Eingerahmt von Felsen, die beiderseits von Alanya bis ans Meer reichen, war Alanya in der Antike beinahe jederzeit ein idealer Zufluchtsort für Piraten und Rebellen. Als einzige Stadt, die zu Römerzeiten gegen Antiochus III. beharrte, brachten die Piraten Alanyas im 1. Jh. vor Christus das Römische Reich wirtschaftlich und diplomatisch in eine kritische Lage. Durch den Raub von römischen Getreideschiffen mussten die Römer sogar zeitweise Hunger leiden.
Bis Mitte der Achtziger bestach Alanya mit kilometerlangen Sandstränden, antiken Ruinen und familiären Hotels. Dann brach der Massentourismus über den Fischerort herein. Die kilometerlangen Strände sind mittlerweile voll erschlossen und mit Hotels nahezu lückenlos zugestellt. Besonders dramatisch ist dieses Bild am Kleopatrastrand, den die ägyptische Königin von Marc Antonius zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte.
Für die Fahrt nach von Alanya nutzen wir den Dolmus. Wer dieses nicht kennt, wir sich zu Beginn über das Schneckentempo des Sammeltaxis wundern. Doch das wird sich stadteinwärts ändern. Denn das Tempo vom Dolmus verhält sich proportional zur Anzahl der Fahrgäste. Im Zentrum angekommen führt unser erster Stadtbummel in Alanya an den Hafen. Neben dem Roten Turm findet man hier die einzige erhaltene Werft der Selcuken. Darüber thront die einzige erhaltene Burg der Selcuken. Beide Gebäude stammen aus dem 13. Jahrhundert. Wie zu Römerzeiten gilt es auch heute wieder, sich gegen den Piraten der türkischen Riviera zu wappnen.
Leider sind wir durch die positiven Erfahrungen in Antalya leichtsinnig geworden. Arglos verlassen wir die unterirdische Werft unter Schutz eines dicken, gemütlichen und »don´t pay«-schmunzelnden Polizisten. Er bewahrt uns vor einem Wegelagerer, der uns dorthin begleitet hatte. Das sind selbsternannte Führer, die man nicht bestellt hat, die sich aber auch nicht abschütteln lassen. Am Hafen selbst dürfen wir alle paar Schritte eine Einladung zur Bootstour ausschlagen. »2-Stunden-Tour?« »Nein, dann vielleicht 1 Stunde?« »Nein? Vielleicht dann Tagestour?« Am Ende des Spießroutenlaufs aber können wir auch in Alanya in Ruhe eine Cola mit Blick auf den Hafen genießen.
Ein zweiter, abendlicher Besuch schreckt dann Annette ein wenig ab. Wo tagsüber ruhige Gassen zu finden sind, lässt auf einmal Ballermann grüßen. Den idyllischen Charakter längst verloren, besticht Alanya heute also eher mit einem geschäftigen Treiben. Ein Kauf mit 60 Prozent herausgehandelten Nachlass sollt uns hier reichen. Daneben bestimmt lautes Nachtleben den historischen Ortskern. Eine quirlige Abendstimmung sucht man also vergebens. Wer das nicht mag, sollte Alanya während der Hochsaison meiden. Viel früher als gedacht finden wir uns dann auch in unserem Hotel wieder.
Weil der Weg vom Galeri bis zum Zentrum von Alanya recht weit ist, haben wir nach der Blauen Reise nicht viel von Alanya gesehen. Außerdem ist es hier im August unheimlich heiß. So kommt tatsächlich wenig Lust für ausgedehnte Spaziergänge auf. Einen kleinen Stadtbummel sollte man sich aber schon gönnen, zumal die Preise vergleichsweise günstig sind. Da außerdem einige Teilnehmer unserer Blauen Reise in einem Hotel auf der anderen Seite von Alanya einquartiert sind, bietet sich die Stadt als Treffpunkt an.
