-Bändchen am Handgelenk haben. Um so schöner ist, dass er (David) uns gleich erkennt und, ohne Abzulesen, mit Vor- und Nachname begrüßt. Auf geht’s!
Der erste Halt ist das Fort Bennett in Black Rock. Nachdem wir dort aber schon waren, bleiben wir nur kurz, um dann auch schon weiter nach Plymouth zu fahren - und uns dort zu blamieren. Wie das? Nun ja, Plymouth ist bekannt für einen mysteriösen Grabstein mit der berühmten Inschrift: »She was a mother without knowing it, and a wife without letting her husband know it, except by her kind indulgences to him.« (Sie war eine Mutter, ohne es zu wissen, und eine Ehefrau, ohne es ihren Mann wissen zu lassen, abgesehen von ihrer Art der Nachsichtigkeit gegenüber ihm.) Die Interpretation der Inschrift bleibt dem Besucher überlassen.
Stattdessen fragen wir nach dem Denkmal, das die Polen zur Erinnerung an die Kolonie Courland oberhalb der Great Courland Bay errichteten. Als wir es sehen und bemerken, dass es sich um ein typisches Denkmal aus der Zeit des Warschauer Pakts handelt, schmunzelt David:
»Bisher haben mich alle nach dem Grabstein gefragt und keiner nach dem Denkmal. Ihr seid die ersten, die nicht das Grab, sondern das Denkmal sehen wollten.« Nur gut, dass wir zumindest von dem Fort James wussten, dass die Briten 1768 hier errichtet hatten.
Vom Arnos Vale Waterwheel Park fahren wir weiter durch Moriah ins Fischerdorf Castara. Bevor es die Kurven hinab an die Küste geht, halten wir jedoch an einer exponierten und als kleinen Park angelegten Stelle, von wo wir weite Teile der karibischen Küste mitsamt der Bucht von Castara überblicken können. Gleich neben den Stellflächen fällt mir ein Schild auf:
»No dumping«. Was das bedeutet? »An Straßen mit so wenig Verkehr wie hier halten oft Leute, um ihren Müll sackweise abzuladen«, erklärt David. Im Gegensatz zu dem »littering«, bei dem soeben angefallener Unrat wie Flaschen, Verpackungen oder Zigaretten gleich an Ort und Stelle fallen gelassen wird, wird hier im großen Stil gehandelt. Tja, es ist überall dasselbe.
Weitaus schöner ist es da, den großen Kapokbaum bei Moriah, den größten auf ganz Tobago, zu betrachten. Bereits von Weitem sieht er wie ein stattlicher Baum mit weit ausladender Krone aus. Wie riesig er ist, bemerkt man aber erst, wenn man direkt daneben steht und hinab in die Schlucht blicken kann, aus der er emporgewachsen ist. In der Trockenzeit trägt er nur wenige Blätter. Grün ist er aber dennoch, weil die Äste über und über mit Ananas-Bromelien und anderen Epiphyten bedeckt sind.
Als wir schließlich in Castara ankommen, sind wir überrascht, wie klein der Ort ist und wie wenig hier los ist. Offenbar reicht es auf Tobago nicht, eine der schönsten Buchten der Insel zu haben, um Touristen anzulocken. Zwar heißt es in unserem Reiseführer, dass die Unterkünfte in Castara in den letzten Jahren zugenommen haben, am Strand treffen wir aber so gut wie keinen Urlauber. Um so herrlicher ist es, ein paar Meter über den mit Palmen gesäumten Strand am türkisblauen Meer zu laufen. Wer längere Zeit in Castara verbringt, empfehlen wir, sich mit einem Boot zum Schnorcheln in die benachbarte Little Bay (auch Heavenly Bay) fahren zu lassen.