Zu Entsetzen führt allerdings die Lambada Cocktail Bar im touristischen Flanierzentrum mitten in Alanya. Der Ärger kommt doppelt. Zum einen sind die Getränke hier stark überteuert. Und Gäste, die in Euro zahlen, erhalten einen unverschämt schlechten Wechselkurs. Das ist vor allem deshalb dreist, da ihnen der Euro lieber ist als die Türkische Lira. Zuletzt verrechnet sich die Bedienung an unserem Tisch auch noch. Natürlich kann man herumstreiten und sich dagegen wehren. Doch beides sind die Bedienungen gewohnt und verweisen einfach aufs benachbarte Lokal, welches die gleichen Preise verlangt. Dass beide Wirtschaften denselben Eigentümer teilen, gut nichts zur Sache. Wir selbst wussten bereits, welche Preise im Zentrum verlangt werden. So also verzichten wir auf Cocktails und rechnen den verlangten Preis außerdem mit dem uns bekannten Kurs um. Das klappt auch.
Wir lieben es, andere Gegenden kennenzulernen. Besonders reizvoll finden wir dabei auch Bootsausflüge. Wer unsere Art zu schreiben kennt, der weiß, dass wir stets die schönen Seiten in den Vordergrund stellen. Bei einem Bootsausflug in Alanya leider ist uns dies nicht möglich. Doch der Reihe nach. Folgendes hatte unser örtliche Reiseleiter versprochen:
Leider werden die durch unseren örtlichen Reiseleiter geweckten Erwartungen in keiner Weise erfüllt. Sein Versprechen, dass es sich absolut lohnt, können wir nicht teilen. Zumindest lohnt es sich nicht für die Teilnehmer. So müssen wir einige Euro mehr hinblättern als zuvor bei dem gelungenen Kappadokischen Abend. Dieser eine Punkt kommt nicht überraschend. So heißt es auch in Dumonts Richtig Reisen, dass eine solche Bootsfahrt zwar teuer, aber lohnenswert sei. Dem entgegen müssen wir bei unserer Ankunft auf dem Boot zunächst einige Zeit auf immer weitere Teilnehmer warten. Es vergeht eine knappe Stunde, in der wir uns fragen, wer denn noch alles mit aufs Boot soll? Erst, als das Deck proppenvoll ist, stechen wir in See.
Trotz der Hitze startet auch die Ausgabe von Getränken tatsächlich erst, nachdem das Boot den Hafen verlassen hat. Es ist so die billigste Limo, die man sich vorstellen kann. Was folgt, veranlasst uns später zum ersten Mal auf Reisen überhaupt, einen Brief an den Veranstalter zu schreiben. Denn mit dem falschen Veranstalter bekommt man mit der Bootstour bei Alanya einen Ausflug, den tatsächlich keiner braucht. So entpuppt sich der als traumhaft beschriebene Kleopatra-Strand als völlig zugebaut und überlaufen. Nebenan befindet sich die Phosphorhöhle. In diese dürfen wir hineinschwimmen. Allerdings sollte man sich sputen. Denn so wie ich als guter Schwimmer die Höhle erreiche, ertönt auch schon ein Pfiff vom Boot. Es sollen alle umkehren.
Den einzigen wirklichen Höhepunkt gibt es kurz vor Schluss der Fahrt mit der Durchquerung der Liebeshöhle. Leider können nur fünf Ausflüger unseres Boots daran teilnehmen. Der Grund ist, dass auf der anderen Seite der Höhle ein Sprung aus gut zehn Meter Höhe ins Wasser ansteht. Die Höhle selbst verdankt ihren Namen wahrscheinlich ihrer Beschaffenheit. Denn die stellenweise absolute Dunkelheit in dem engen und zuweilen äußerst niedrigen Durchgang lässt einen ständig mit einer Hand nach den Vordermann suchen.
Auf der anderen Seite des Ganges öffnet sich die Liebeshöhle in eine trocken gefallene Tropfsteinhöhle. Dort müssen wir auf die Ankunft des Bootes warten, welches außen um den Felsen herumfährt. Dank des regen Andrangs sowie wahrscheinlich auch der Erfahrung mit sprungunerfahrenen Teilnehmern drängen die Bootsleute leider sehr zum Sprung vom Felsen (1,2,3-hopp!!). Als Folge muss ich als erster Springer unseres Bootes erst einmal für Ruhe sorgen, bevor ich mich mit einem Kopfsprung in die Fluten stürze. Der Sprung selbst - hm.